Am nationalen Frauenstreiktag sind am Montag in der ganzen Schweiz viele Frauen auf die Strasse gegangen und standen für Gleichberechtigung, faire Löhne und Solidarität ein. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Aktionen dezentral durchgeführt.
Streikende versammeln sich am Berner Bahnhof, um einen Flashmob aufzuführen. - Nau.ch
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Es gab Veranstaltungen von feministischen Picknicks über Informationsstände und Theaterperformances bis zu Flashmobs.

Höhepunkte waren die Demonstrationen um 18 Uhr in zahlreichen Städten. In Basel nahmen daran 4000 Personen teil, in Schutzmasken und laut Parolen skandierend. In Luzern waren es gegen 1000 Personen.

In Zürich demonstrierten mehrere hundert Personen - zumeist Frauen. «Sorgearbeit kollektivieren» stand etwa auf einem Banner, «Lohn. Zeit. Respekt.» oder «Mir händ en Patriarkater» auf anderen.

Im Zentrum des diesjährigen Frauenstreiks standen Forderungen nach besseren Löhnen und Altersrenten sowie nach einem verstärkten Schutz vor sexueller Gewalt und genügend Kinderbetreuungsplätzen. So veranstaltete etwa das Eidgenössische Komitee «Dini Mueter» einen Flashmob auf dem Bundesplatz in Bern, um auf Probleme im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung aufmerksam zu machen. «Dini Mueter schafft nüm gratis», lautete das Motto.

In Neuenburg und La Chaux-de-Fonds besetzten hunderte Frauen ab dem Mittag zentrale Plätze. Sie richteten 14 Forderungen an den Grossen Rat, in dem die Frauen seit den letzten Wahlen die Mehrheit haben.

Der Frauenstreiktag begann am Morgen mit einem «lila Erwachen»: In mehreren Städten war das Wasser einiger Brunnen mit lilafarbener Lebensmittelfarbe eingefärbt.

Viele Aktionen wurden um 15.19 Uhr organisiert. Denn das ist der Moment, ab dem die Frauen gratis arbeiten. 2019 war dieser symbolische Zeitpunkt «erst» um 15. 24 Uhr - die Lohnungleichheit hat also weiter zugenommen.

«Vorwärts gegen den Rückschritt» forderte denn auch das Feministische Streik-Kollektiv Luzern. Feministische Anliegen blieben gerade in der Corona-Krise zentral und würden durch die aktuelle Krise sogar verstärkt. Darum sollten «Forderungen und Wut über diese Zustände» sichtbar gemacht werden.

In Bern trafen sich etwa 80 Frauen kurz nach 15 Uhr auf Bahnhofplatz zu einer Aktion für Lohngleichheit. Sie marschierten rückwärts, um zu versinnbildlichen, dass es bei der Lohngleichheit der Frauen nicht vorwärts, sondern sogar rückwärts geht.

In Neuenburg versammelten sich pünktlich um 15.19 Uhr rund hundert Frauen, darunter die Präsidentin der Gewerkschaft Unia, Vania Alleva, zu einer feministischen Pause. Auf Badetüchern sowie Sonnenliegen sitzend und von Sonnenschirmen geschützt, machten sie mit fünf Schweigeminuten auf die Lohnungleichheit aufmerksam - 50 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts und und 25 Jahre nach der Einführung des Gleichstellungsgesetzes.

Hunderte Frauen versammelten sich am Montag auch in Lausanne um 15.19 Uhr. Sie kritisierten den Entscheid des Bundesparlaments, das Rentenalter für Frauen auf 65 Jahre zu erhöhen. «Warum sich auf Gleichheit berufen, damit wir ein weiteres Jahr arbeiten? »Ungleichheit betrifft Frauen aller Generationen«.

Frauen müssten doppelt so häufig mit einem Tieflohn durchkommen wie Männer, teilte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) mit. In Branchen und Berufen mit hohem Frauenanteil seien die Löhne am tiefsten.

30 Jahre sind es her seit dem ersten Frauenstreik in der Schweiz. Die Idee dazu hatten damals Arbeiterinnen in der Uhrenindustrie im waadtländischen Vallée du Joux. Sie ärgerten sich darüber, dass sie weniger als die Männer verdienten. 500'000 Frauen beteiligten sich damals am 14. Juni 1991 an dem Streik.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

LohnungleichheitGewerkschaftVania AllevaGewaltWasserStreikCoronavirusUniaFrauenstreik