Gestützt auf den Entscheid des Bundesrats und der Regierung des Kantons St.Gallen bleibt die Schule Zuzwil bis sicherlich am 19. April geschlossen.
Schulen könnten regional noch lange zu bleiben
Schulen könnten regional noch lange zu bleiben - AFP
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Zur bislang bekannten Aufgabe von Lehrpersonen, den Unterricht so zu gestalten, dass alle Kinder ordentlich, aber doch mit der nötigen Abwechslung lernen, Planungsarbeiten austauschen und besprechen, Korrekturen, Elternkontakte und Weiterbildung realisieren, haben sich dieser Tage ganz neue Facetten dazugesellt, auf die niemand vorbereitet war.

Unterricht ohne Kinder?

Der normale Schulbetrieb ist vom einen auf den anderen Tag eingestellt. Auf den Gängen herrscht gespenstische Stille.

Eine wirklich eigenartige Stimmung macht sich breit. Viele Lehrpersonen stellen sich verschiedene Fragen und Gedanken machen die Runde: Unterricht ohne Kinder – bis vor Kurzem undenkbar.

Die Stille machte jedoch am 16. März rasch einer Geschäftigkeit Platz. An einem Sonderkonvent wurden etliche Absprachen vorgenommen, Aufgaben verteilt und organisiert.

So mussten Eltern kontaktiert, E-Mail-Adressen gesammelt und Beschulungs- sowie Betreuungsideen zusammengetragen werden. Und das alles innert Stunden, damit kein Kind unbetreut ist.

Nebst der Betreuung, die administrativ die Schulverwaltung extrem beschäftigte, wurde eine Notbetreuung durch die Lehrpersonen installiert, welche bereits ab dem Folgetag funktionierte. Alles wirkte jedoch unnatürlich und die Massnahmen flössten Respekt ein. Und daneben, eben die Organisation und Umsetzung des Fernunterrichts, was von Stufe zu Stufe separat angeschaut werden musste.

Online im zweiten Zyklus

Ab der 3. Klasse wird der Unterricht über die Plattform des Webdesigners «Escola» organisiert. Dieses Tool wird im Zuzwiler Unterricht schon seit Jahren erfolgreich für die Übermittlung der Hausaufgaben, interessanter Links und der digitalen Korrespondenz eingesetzt. Das vereinfacht den Einstieg ins Homeschooling.

Für den praktizierenden Fernunterricht haben die Softwareentwickler innert kürzester Zeit viele zusätzliche Optionen in das Programm gepackt. Der Tagesablauf eines Kindes richtet sich nach einem neuen Stundenplan, der speziell auf der aktuellen Situation aufgebaut worden ist.

Das Schulkind begrüsst auf der Webplattform im Chat (Pinboard) seine Lehrperson. In diesem Chat kann es Fragen zu aktuellen Aufgaben stellen und sich mit seiner Lehrperson und den Kameradinnen und Kameraden austauschen. Am Nachmittag wiederholt sich das Prozedere.

Auf der klassischen Hausaufgabenseite orientieren sich die Kinder über das Tagesprogramm und die gestellten Aufgaben. Arbeitsblätter können auf dieser Seite direkt heruntergeladen werden, ebenso Film- oder Fotodateien. Zusätzlich dient ein «Messenger» als klassisches E-Mail-Programm für Nachrichten und den Datenaustausch zwischen Lehrperson und Klasse.

Mit einem Videochat von «zoom.us» werden in den Klassen individuell weitere Kommunikation-Tools eingesetzt. Je nach Möglichkeit haben die Kinder in den ersten Tagen aber auch die verschiedenen Materialien in der Schule abgeholt, sodass weiterhin mit den gewohnten Lehrmitteln gearbeitet werden kann.

Die Rückmeldungen in einer 3. Klasse zeigen ein breites Spektrum. Von «…hat alle Aufträge in kurzer Zeit gelöst» bis «wir sind in den fünf Tagen gerade knapp fertig geworden» ist alles zu hören. So tauschen sich Lehrpersonen und Eltern aus, um für jedes Kind praktikable Lösungen zu finden.

Weitere Erfahrungen zeigen, dass mit einer völlig neuen Unterrichtsform von den Kindern und den Lehrpersonen viel verlangt wird. Trotzdem, unzählige kreative Arbeitsideen motivieren die Kinder zu teils erstaunlichen Ergebnissen. So wird gerechnet, geschrieben, gelesen, gebastelt, musiziert und Sport getrieben.

Murmelbahnen, Videoclips zu Sport und Musik, Briefe ins Altersheim, Mathe- und Deutschaufgaben, Aufträge zu Büchern, Zaubereien, Zeichnungen und vieles mehr entstehen Tag um Tag, den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Es ergeben sich auch neue Möglichkeiten.

So wird die verpasste Exkursion ins Landesmuseum mit einer virtuellen Führung zum Thema «Games» kompensiert. Viele Kompetenzen werden so abgedeckt, viele positive und gewinnbringende Gespräche zwischen Kindern, Lehrpersonen und auch Eltern entstehen.

Erste und zweite Klassen

Auch für diese ist «Homeoffice» angesagt. Erklärtes Ziel ist nicht, neue Lerninhalte zu erarbeiten, sondern bisher erworbene Fertigkeiten und Kompetenzen zu stärken mittels Aufgabenstellungen und Übungsformaten, die den Kindern bereits aus dem Unterricht vertraut sind. Auch ist Raum für das Spiel und eigene Ideen vorhanden.

Die Kinder bekommen Materialpakete und Aufträge mit nach Hause. Ein Teil der Aufgaben ist verbindlich. Darüber hinaus enthalten diese Pakete differenzierte Zusatzangebote, aus denen die Kinder auswählen können: Tagebuch schreiben, Geschichten hören und lesen, rechnen, rätseln und knobeln, Entdeckeraufgaben rund ums Haus lösen, Rezepte ausprobieren, Musik hören, malen und basteln sind nur einige Beispiele.

Zusätzlich werden für das Fertigkeitentraining auch digitale Medien genutzt. Die Kinder sind eingeladen, Dokumentationen ihrer Aktivitäten und Produkte an die Lehrpersonen zu schicken, was mithilfe der Eltern auch eifrig getan wird.

Für das Feedback an die Kinder sowie generell für das Aufrechterhalten der Verbindung zu den Kindern und ihren Eltern werden individuell und bedürfnisgerecht ganz unterschiedliche Kanäle genutzt: Brief, Telefonat oder Videobotschaft.

Und bei den Kleinsten

Das Frühlingslotto animiert die Kinder auf spielerische Art, ihre Umwelt im Frühling zu entdecken, sich kreativ zu entfalten, als Haushaltsfee mitzuhelfen, das Wohnzimmer in ein Spinnennetz zu verwandeln oder mit dem Ball und dem Seil verschiedene Bewegungsformen zu üben. Auch der Froschkönig besucht dieser Tage die Kinder zu Hause.

Nach dem Hören des Märchens, warten eine Bastelanleitung zum Frosch, verschiedene Spiele, Rätsel und Ausmalbilder auf die Kinder. Ganz wichtig: Das freie Spielen und Experimentieren fehlt auch zu Hause nicht.

Die Chindsgi-Aufgaben sind zwar freiwillig – dennoch freuen sich die Kindergartenlehrpersonen über viele Fotos und Postkarten von fleissigen und kreativen Kindern.

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