Balthasar Glättli macht sich Sorgen um Kompromisse in der Schweizer Politik. In der Energiekrise stellen viele einseitige Forderungen, so der Grünen-Präsident.
Balthasar Glättli
Balthasar Glättli, Präsident der Grünen, fordert einen klimafreundlichen Finanzplatz Schweiz. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Balthasar Glättli sind wichtige Kompromisse in der Schweiz aktuell gefährdet.
  • Der Präsident der Grünen moniert, dass viele versuchen, einseitige Lösungen durchzusetzen.
  • Auch in der Energiekrise müssen gewisse Auflagen bestehen bleiben, so Glättli.

Es gehe nicht an, dass die Energiekrise dazu genutzt werde, um «einseitige Lösungen» durchzudrücken, sagt Balthasar Glättli. Der Präsident der Grünen Schweiz sieht geltende Kompromisse gefährdet.

Glättli verwies in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio SRF unter anderem auf das Thema Restwasser. Wasserkraftwerke müssen dieses ungenutzt in die Bäche und Flüsse durchlassen.

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Das Wasserkraftwerk Eniwa an der Aare. (Symbolbild) - Keystone

Um mehr Strom produzieren zu können, wolle die bürgerliche Seite nun überspitzt gesagt, Flüsse trockenlegen, sagte der 50-Jährige. Damit werde die Biodiversität gefährdet, es würden Lebensräume zerstört. Es gehe nicht an, dass angesichts der Krise gewisse Auflagen «einfach geschleift» würden.

Die Grünen würden Ausbauprojekte nicht blockieren, wies Glättli von SVP und FDP oft geäusserte Kritik zurück. Die Grünen-Fraktion stehe beispielsweise hinter der gemeinsamen Erklärung des von Bundesrätin Simonetta Sommaruga lancierten Runden Tisches. Dieser befürwortet den Bau oder Ausbau von 15 Wasserkraftwerken.

Glättli weist Vorwürfe gegen Links-Grün zurück

Dabei handle es sich aber um einen Kompromiss, sagte Glättli. Dieser enthalte einerseits den benötigen Energieausbau und umfasse andererseits die Rücksichtnahme auf Landschafts- und Naturschutz. Zu einem Kompromiss gehörten diverse Elemente. Von rechter Seite werde jetzt einseitig an einzelnen Teilen wie der Restwasserfrage gerüttelt, kritisierte der Zürcher.

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Eine Steckdose mit vielen Steckern. (Symbolbild) - Keystone

Den Vorwurf, dass die links-grüne Energiepolitik die aktuelle Krise mitverursacht habe, wies der Grünen-Präsident zurück. «Ohne Energiestrategie 2050 wären wir nicht dort, wo wir heute sind. Wir wären an einem viel schlechteren Ort», so Glättli. Das Problem führte er auf die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zurück.

Wenig Verständnis zeigte Glättli erwartungsgemäss auch für die Forderung, dass die Schweiz nun an der Atomenergie festhalten soll. Die allenfalls im Winter drohende Stromlücke sei auch auf den reihenweisen Ausfall von französischen Anlagen zurückführen. Dies zeige, dass ein AKW «ein riesiges Klumpenrisiko» darstelle. «Eine dezentrale Energieversorgung mit verschiedenen Optionen ist mir lieber», sagte Glättli.

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