Nutztiere fressen nicht nur inländisches Futter. Trotzdem werden die Produkte als Schweizer Fleisch vermarktet. Ein grüner Nationalrat will das ändern.
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Ein Schwein streckt seine Nase in die Kamera. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als die Hälfte des Kraftfutters stammt aus dem Ausland.
  • GPS-Nationalrat Felix Wettstein verlangt strengere Swissness-Regeln für Fleischprodukte.
  • Über 80 Prozent aller Futtermittel stammen aus der Schweiz.

Die Fleisch-Branche ist unter Druck. Aktueller Streitpunkt ist das Futtermittel: Wie eine kürzlich publizierte Studie von Greenpeace zeigt, wird über die Hälfte des Kraftfutters für Schweizer Tiere im Ausland gekauft. Rund 200'000 Hektaren werden dafür benötigt.

Die Unterschiede je nach Tier sind enorm. Rinder fressen mehrheitlich Futter aus dem Inland, Hühner ernähren sich hingegen grösstenteils von Importfutter. Als Schweizer Fleisch wird aber beides verkauft.

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Der Grüne Nationalrat Felix Wettstein. - felix-wettstein.ch

Der Grüne Nationalrat Felix Wettstein will das ändern. Er fordert, dass Fleisch nur als «schweizerisch» durchgeht, wenn das Futter mindestens zu 75 Prozent aus dem Inland stammt. Einen entsprechenden Vorstoss hat er in der grossen Kammer eingereicht, 13 Grüne Parlamentarier haben diesen unterzeichnet.

Woher das Futter stammt, ist auf der Fleisch-Verpackung nicht abgedruckt, sondern nur das Herkunftsland des Endprodukts. «Konsumenten gehen in der Regel davon aus, dass sie damit ein klares Bild über die Herkunft des entsprechenden Produkts haben. Sie gehen auch davon aus, dass dieses dank kurzer Wege ökologischer produziert worden als ein vergleichbares importiertes Produkt.»

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Welche Regeln sollen für das Prädikat Schweizer Fleisch gelten? - Keystone

Wettstein findet darum, dass der teils hohe Anteil an Importfutter das Prädikat «schweizerisch» verfälsche. «Um künftig Konsumenten fair zu informieren, soll der Mindestanteil an einheimischer Futterbasis definiert werden.»

84 Prozent der Futtermittel aus dem Inland

In der Fleisch-Branche hält man von Wettsteins Vorstoss wenig. Proviande-Sprecherin Regula Kennel erklärt: «Mit einem Futteranteil von 84 Prozent aus inländischer Produktion bekommen unsere Nutztiere mehr einheimisches Futter als Konsumenten einheimische Lebensmittel konsumieren».

Kennel zieht auch den Vergleich zur Industrie, wo schon lange eine Swissness-Debatte läuft. Dort wurde der Schwellenwert auf 60 Prozent gesetzt. «Eine Schweizer Uhr darf auch mit Herkunft Schweiz ausgezeichnet werden, obwohl Rohkomponenten aus dem Ausland importiert werden.»

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Ein Grossteil der Soja-Importe wird an Nutztiere verfüttert. - dpa-infocom GmbH

Könnte die Branche überhaupt auf Importfutter verzichten? «Für die Wiederkäuer würde das vielleicht gehen, nur 4 Prozent des Futters ist importiert.» Allerdings würde dies laut Proviande zu einem höheren Futterbedarf führen, weil die Rationen nicht mehr optimal zusammengesetzt werden könnten. «Effizient und ökologischer wäre dies keinesfalls.»

Braucht es strengere Swissness-Auflagen bei Import-Futter?

Ohne Importfutter müsste man hingegen bei Schweinen, Geflügel oder Eiern die inländische Produktion stark reduzieren, so Kennel. «Bei gleichbleibendem Milch-, Fleisch- und Eierkonsum würden dann einfach die Lebensmittel importiert werden.»

Wettsteins Anliegen dürfte während dieser Session nicht der einzige grüne Angriff auf die Fleisch-Branche sein. Nationalrätin Meret Schneider will einen Vorstoss einreichen, um Werbung für Import-Fleisch zu verbieten.

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