Die Liberalen des kanadischen Premierministers Justin Trudeau bleiben die stärkste Kraft, verlieren aber die absolute Mehrheit.
Justin Trudeau
Justin Trudeau darf weiterhin regieren. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Liberalen bleiben in Kanada die stärkste politische Kraft.
  • Die Partei von Premier Justin Trudeau verliert jedoch das absolute Mehr.
  • Nun müssen sie mit den Sozialdemokraten oder den Grünen zusammenspannen.

Die Liberalen von Premierminister Justin Trudeau sind bei der Parlamentswahl in Kanada erneut stärkste Kraft geworden. Sie haben ihre absolute Mehrheit aber verloren. Das prognostizierte der öffentliche TV-Sender CBC am Montag (Ortszeit). Das Ergebnis bedeutet, dass die Liberalen zum Regieren die Duldung durch kleinere Parteien brauchen.

Nach seinem Sieg hat der Ministerpräsident die Einigkeit des Landes beschworen. «Unser Team wird für alle Kanadier kämpfen», sagte Trudeau am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) in Montréal.

Justin Trudeau Kanada Wahlen
Der kanadische Premier Justin Trudeau und seine Familie am Wahltag in Vancouver. - keystone

An seine Kritiker gewandt meinte der 47-Jährige, er habe ihre Enttäuschung vernommen und werde sicherstellen, dass ihre Stimme gehört werde: «Wir werden zusammen vorwärts gehen in eine bessere Zukunft.» Die liberale Regierung werde fortsetzen, was sie in den vergangenen vier Jahren begonnen habe. Dazu gehörten die Kämpfe gegen den Klimawandel und Waffengewalt.

Eine Regierungsbildung beispielsweise mit den Sozialdemokraten oder den Grünen wäre wohl möglich. 2015 hatten Trudeaus Liberale 184 Sitze im Parlament gewonnen und seitdem mit dieser absoluten Mehrheit regiert.

Knappes Rennen hatte sich abgezeichnet

Schon im Vorfeld hatte sich ein knappes Rennen zwischen Trudeau und seinem konservativem Herausforderer Andrew Scheer abgezeichnet.

Rund 27 Millionen Bürger waren in dem G7-Land dazu aufgerufen, neue Abgeordnete zu wählen. Die Abgeordneten werden per Direktwahl nach dem Mehrheitsprinzip gewählt.

Justin Trudeau
Justin Trudeau, Premierminister von Kanada, an einer Wahlkampfveranstaltung. - dpa

Die Bilanz der liberalen Regierung nach vier Jahren ist durchwachsen. Zwar hat er wie versprochen Marihuana legalisiert und mehr als 25'000 syrische Flüchtlinge im Land aufgenommen. Einige seiner Wahlversprechen wie eine Wahlrechtsreform oder einen ausgeglichenen Haushalt bis 2019 konnte er aber nicht halten.

Negativschlagzeilen setzten Justin Trudeau zu

Zudem erregte Trudeau in den vergangenen Monaten mit Skandalen für Aufmerksamkeit. Es ging um ein altes Foto, das ihn mit dunkel geschminktem Gesicht auf einer Party zeigte. Auf dem 20-jährigen Bild war er als Aladdin verkleidet. Der Ministerpräsident entschuldigte sich für sein «rassistisches» Verhalten.

Justin Trudeau black face
Der kanadische Premier Justin Trudeau hatte sich 2001 bei einem privaten Schul-Event das Gesicht schwarz angemalt. - Twitter/@in_corgnito

Scheer beschuldigte Trudeau auch deshalb, das kanadische Volk über sein wahres Wesen zu täuschen und beschimpfte ihn als «Betrüger».

Ein grosses Thema im Wahlkampf war auch der Kampf gegen die Klimakrise: Die Konservativen kündigten an, Trudeaus CO2-Steuer zurückdrehen zu wollen. Die Regierung musste von links viel Kritik dafür einstecken, dass die Massnahmen angeblich nicht weit genug gingen.

Donald Trump gratuliert Justin Trudeau

US-Präsident Donald Trump hat Justin Trudeau zum Sieg bei der Parlamentswahl gratuliert. Mit dem «hart erkämpften Sieg» sei Kanada gut bedient. «Ich freue mich darauf, mit Ihnen an der Verbesserung unserer beiden Länder zu arbeiten», schrieb Trump am Dienstagmorgen auf Twitter.

Das Verhältnis von Trump zu Trudeau war in den vergangenen Jahren nicht immer einfach. Trump hatte Trudeau beim G7-Gipfel 2018 in Québec brüskiert. Er hatte seine Unterstützung für die Gipfelerklärung im Nachhinein zurückgezogen und ihm «falsche Aussagen» unterstellte.

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