Eine Studie der Universität Bern hat Berufe verschiedenen Interessensgruppen, statt den üblichen Sektoren, zugeordnet. Fazit: Die Interessen von Frauen und Männer haben sich seit 1991 kaum verändert.
Noch immer sind im pflegenden Berufsbereich vor allem Frauen zu finden.
Noch immer sind im pflegenden Berufsbereich vor allem Frauen zu finden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie der Universität Bern hat verschiedene Berufe sechs Interessensgruppen zugeordnet.
  • Dabei stellte sich heraus, dass die typischen Frauen- und Männerberufe sich seit 1991 nicht verändert haben.
  • Allerdings zeigen sich Frauen bei der Berufswahl breiter interessiert, als Männer.

Kleine Jungs wollen mal Polizisten werden, Mädchen Lehrerin. Klischee? Blickt man auf die Arbeitsmarkt-Studie der Universität Bern, steht die Antwort fest: Kein Klischee, sondern noch immer Realität.

In mehr als 20 Jahren haben sich die typischen Männer- und Frauenberufe nicht verändert. Die Analyse beginnt 1991 und stellt fest: Stets wurden junge Frauen lieber Lehrerin oder Krankenschwester, während aus den jungen Männern Polizisten und oft auch Handwerker geworden sind.

Die Studienleiter Anja Ghetta und Andreas Hirschi von der Universität Bern.
Die Studienleiter Anja Ghetta und Andreas Hirschi von der Universität Bern. - Universität Bern

Die Studienleiter Anja Ghetta und Andreas Hirschi haben die Berufe allerdings nicht in die typischen Branchen und Sektoren unterteilt, sondern in Interessenstypen. Denn: «Innerhalb von Branchen und Sektoren gibt es wesentliche Unterschiede in den Interessen, die in bestimmten Berufen verwirklicht werden können.» Koch und Hotelfachfrau gehören der gleichen Branche an, leben mit ihren Berufen aber verschiedene Interessen aus.

Anteil Frauen und Männer in den verschiedenen Interessensgruppen.
Anteil Frauen und Männer in den verschiedenen Interessensgruppen. - Universität Bern

Sechs Interessensfelder

1. Handwerklich-technisch: Hier leisten die Realisten körperliche Arbeit. Diese Menschen arbeiten gerne mit den Händen und Werkzeugen, an Maschinen und mit Gegenständen. Dazu gehören Elektriker, Landwirtinnen, Schreiner oder Maschinenbauerinnen. Sie machen die grösste Berufsgruppe aus.

2. Im untersuchend-forschenden Bereich arbeiten laut den Psychologen die investigativen Menschen wie Wissenschaftlerinnen, Detektive, Laborantinnen oder Biologen. Diese Menschen lösen gerne Probleme und leisten geistige Arbeit.

3. Der künstlerisch-kreative Bereich macht das kleinste Stück des Arbeitsmarkt-Kuchens aus: Musiker, Autorinnen, Schauspieler oder Designer.

4. Im erziehend-pflegenden Bereich findet man die sozialsten Menschen, die pflegen, bilden oder beraten und gerne mit Menschen arbeiten. Geburtshelfer, Lehrerinnen, Therapeuten und Berufsberaterinnen gehören dazu.

5. Im führend-verkaufenden Segment finden wir die Unternehmer-Typen, die gerne leiten, verkaufen und wirtschaftlichen denken. Dazu gehören sowohl der Verkäufer, als auch die Hotelmanagerin, der Unternehmer genauso wie die Werbefachfrau.

6. Im ordnend-verwaltenden Bereich finden wir die konventionell ausgerichteten Arbeitskräfte, die gerne strukturieren und verwalten, gewissenhaft und systematisch vorgehen. Hierzu zählen die Forscher Sekretärinnen, Buchhalter, Richterinnen und Archivare.

Die Verteilung der Arbeitnehmenden in die sechs von den Psychologen festgelegten Interessensgruppen.
Die Verteilung der Arbeitnehmenden in die sechs von den Psychologen festgelegten Interessensgruppen. - Universität Bern

Frauen breiter interessiert als Männer

Die Berufswahl hänge eng mit den jeweiligen Interessen der Frauen und Männer zusammen, erklären die Forscher. Und diese Interessen seien seit 1991 konstant stereotyp geblieben. Berufe mit erziehend-pflegendem Schwerpunkt werden vornehmlich von Frauen ausgeführt, die handwerklich-technischen hingegen von Männern.

Allerdings seien die Frauen schon immer breiter interessiert gewesen, als die Männer: «Verglichen mit Männern sind Frauen weniger stark auf ein Interessensfeld konzentriert, sondern in einem breiteren Berufsspektrum tätig.»

Die Interessen-Zugehörigket der Frauen hat sich über die Jahre kaum verändert.
Die Interessen-Zugehörigket der Frauen hat sich über die Jahre kaum verändert. - Universität Bern
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