Während die Landeskirchen mit sinkenden Mitgliederzahlen kämpfen, platzt die mobile Autoscooter-Kirche am Knabenschiessen aus allen Nähten. Ein Besuch.
Gottesdienst im Autoscooter-Kirche. Chilbi-Pfarrerin Katharina Hoby erklärt wie Chilbi und Kirche zusammenpassen. - Nau
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Vom 7.-9. September 2019 findet das Knabenschiessen in Zürich statt.
  • Am Sonntagmorgen fand dort ein spezieller Gottesdienst statt: Auf der Autoscooterbahn.
  • Von Besuchermangel wie in vielen anderen Kirchen keine Spur: die Ränge sind voll.

Seit Samstag steht in Zürich das traditionelle Knabenschiessen auf dem Programm. Das Volksfest zieht jährlich bis zu 850'000 Besucher an und erfreut sich nicht zuletzt dank des regen Chilbibetriebs grosser Beliebtheit. Letzterer dürfte sogar eher für den ungemeinen Besucheransturm verantwortlich sein als der berühmte Schiesswettkampf.

Was man sich bei einem fröhlichen Chilbibetrieb aber nur selten vergegenwärtigt: Hinter dem bunten Treiben stehen Menschen, deren Leben auf dem Rummelplatz stattfindet. Mit allem, was dazu gehört: Darum gibt es neben dem freudigen Chilbileben auch ein Pfarramt, das sich um Gottesdienste, Seelsorge, Taufen und Beerdigungen kümmert. Realisiert wird all das durch den Trägerverein TPSC und Pfarrerin Katharina Hoby.

Autoscooter-Bahn dient als mobile Kirche

Vor gewisse Herausforderungen ist man dabei freilich gestellt: Wer das ganze Jahr auf Chilbiplätzen unterwegs ist, hat kaum keinen Bezug zur eigenen Kirchengemeinde. Und – vor allem – keine Kirche an einem fixen Standort.

Scooterbahn-Gottesdienst
Der Gottesdienst am Knabenschiessen ist in vollem Gange. - Nau

Für die kreative Gemeinschaft der Schausteller kein Problem. Der Gottesdienst findet einfach in einer mobilen Autoscooter-Kirche statt. Dabei stehen die Scooter für einmal still und halten als Kirchenbänke für einen Gottesdienst her.

«Wir haben natürlich keinen Kirchenraum, sondern meistens ist die Scooterbahn unsere Kirche. Das hat sich so eingebürgert, denn das ist der einzige gedeckte Ort, wo man auch im Regen Gottesdienste abhalten kann», so Hoby über die Tradition.

Scooter-Gottesdienst
Volles Haus beim Gottesdienst in der Scooterbahn am Knabenschiessen. - Nau

Was Aussenstehenden sofort auffallen dürfte: Trotz Regenwetter finden zahlreiche Menschen ihren Weg in die improvisierte Kirche am Knabenschiessen. Während die Landeskirchen seit geraumer Zeit einen Mitgliederrückgang beklagen, ist die Chilbikirche randvoll – manche Leute müssen sogar stehen.

«Wenn wir Gottesdienste auf einem Chilbiplatz oder in einem Zirkus halten, dann kommen die Leute.» Laut Hoby hat das einen bestimmten Grund: «Wenn sie die Kirche dort erleben, wo sie gerne hingehen, dann kommen sie auch gerne in den Gottesdienst.»

Interview mit der Zirkus- und Chilbipfarrerin Katharina Hoby. - Nau

Und ob die Landeskirchen etwas von den fahrenden Gemeinden lernen können? Na klar! «Ich denke, das Wichtigste ist, dass die Kirche nicht mehr in den Kirchengebäuden abwartet. Die Kirche muss dorthin, wo sich das Leben abspielt und dort das Evangelium verkünden.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

BahnKnabenschiessenZirkus