Seufz, seufz: Die Cyberabwehr der Armee ist nur zu Bürozeiten besetzt. Das kommt vielen bekannt vor, dem Bund offenbar nicht. Ein Kommentar.
Die Schweizer Armee will mit einem neuen vordienstlichen Kurs 16- bis 20-jährige IT-Security-Talente finden und an sich binden. (Symbolbild)
Die Schweizer Armee will mit einem neuen vordienstlichen Kurs 16- bis 20-jährige IT-Security-Talente finden und an sich binden. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Cyberabwehr der Armee ist nur zu Bürozeiten besetzt.
  • Dies mag überraschen, sollte doch gerade die Armee es besser wissen.
  • Doch es gibt einen Silberstreif am Horizont: Ein Kommentar.

Die Netzwerkinfrastruktur, die Server, natürlich die Computer und sogar die Handys der Armee werden vom «Security Operations Center» geschützt. Diese Cyberabwehr ist nicht nur wichtig für die Aufrechterhaltung des Betriebs, sondern auch den Schutz von militärischen Geheimnissen. Und diese Cyberabwehr ist nur zu Bürozeiten besetzt.

Wie einst die Luftwaffe

Das hatten wir doch schon einmal: Als nämlich 2014 bekannt wurde, dass die Luftwaffe der damals «besten Armee der Welt» nur zu Bürozeiten einsatzfähig war. Man wusste nicht, ob das zum Lachen, Weinen oder Fremdschämen war. Klarer war der Fall im Ausland: Eindeutig Lachen, abgesehen davon, dass es das Wort «fremdschämen» nur auf Deutsch gibt. Ätschibätsch!

flugplatz meiringen
Ein F/A-18-Flugzeug der Schweizer Armee anlässlich des ersten Tages der 75-Jahr-Feierlichkeiten des Militaerflugplatz Meiringen BE. - keystone

Seit 2020 gibt es die Cyberabwehr im VBS. Dass diese nur zu Bürozeiten den Cyber abwehrt, wissen wir erst jetzt, 2023. Das VBS dürfte es schon ein bisschen länger wissen und hat nicht geahnt, dass das eine schlechte Falle macht? Muss man Euch denn eigentlich alles erklären?

Personalmangel im IT-Bereich

Das VBS schiebt die Schuld auf das schwer zu rekrutierende Fachpersonal mit entsprechendem Cyberabwehr-Fachwissen. Mag sein, das lassen wir aber nur dann gelten, wenn die Cyberangreifer ebenfalls Rekrutierungsprobleme haben sollten. Oder zahlen die besser?

Mehr Investitionen in den Cyberbereich: Das sagen Politiker schon mindestens seit sie das zweite Mal über dieses Wort gestolpert sind. Bestreiten tut dies mittlerweile auch niemand mehr. Höchstens anmerken, dass es halt in anderen Bereichen noch mehr Geld brauche. Zum Beispiel vor nicht einmal einem Jahr bürgerliche Ständeräte wie Werner Salzmann (SVP/BE).

Cyber Schweizer Armee Bundesrat
Die Schweizer Armee soll im Bereich der Cyberabwehr und Digitalisierung aufrüsten. - Keystone

Nur Cyberabwehr reiche nicht, es brauche auch mehr Stutz für die Bodentruppen. «Wir können mit IT-Spezialisten keine Panzer zerstören», führte er als Beweis für sein gefährliches Halbwissen an.

Salzmann ist aktuell nicht zu beneiden, muss er doch als Präsident der Sicherheitskommission gerade alles Mögliche jonglieren: Munition für Gepard-Flugabwehrkanonen, eingemottete Leopard-Panzer für den Nicht-Krieg der Nicht-Ukraine. Herr Salzmann, wir haben gute Nachrichten: Es gibt einen Ausweg aus dem Raubkatzen-Dschungel und erst noch nachtaktive Cyberkrieger obendrauf.

Die EU, Dein Freund und Helfer

Dass man in Sachen Cyberabwehr möglicherweise im Hintertreffen ist, haben auch die Nachbarländer auf dem Bildschirm. Unter anderem in Österreich, aber auch Deutschland, eigentlich der ganzen EU. Deshalb wird investiert. Weil man ganz traditionellerweise die Kriege lieber an Stellvertreter delegiert, werden auch noch rund 15’000 ukrainische Soldaten geschult.

Poland Ukraine War
Leopard 2A4-Panzer auf dem militärischen Übungsplatz in Zagan, Polen, 15. September 2013. - keystone

Militärische Grundlagen, Minenräumung, ABC-Schutz und... Cyberabwehr stehen auf dem Stundenplan. Für die Rosinenpicker aus der Schweiz könnten da sicher noch ein paar Plätze in einer Kleinklasse gefunden werden. Schliesslich sind Deutschland und Polen sehr interessiert an unserer tierischen Bewaffnung.

Und jetzt raten Sie mal, wo die nachgeordneten Hauptquartiere für das ukrainische Trainingsprogramm zu liegen kommen sollen? Deutschland und Polen. Muss man Euch denn eigentlich alles erklären?

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