Gaspar Noé hat als Enfant terrible des französischen Films oft für Skandale gesorgt. Mit «Vortex» bearbeitet er auf seine Weise das Thema Alter und Alzheimer.
«Vortex» gehört zu den persönlichsten Filmen von Gaspar Noé.
«Vortex» gehört zu den persönlichsten Filmen von Gaspar Noé. - Urs Flueeler/KEYSTONE/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein älteres Ehepaar lebt in einer Pariser Wohnung, die mit Büchern und Erinnerungen überhäuft ist.

Er ist Historiker und Filmtheoretiker, der ein Buch über die Verbindungen zwischen Kino und Traum schreibt. Sie eine pensionierte Psychoanalytikerin, die an Alzheimer leidet.

Mit «Vortex» hat Gaspar Noé ein Drama über das Altern gedreht und darüber, was es bedeutet, sein Gedächtnis zu verlieren, und zwar nach und nach.

Splitscreen und Asynchronität

Noé verwendet für die Dauer des ganzen Films die Splitscreen-Technik, die den Bildschirm in zwei Teile teilt. Sie erlaubt, sich gleichzeitig auf zwei Charaktere an unterschiedlichen Orten zu konzentrieren, gleichzeitig illustriert sie, wie zwei Leben, die versuchen, das Alter und die Krankheit zu überwinden, nicht mehr synchron verlaufen.

Mit seinen umstrittenen Werken «Menschenfeind», «Irreversible» oder «Love» hat sich Noé wegen brutaler Tötungsszenen und viel Sex den Ruf eines Skandalfilmers verschafft. Mit 58 Jahren scheint der französische Regisseur argentinischer Herkunft ruhiger geworden zu sein. Sein neuer Film gehört zu den persönlichsten. Für das Drama hat sich Noé von seiner unter Alzheimer leidenden Mutter inspirieren lassen.

Es ist das erste Mal, dass Noé Achtzigjährige filmt. Dabei stützt er sich auf das starke und ungewöhnliche Duo aus der Schauspielerin und Nouvelle-Vague-Ikone Françoise Lebrun («Die Mama und die Hure») und auf den italienischen Filmemacher Dario Argento («Suspiria»). Der Regisseur, der massgeblich den Giallo, das italienische Subgenre des Thrillers geprägt hat, steht für Noé erstmals vor der Kamera. Alex Lutz («Guy») spielt den drogenabhängigen einzigen Sohn des Paares.

Senilität ist kein seltenes Thema im Kino. Viel von sich reden machte zuletzt der preisgekrönte Film «The Father» von Florian Zeller mit Anthony Hopkins. Doch Noé bearbeitet den Stoff auf seine Weise. Das Drehbuch beschränkt sich so wie immer auf wenige Seiten, fast alle Dialoge sind improvisiert. Ein bewegender Film, der seine Kraft aus dem Realismus der Situationen zieht.

Vortex, Frankreich, Belgien, 2021, 135 Min., FSK o.A., von Gaspar Noé, mit Françoise Lebrun, Dario Argento, Alex Lutz

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