Die «Grüne Welle» ist laut Politologe Michael Hermann mit ein Grund für die SP-Sitzverluste in Zürich und Bern – doch die Probleme liegen tiefer.
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Die «Grüne Welle» ist nach Ansicht des Politologen und Geschäftsführers der Sotomo, Michael Hermann, nicht der einzige Grund für die Verluste der SP. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Bern und Zürich hat die SP jüngst massiv Sitze eingebüsst.
  • Neben dem Zulauf der Grünen gibt es laut Politologe Michael Hermann noch weitere Probleme.
  • Er kritisiert etwa das Linksaussenprofil der SP, das aus den 2010-Jahren stamme.

Die SP hat jüngst in den kantonalen Wahlen massiv Sitze verloren. Für die SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer ist das noch kein Grund zur Sorge. Sie schaut nach vorn. Für den Politologen Michael Hermann decken die Wahlen in Bern und Zürich Probleme der Polparteien auf.

Die Gewinne der Grünen seien längst nicht mehr so berauschend wie noch 2019. Damals hatten sie bei den nationalen Wahlen sagenhafte 6,1 Prozentpunkte hinzugewonnen. Dies sagte Hermann in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen (Dienstagausgabe).

«Grüne Welle» kann Verluste nicht wettmachen

Die Grünen als Partner der SP im linken Lager machten die Verluste der SP nicht vollständig wett. Das müsste die SP-Spitze eigentlich aufschrecken. Die Gründe für das schlechte Abschneiden der Sozialdemokraten lägen tiefer.

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Die «Grüne Welle» sollte den SP-Co-Präsidenten Mattea Meyer und Cédric Wermuth zu denken geben. - Keystone

Die Kräfte, die keinen «linkslinken» Kurs fahren würden, hätten sich parteiintern weitgehend abgemeldet. Das Co-Präsidium aus Cédric Wermuth und Mattea Meyer verkörpere die heutige Aufstellung der SP perfekt. Anders als andere sozialdemokratische Parteien in Europa stecke die SP mit ihrem Linksaussenprofil noch in den 2010-Jahren.

SP-Sitzverluste schmerzen

Laut Meyer sind die Sitzverluste schmerzlich. Sie wolle aber nach vorne schauen – und das stimme sie optimistisch. Die SP habe im Alleingang die Abschaffung der Stempelsteuer verhindert, sagte Meyer in einem Interview mit dem «Blick».

Und die Partei habe breit abgestützt die Kita-Initiative lanciert, damit sich alle eine gute ausserfamiliäre Kinderbetreuung leisten könnten. «Und mit der Klimafonds-Initiative zeigen wir, wie wir unser Land unabhängig machen von Erdgas und Erdöl», sagte Meyer.

Auch SVP auf Abstiegskurs

Auch die SVP verliert Wähleranteile. Das liegt laut Hermann daran, dass die Partei für viele Personen im bürgerlichen Lager derzeit offenbar nicht wählbar sei. Das habe damit zu tun, dass ihre scharfe Oppositionsrhetorik das bürgerliche Milieu abschrecke.

Auch fehle der SVP das Thema, mit dem sie ausserhalb ihrer Kernwählerschaft Emotionen wecken könne. Die strikte Auslegung der Neutralität bis hin zum Putin-Verständnis vermöge nicht einmal die eigene Basis voll zu überzeugen.

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