Kicken und Tore schiessen anstatt die Schulbank drücken. Letzte Woche fand bei bester Stimmung zum ersten Mal ein E-Sporttag mit FIFA-Turnier statt.
Zwei PlayStation-Controller liegen neben einem Fussball.
Zwei PlayStation-Controller liegen neben einem Fussball. - afp
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Keine komplizierten Matheprüfungen, keine schwierigen Französischwörter büffeln und keine mühsamen Hausaufgaben – dafür einen ganzen Tag lang gamen. Und das ganz legal und mit der Erlaubnis der Lehrperson.

Die originelle Idee für diesen speziellen Anlass stammt von Oliver Kürzi: «In einer Pause habe ich mit zwei anderen Lehrpersonen gesprochen. Wir fanden es schade, dass seit langem keine Sportanlässe mehr stattfinden können. Normalerweise führen wir fünf Sportevents pro Jahr durch.» Der junge Lehrer weiss, dass fast alle Jugendlichen gerne gamen. Warum also nicht einen E-Sporttag durchführen? Gesagt getan. Die Idee stösst sowohl im Schülerparlament als auch bei der Schulleitung auf offene Ohren.

Letzte Woche war es dann soweit. 218 Schülerinnen und Schüler stellen sich der Herausforderung und spielen in 109 Teams und 19 Gruppen Onlinefussball. 30 Jugendliche amten als Helferinnen und Helfer. Die Stimmung ist gut. Es ist wie in einem Bienenhaus – Gelächter und emsiges Treiben auf dem Flur. In einigen Schulzimmern ist es dunkel, damit das Spielfeld auf der Grossleinwand besser erkennbar ist.

In der Vorrunde am Morgen spielen jeweils zwei Jugendliche gegen zwei Jugendliche der Parallelklasse. «Renn, schiess, Goal!», die Jugendlichen verwerfen die Hände, kreischen, lachen, jubeln, fiebern mit und spornen sich gegenseitig an. Wie Ronaldo & Co. kicken sie die Bälle konzentriert und gekonnt ins gegnerische Tor. Und das alles ohne Muskelkater am nächsten Tag. Viele Schülerinnen und Schüler schätzen es, dass die Schule einen speziellen Anlass durchführt. «Es ist super und mal was anderes», sagt die 14-jährige Sara zufrieden und ihre Kollegin, Marian, ergänzt: «Ich finde es toll, dass wir trotz Corona etwas Cooles machen können.»

Erfolg

Eine Halbzeit dauert hier vier Minuten. Es gibt keine Verlängerung und bei einem Unentschieden auch kein Penaltyschiessen. «Die Vorfreude war da», sagt Chiara. Sie und Samantha haben schon zwei Spiele gespielt und eines davon gewonnen. Sie findet das FIFA-Onlinespiel schwierig, weil die Figuren oft nicht das machen, was sie möchte. Die beiden gamen in ihrer Freizeit vor allem «Just dance», «Mario Kart» und «NHL», «Wir wollen Erfolg haben», gesteht der 13-jährige Elias energisch. Er findet das Fussballspielen sowohl offline als auch online cool.» Meistens game er jedoch «Minecraft» und «NHL». Und das nicht jeden Tag, wie er betont.

Am Nachmittag finden die Finalrunden mit dem K.-o.-System statt. Das heisst, dass jeweils das Gewinner/-innen-Duo im Rennen um den Sieg bleibt. Die Übertragung wird mittels Twitch-Plattform und Livechat-Möglichkeit interaktiv in die ganze Welt gestreamt. «Ich bin schon ein bisschen nervös, ob mit der Technik alles klappt», gesteht Oliver Kürzi. Dennoch verläuft fast alles wie geplant und um 16:00 Uhr wird das Siegerteam gekrönt. Auch die Kommentatoren aus der Schülerschaft haben beim Livestream einen super Job gemacht.

Der Mensch hat schon immer zum Zeitvertreib gespielt, die Spiele haben sich jedoch verändert. Die digitalen Spiele sind seit Jahren im Vormarsch. 79 % der Jungen und 56 % der Mädchen spielen täglich oder mehrmals pro Woche digitale Spiele (Quelle: JIM-Studie 2020)

Mit dem Fortschreiten der Pubertät nimmt die Konsumzeit jedoch ab. «Ich finde es cool, dass die Schule gamen im Unterricht erlaubt. Man sieht, dass die Schülerinnen und Schüler Spass haben», sagt Nedim. Der 15-jährige Sekundarschüler spielt jedoch im Moment keine Onlinespiele. "Ich konzentriere mich auf die Schule und suche noch eine Lehrstelle."

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