Der Gemeinderat Zell hat per 1. September 2019 die Umsetzung einer Internen Fachstelle Case Management beschlossen.
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Das Unternehmen musste Mitte 2020 rund 1000 Mitarbeitende entlassen. - Keystone
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Im Jahr 2016 wurde erstmals beobachtet, dass die Fallzahlen von Menschen mit psychischen und physischen Erkrankungen steigen. Damals suchte die Gemeinde Zell externe Fachstellen, welche Wissen und Netzwerk in diesem Bereich mitbringen. Nach einer vertieften Evaluation wurde die Zusammenarbeit mit einer privatrechtlich organisierten Fachstelle aufgenommen.

Die ersten Erhebungen der Fallzahlen zeigten auf, dass gegen 75 Prozent der Klientschaft eine gesundheitliche Einschränkung aufweisen. Zudem wurde festgestellt, dass die Fälle mit Begleiterkrankung (Komorbidität) stark zunehmen.

Bereits im Jahr 2017 stiegen die jährlichen Kosten im Vergleich zum Vorjahr um das Fünffache auf rund 85‘000 Franken. Im Jahr 2018 erreichten die Kosten 219‘000 Franken. Im ersten Halbjahr 2019 liegen die Kosten bei ca. 112‘000 Franken.

Umfassende Abklärung der gesundheitlichen Situation

Fast jeder zweite Fall erfordert eine umfassende Abklärung der gesundheitlichen Situation, damit eine möglichst zielgerichtete und nachhaltige Integration erfolgen kann. Als Massnahme dient auch die Überführung in die Invalidenversicherung (IV).

Um diese eingeschränkten Menschen teilweise oder vollständig in den ersten Arbeitsmarkt zu führen, bedarf es intensiver kommunaler Betreuungsarbeit. Die Aufgaben eines Case Managers sind im Wesentlichen das Erstellen einer umfassenden Anamnese, die Planung und das Aufgleisen eines effizienten und nachhaltigen Behandlungspfades, die Überwachung der eingeleiteten Massnahmen, die Begleitung der Betroffenen zu Ärztinnen, Psychiatern, Fachstellen und Gutachterinnen, das Zusammenstellen von Verlaufsberichten und das Erstellen von Berichten an die IV-Stelle des Kantons Zürich sowie das Akquirieren von Trainingsarbeitsplätzen im ersten Arbeitsmarkt.

Mit dem Wirken des Case Managers werden schliesslich auch die Kosten in der Sozialhilfe begrenzt. Durch ein eigenes Case Management fallen zudem viele administrative Wege und externe Kosten weg.

Rasch und unkompliziert bei den Fallaufnahmen Einsitz nehmen

Der Case Manager kann rasch und unkompliziert bei den Fallaufnahmen Einsitz nehmen, bereits nach dem Erstgespräch Massnahmen in die Wege leiten und sich so das Vertrauen der Betroffenen umgehend erarbeiten. Die Sozialberatenden werden zudem in der Fallführung unterstützt, da es oft wichtig ist, Sozialhilfe und gesundheitliche Probleme klar zu trennen.

Diese Erfahrung konnte auch mit der internen Fachstelle für Arbeitsintegration gemacht werden. Die Sozialberatenden unterliegen häufig einem Interessenkonflikt.

Aufgrund der vielen rechtlichen Vorgaben in gewissen Bereichen sind sie dazu verpflichtet, Auflagen und Weisungen zu überwachen und durchzusetzen. In solchen Konstellationen ist es schwierig, sich einerseits das Vertrauen der Betroffenen zu erarbeiten und andererseits rechtliche Weisungen durchzusetzen.

Die Praxis mit autonomer Interessenvertretung von Arbeitsintegration und Sozialhilfe bewirkt eine deutliche Beruhigung der Situation. Sowohl der in Zell bereits bestehende Job Coach als auch der künftige Case Manager arbeiten mit eigenen Strategien, Mitteln und Vorgaben.

Mit der neuen Schaffung einer Case-Manager-Stelle ist gewährleistet, dass die notwendigen und oft langwierigen Prozesse in Bereich Gesundheit und Arbeitsintegration weniger Störungen erfahren. Zudem gewährleistet das Case Management, dass Betroffene, welche ihrer Schadenminderungs- und Mitwirkungspflicht nicht nachkommen, schneller erkannt und entsprechend sanktioniert werden.

Möglichen Schaden begrenzen

So kann der Sozialhilfemissbrauch im öffentlichen Interesse in einem frühen Stadium unterbunden und ein möglicher Schaden begrenzt werden. Aktuell ist die Gemeinde Zell darauf angewiesen, mit externen Fachstellen zusammenzuarbeiten, was eine gewisse Abhängigkeit von den Institutionen und oft auch höhere Kosten zu Lasten der Gemeindekasse mit sich bringt.

Der Aufwand, die Fallführung zu überprüfen und immer wieder die Zielsetzungen der Gemeinde Zell vorzugeben sowie die externen Standortgespräche wahrzunehmen, bleibt gross und bindet bislang weitere personelle Ressourcen. Die Aufwandszunahme wurde über die letzten drei Jahre sorgfältig beobachtet und ausgewertet.

Stellt man diese Zahlen den möglichen Lohnkosten gegenüber, so zeigt sich, dass die Neuschaffung der Internen Fachstelle Case Management voraussichtliche Kosteneinsparungen von bis zu 40 Prozent bewirken wird. Der Gemeinderat zeigt sich überzeugt, mit der Einführung einer Internen Fachstelle Case Management die betriebswirtschaftliche Effizienz seines kommunalen Sozialwesen zu verbessern.

Die Besetzung der neugeschaffenen Stelle soll möglichst rasch im Laufe des aktuellen Kalenderjahres erfolgen.

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