In Chemnitz sind neue Proteste angekündigt worden. US-Medien ziehen bereits Parallelen zum Zweiten Weltkrieg. Internationale Firmen ziehen sich zurück.
Chemnitz
Nach dem Solidaritätskonzert #wirsindmehr am Montag schien Ruhe in Chemnitz einzukehren. (Archiv) - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für heute sind in Chemnitz eine neue Demonstration – und Gegenveranstaltung – geplant.
  • Das Ausland blicke darum sorgenvoll auf Deutschland, analysiert ein Mannheimer Politologe.
  • Das schwächt auch die Ostdeutsche Wirtschaft: Firmen ziehen ihre Investitionen zurück.

Chemnitz kommt nicht zur Ruhe. Für heute Freitagabend hat die rechte Gruppierung «Pro Chemnitz» eine weitere Kundgebung geplant.

Auch die Gegenseite will nicht still bleiben: Parallel zur Demonstration wird auf dem Chemnitzer Theaterplatz ein kostenloses Open-Air-Konzert unter dem Motto «Kultur für Offenheit und Vielfalt» stattfinden.

Der Spalt, der durch die deutsche Gesellschaft geht – er bleibt offen. Während die meisten sich fragen, was das für Deutschland bedeutet, treibt den Mannheimer Politologen Rüdiger Schmitt-Beck auch eine andere Frage um: Welche Botschaft senden wir nach aussen?

US-Medien denken an Zweiten Weltkrieg

«Ich habe den Eindruck, dass die jüngsten Ereignisse im Ausland sehr genau und sorgenvoll beobachtet werden», sagt Schmitt-Beck. Der Blick aus dem Ausland passiere allerdings nicht neutral, sondern durch die Brille der Geschichte: «Signalisieren die Ereignisse die Wiederkehr eines Monsters, das spätestens seit den 1950er Jahren für tot gehalten worden ist?» Das frage man sich im Ausland, so der Politologe.

Besonders deutlich wird das in der englischsprachigen Berichterstattung. «Solche Szenen hat Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen», schreibt etwa die New York Times über Chemnitz.

Firmen ziehen sich zurück

Bei der schlechten Presse handle es sich nicht nur um einen Image-Schaden. «Inzwischen gibt es Berichte, dass die Ausländerfeindlichkeit schon dazu geführt hat, dass internationale Unternehmen Investitionspläne zurückzuziehen», so Schmitt-Beck. Das sei das Gegenteil von dem, was die wirtschaftlich schwächelnden Gebiete in Ostdeutschland brauchen.

Diese Unternehmen würden sich nicht nur fragen, ob in Deutschland bald daran gearbeitet werde, die liberale Demokratie zu untergraben. «Es steht die Frage im Raum, ob hier etwas wiederkehren könnte, das womöglich schlimmer wäre als das, was bereits in Ungarn, Polen oder neuerdings Italien zu beobachten ist.»

Zuhörer der Solidaritätskonzerte «Wir sind mehr» rappt gegen Gewalt. - Nau
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