Endlich, endlich hat das schier endlose Warten für Schottland ein Ende. Nach zehn verpassten Turnieren steht für die Bravehearts das EM-Comeback an - und das als Gastgeber. Gegner Tschechien setzt auf Bundesliga-Power.
Die Spieler von Schottland jubeln über das EM-Ticket. Foto: Predrag Milosavljevic/XinHua/dpa
Die Spieler von Schottland jubeln über das EM-Ticket. Foto: Predrag Milosavljevic/XinHua/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Diesen bedeutsamen Augenblick sehnt Schottland seit mehr als zwei Jahrzehnten herbei.

Nach zehn verpassten Welt- und Europameisterschaften kehren die Bravehearts mit ihrem EM-Auftakt gegen Tschechien auf die grosse Fussball-Bühne zurück.

«Ich glaube, das ganze Land steht hinter dieser Mannschaft - und hoffentlich werden wir das spüren», sagte Kapitän Andy Robertson vom FC Liverpool. Rund 12.500 Zuschauer dürfen in der Traditionsspielstätte Hampden Park dabei sein, wenn es zwischen den Gruppenaussenseitern Schottland und Tschechien am Montag (15.00 Uhr/MagentaTV) gleich zum Start um die Achtelfinal-Chance geht. «Wir sind hungrig, Legenden zu werden», sagte Mittelfeldstar John McGinn von Aston Villa.

Eine eher namenlose Mannschaft

Die beiden Leistungsträger aus der Premier League, die zu den bekannteren Profis der international eher namenlosen Mannschaft von Trainer Steve Clark zählen, waren noch Kindergartenkinder, als Schottland bei der WM 1998 letztmals bei einem grossen Turnier mitspielen durfte. Die bislang letzte EM-Endrunde liegt sogar noch zwei Jahre länger zurück. «Ich werde am Montag sehr stolz sein. Das wird emotional - ich hoffe, man sieht mir diese Seite nicht an», sagte Clarke, ein Mann mit in der Regel strengem Gesichtsausdruck.

Andere Spieler wie Billy Gilmour (FC Chelsea), David Turnbull (Celtic Glasgow) oder Nathan Patterson (Glasgow Rangers) waren dagegen nicht einmal auf der Welt, als die Tartan Army bei der WM in Frankreich mitfeiern durfte. Wie auch die zehnjährige Poppy Lord nicht. Die Schülerin erreichte auf der Insel und in Sozialen Medien Popularität, weil sie mit einem veröffentlichten Brief an ihre Lehrerin dafür warb, dass man das ersehnte EM-Spiel trotz Schulzeit doch sehen dürfe. Es könne Inspiration für alle Kinder sein - und erst die strahlenden Gesichter, wenn Schottland gar ein Tor schiessen würde.

Ein echter Torjäger fehlt

Doch genau das ist ein Problem der Bravehearts. Ein echter Torjäger fehlt. Der frühere José-Mourinho-Assistent Clarke setzt gerne auf Lyndon Dykes, aber der in Australien geborene Angreifer ist kein Stürmer von internationalem Format. Die Schotten sind auf Treffer aus dem Mittelfeld um Lenker McGinn angewiesen. Das Mittelfeld ist der stärkste Mannschaftsteil. Dazu überzeugte die rustikale und nervenstarke Auswahl - wie in früheren Zeiten - durch Kampfgeist und Einsatz.

Assistenztrainer John Carver wies kurz vor dem Turnierstart aber auf eine starke Entwicklung hin, die der «grosse Schub» durch das EM-Ticket zur Folge gehabt habe. «Wir haben uns so lange nicht qualifiziert, das war extrem wichtig», sagte Carver im Teamquartier im englischen Darlington. «Jetzt versuchen wir das zu erreichen, was niemals von einem schottischen Nationalteam erreicht wurde: Die Gruppenphase zu überstehen.»

Ein guter Auftakt als Motivation

Dazu sollte ein guter Auftakt gegen die Tschechen her, die auf Bremens verletzten Torhüter Jiri Pavlenka verzichten müssen. Dabei sind in der vom deutschen Schiedsrichter Daniel Siebert geleiteten Partie dagegen die Bundesliga-Profis Vladimir Darida (Hertha BSC) und Patrik Schick (Bayer Leverkusen), zum Kader zählt auch Pavel Kaderabek (Hoffenheim).

«Tschechien ist erstmal das wichtigste Spiel», sagte Carver und mochte als Engländer noch gar nicht an den bewegenden Auftritt im zweiten Gruppenspiel im Wembley-Stadion gegen die Three Lions vorausschauen. Der 56-Jährige erinnerte an schwierige Lockdown-Monate auch auf der Insel und hob das grosse Ziel eines Teams hervor. «Wir haben die Chance, mit der Nation zu feiern. Hoffentlich können wir das schaffen. Das gibt jedem einen Schub.»

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

SCHOTTLAND: 1 Marshall - 24 Hendry, 5 Hanley, 6 Tierney - 2 O'Donnell, 4 McTominay, 8 McGregor, 7 McGinn, 3 Robertson - 9 Dykes, 10 Adams

TSCHECHIEN: 1 Vaclik - 5 Coufal, 3 Celustka, 6 Kalas, 18 Boril - 15 Soucek, 21 Kral - 12 Masopust, 8 Darida, 14 Jankto - 10 Schick

Schiedsrichter: Daniel Siebert (Deutschland)

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