Zürcher Unispital: Mieses Spiel mit Klinikchef
Der Vorwurf der fahrlässigen Tötung gegen Herzchirurg Paul Vogt wurde fallengelassen. Hinter den Vorwürfen könnte erneut die Gruppe «Honest Falcon» stecken.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Herzchirurgen Paul Vogt musste sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten.
- Die Anklage wurde von der Zürcher Justiz fallengelassen.
- Hinter den Vorwürfen steckt vermutlich die anonyme Gruppe «Honest Falcon».
Paul Vogt war als Herzspezialist und Professor der Leiter der Herzklinik am Zürcher Universitätsspital (USZ). Vogt operierte über 12’000 Herzen und leitete mehr als 100 Transplantationen. Zudem baute er Herzkliniken in Usbekistan und Kasachstan mit auf.
Dem 65-Jährigen wurde fahrlässigen Tötung vorgeworfen. Die Strafanzeige wurde 2020 anonym vorgebracht.
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, stimmten die Anschuldigungen aber nicht.
Deshalb wurde das Verfahren gegen Vogt wegen fahrlässiger Tötung eingestellt. Lediglich wegen Ungereimtheiten in einem Operationsbericht wird die Staatsanwaltschaft weiter ermitteln.
«Honest Falcon» trat schon früher in Erscheinung
Die Vermutungen stehen im Raum, dass Vogt im Visier einer bislang unbekannten, anonymen Gruppe stand. Sie trägt den Namen «Honest Falcon» (zu Deutsch: «ehrliche Falken») und war schon früher aktiv. Bereits Francesco Maisono, der am USZ als Herzchirurg tätig war, geriet ins Visier der Gruppe.
Grund für Vogts Anklage war ein tragischer Tod eines Patienten bei einer Herzoperation. Vogt übergab zwischenzeitlich an seinen erfahrensten Kollegen, doch als er zurückkam, gab es bereits Komplikationen und der Mann verstarb.
Vorwurf – Vogt habe seine Assistenten im Stich gelassen
Fünf Tage später reicht eine anonyme Gruppe bei der Zürcher Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen Vogt ein. «Wir fürchten um unsere berufliche und soziale Existenz», heisst es. «Loyale Mitarbeitende werden von der Spitalleitung nicht geschützt», begründen die Anzeigeerstatter die Anonymität.
Vogt wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Er habe seine Assistenten alleingelassen, bevor die Operation beendet wurde. Angeblich hätten die Assistenten «mehrfach vergeblich» versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Ein Fakt, der nach Untersuchung der Telefondaten als Unwahrheit entpuppt wurde.

Wie sich zeigt, erreichten die jungen Ärzte Vogt und besprachen mit ihm am Telefon das weitere Vorgehen. Die polizeiliche Auswertung zeigt keine Anrufe auf Vogts Telefon, die er nicht entgegennahm. Ausserdem zeigt ein medizinisches Gutachten, dass weder der Chefarzt noch seine Assistenten den Tod des alten Mannes hätten verhindern können.
Paul Vogt operiert nach seiner Pensionierung am USZ nun wieder in der Klinik im Park der Hirslanden-Gruppe.