Wie die Gemeinde Lichtensteig mitteilt, betreiben neben Christelle Wick fünf weitere Freiwillige und vier Aufsichtspersonen das Museum.
Einfahrtsstrasse Lichtensteig im Toggenburg.
Einfahrtsstrasse Lichtensteig im Toggenburg. - Nau.ch / Simone Imhof
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Seit 126 Jahren beherbergt das Toggenburger Museum mehr als bloss historische Gegenstände. Es ist ein Abbild der regionalen Kultur. «Bei uns kann man die ganze Geschichte und Kultur unserer Region entdecken», sagt Kuratorin Christelle Wick.

Gleich beim Obertor, an der Hauptgasse und gegenüber von Kronensaal, Stadthaus und dem Rathaus für Kultur, findet sich die vielleicht umfangreichste Sammlung der Region. Auf zwei Stockwerken und in elf Räumen präsentiert das Toggenburger Museum nicht bloss Stücke, sondern Kulturgeschichte.

Im Kellergewölbe finden sich regelmässig wechselnde Sonderausstellungen. Noch bis zum 5. Juni 2022 behandelt eine Jubiläumsausstellung das Toggenburger Museum selbst. Denn seit 126 Jahren ist es nun schon das «Gedächtnis der Region», wie es Christelle Wick nennt.

Ein Museum mit Freiwilligenarbeit

1896 gegründet, verschob sich das Toggenburger Museum 1920 an seinen heutigen Standort. Neben Christelle Wick, die als Kuratorin tätig ist, betreiben fünf weitere Freiwillige und vier Aufsichtspersonen das Museum. Das vergleichsweise umfangreiche Personal hat seine Gründe.

Nicht nur arbeiten sie alle im Ehrenamt, als Hobby sozusagen. Auch ist das Museum mehr, als es auf den ersten Blick erscheint. Denn es besteht nicht einfach nur aus einer Sammlung historischer Gegenstände, die man zwischendurch abstauben muss, sondern beherbergt auch eine Dokumentationsstelle für wissenschaftliche Forschungen.

Die riesige Fotosammlung muss ebenfalls gepflegt werden – ganz zu schweigen vom Aufwand für die Sonderausstellungen, die Christelle Wick zusammen mit Experten auf die Beine stellt.

Kulturgeschichte im Blut

Zum Museum stiess Christelle Wick 2006, als sie von Zürich ins Toggenburg umzog. Sie habe sich in einem Verein engagieren wollen, erzählt sie. «Da ich nicht singen kann und nicht sportlich bin, kam weder ein Chor noch ein Turnverein in Frage.»

Sie lebte aber damals an der Bürgistrasse in Lichtensteig – das Museum lag also quasi vor ihrer Nase. Das Museale, Kulturelle liegt Christelle Wick. Sie arbeitet heute auch regelmässig als Kulturvermittlerin in der Stiftsbibliothek St. Gallen. «Dort zeige ich den Touristinnen und Touristen die prächtigen Codices», erzählt sie.

Kulturhauptstadt des Toggenburgs

Das würde sie sich auch vermehrt für Lichtensteig wünschen – Laufpublikum ist vergleichsweise selten im Toggenburger Museum anzutreffen. «Touristinnen und Touristen fahren oft einfach auf der Umfahrungsstrasse ins Obertoggenburg, statt einen Halt in Lichtensteig einzulegen.»

Dabei habe das Städtli ein kleines, aber feines Angebot an Läden. Und da die Bewohnerinnen und Bewohner sehr kulturliebend seien, sehe man auch viele Aktivitäten mitten im Städtli. «Lichtensteig ist für mich die Kulturhauptstadt des Toggenburgs», sagt Christelle Wick.

Mit einer Strategiegruppe in die Zukunft

Die kulturellen Verbindungen gehen beim Toggenburger Museum tief. Zum 125-Jahr-Jubiläum brachte die Museumskommission gemeinsam mit dem Chössi-Theater ein Stück auf die Bühne – trotz Corona, wie Christelle Wick ergänzt. Das Ensemble zeigte das Theaterstück an verschiedenen Standorten im Toggenburg.

Denn die Idee dahinter war laut Christelle Wick nicht bloss, ein Jubiläum zu feiern. Sondern das Museum überall im Tal bekannter zu machen, ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen. «Mich treibt es an, den Menschen etwas über die Wohnregion näherzubringen.»

Neben der Öffentlichkeitsarbeit stehen heute entsprechend auch planerische Arbeiten im Vordergrund. Denn das Museum, insbesondere die Dokumentationsstelle, hat Platzprobleme. «Auch erwarten Besucherinnen und Besucher heute einen professionellen Auftritt, etwa mit einer interaktiven Ausstellungsgestaltung», so Wick.

Mit einem Nebenamt sei das nur schwer zu stemmen. Nun erarbeitet eine Strategiegruppe unter Leitung einer Museumsfachfrau Lösungen, massgeschneidert aufs Toggenburger Museum. Das sei auch nötig, sagt Christelle Wick. «Sonst ist die Kontinuität für die nächsten 125 Jahre nicht garantiert.»

Zur Person

Christelle Wick ist 1967 geboren und hat lange in Zürich gelebt. Die studierte Ethnologin zog 2006 mit Mann und Tochter ins Toggenburg und lebt heute in Wattwil.

Neben Regionalgeschichte liegen ihr besonders auch fremde Kulturen am Herzen. Christelle Wick bereiste Afrika, besuchte die amerikanischen Natives und war lange Jahre in der Betreuung von Asylsuchenden tätig

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