Steine für die Fassade der Zürcher Europaallee werden in China bearbeitet. Die SBB als Auftraggeber wurde für eine Schmähauszeichnung nominiert.
Teufelsstein: SBB baut Europaallee-Fassade mit Steinen aus China - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland - China - Zürich: Die Fassadenelemente wurden 43'120 Kliometer transportiert.
  • Die Alpen-Initiative nominiert die SBB dafür mit der Schmähauszeichung «Teufelsstein».
  • Die SBB sagt: Sie müsse sich ans Beschaffungsgesetz halten.

An der Europaallee prangen massive Natursteine an der Fassade. Die Steine aus Deutschland haben eine lange Reise hinter sich: Sie wurden für die Verarbeitung nach China verschifft bevor sie in Zürich an der Fassade landeten.

«Das verursacht 20 Mal mehr CO2 gegenüber Steinen, die in der Schweiz geblieben wären», kritisiert Jon Pult, Präsident der Umweltorganisation Alpen-Initiative. «Das geht nicht! Die SBB als Bundesbetrieb sollte die Umweltschutzinteressen berücksichtigen.»

Ist Beschaffungsgesetz schuld?

Die SBB wehrt sich: «Selbstverständlich erfolgen Beschaffungen und Vergaben nach einem klar definierten Bewertungssystem» Die Firma Porr Suisse habe die Ausschreibung gewonnen. Das teilt die SBB schriftlich mit, ein Videointerview wurde abgelehnt. Weiter erklärt der Sprecher: «Die SBB beschafft jährlich für rund 4,8 Milliarden Franken Güter und Dienstleistungen auf dem Markt. Von diesem Beschaffungsvolumen gehen rund 98 Prozent an Schweizer Firmen oder Firmen mit Niederlassungen in der Schweiz.»

Die SBB habe im Falle der Fassaden keine andere Wahl gehabt: Preis und Qualität seien bei der Beurteilung berücksichtigt worden. Bedeutet: Die SBB schiebt die Verantwortung ans Beschaffungsgesetz des Bundes weiter. Das scheint auch die Alpen-Initiative realisiert zu haben, darum geht die Kritik auch an den Bund: Dass ein solch «unsinniger» Transport vom Beschaffungsgesetz des Bundes möglich gemacht wird «geht gar nicht», so Umweltschützer und SP-Politiker Jon Pult.

Auszeichnung für «absurde» Transporte

Die lange Reise der Steine ist durch Recherchen des «Tages Anzeigers» aufgeflogen. Die Alpen-Initiative nominiert die SBB wegen diesem «absurden» Transport für die Schmäh-Auszeichnung «Teufelsstein». Neben der SBB sind auch die Landi wegen weitgereistem Holz und Proviande wegen Wurstdärmen aus China für die Schmäh-Auszeichnung nominiert.

Teil 1: Därme für Schweizer Würste nach China und zurück

Teil 2: Landi verkauft Holz aus Europa trotz Überschuss in der Schweiz

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