Auch der fünfte Wahlgang im italienischen Kampf um die Staatspräsidentschaft endet ergebnislos. Elisabetta Casellati könnte die erste Frau an der Spitze werden.
Elisabetta Casellati
Elisabetta Casellati - POOL/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die fünfte Wahl um die Staatspräsidentschaft Italiens geht erneut ergebnislos aus.
  • Auch die neue Kandidatin, Elisabetta Casellati, konnte keine absolute Mehrheit erreichen.
  • Noch am Freitag soll ein sechster Wahlgang durchgeführt werden.

Die fünfte Runde der Wahl eines neuen Staatspräsidenten in Italien hat erneut kein Ergebnis gebracht. Das Mitte-Rechts-Lager brachte am Freitag Senatspräsidentin Elisabetta Casellati als Kandidatin ins Spiel.

Die 75-Jährige erhielt in der fünften Runde aber nur 382 Stimmen, deutlich weniger als die 453 im eigenen Lager. Damit verfehlte sie auch deutlich die nötige absolute Mehrheit.

Um die Wahl zu beschleunigen, wurde bereits für Freitagnachmittag (17.00 Uhr) ein sechster Wahlgang angesetzt. Künftig sollen täglich zwei Runden stattfinden.

Casellati wäre die erste Staatspräsidentin

Die katholische Abtreibungsgegnerin Casellati wäre die erste Frau im Präsidentenamt. Für einen Sieg müsste sie jedoch eine absolute Mehrheit der über 1000 Stimmen in der Wahlversammlung erreichen. Die populistische Fünf-Sterne-Bewegung und die Mitte-Links-Parteien hatten sich im fünften Wahlgang enthalten.

Die Parteien haben sich bislang nicht auf einen Kandidaten einigen können. Lega-Chef Matteo Salvini warf dem Mitte-Links-Lager vor, vor einer Entscheidung zu «flüchten». Der frühere Ministerpräsident Giuseppe Conte sagte, die Lösung könne nur in einer «hochrangigen» Kandidatur liegen, die über die Parteigrenzen hinausreiche.

Viele Enthaltungen und leere Stimmzettel

Auch bei den vorangegangenen Wahlgängen hatten die meisten Wahlleute ungültige oder leere Stimmzettel abgegeben oder sich der Wahl enthalten. Bis zur dritten Wahlrunde war für einen Sieg noch eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig gewesen. Seit dem vierten Wahlgang reicht die absolute Mehrheit.

Das Amt des Staatschefs in Italien ist ein weitgehend repräsentatives. Wegen der potenziellen Wahl des amtierenden Ministerpräsidenten Mario Draghi steht dieses Mal jedoch viel auf dem Spiel: Es drohen Neuwahlen und der Bruch der fragilen All-Parteien-Koalition, die Draghi zum Regierungschef gemacht hatte.

Draghi als Garant für gute Beziehungen zur EU

Der 74-Jährige gilt als gut geeignet, um als Staatschef für Stabilität und gute Beziehungen zur EU zu sorgen. Vor allem, wenn die radikale Rechte die nächste Parlamentswahl gewinnen sollte.

Die Abstimmung erfolgt geheim und es gibt keine offiziellen Kandidatenlisten. Der Wahlausgang gilt daher als kaum vorhersehbar. Den Rekord für die längste Wahl hält Giovanni Leone, der 1971 erst im 23. Wahlgang zum Staatspräsidenten Italiens gewählt wurde.

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