Das Grundwasser des Mittellandes ist wegen Chlorothalonil-Abbauprodukte stark verunreinigt. Der Bund bezeichnet das Mittel als «wahrscheinlich krebserregend».
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80 Prozent des Trinkwassers in der Schweiz werden aus Grundwasser gewonnen. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Abbauprodukte von Chlorothalonil gilt ein Höchstwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter.
  • Dieser Grenzwert gilt für Trink- und Grundwasser.
  • Im Grundwasser des Mittellandes wird der Wert vielerorts aber überschritten.
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Im Grundwasser des Mittellandes überschreiten die Konzentrationen mehrerer Chlorothalonil-Abbauprodukte den Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter grossflächig. Sie führen somit zu einer erheblichen Verunreinigung, wie das Bundesamt für Umwelt am Dienstag mitteilte.

Der Pflanzenschutzmittel-Wirkstoff Chlorothalonil wurde seit den 1970er-Jahren in der Schweizer Landwirtschaft eingesetzt. Der Bund hat Chlorothalonil neu als «wahrscheinlich krebserregend» bezeichnet und die Anwendung per Anfang 2020 verboten.

Grundwasser schwer aufzubereiten

Im Dezember 2019 hatte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) alle Abbauprodukte (Metaboliten) von Chlorothalonil als Trinkwasser-relevant eingestuft. Für diese Stoffe gilt somit ein Höchstwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter für Trinkwasser. Dieser gilt in diesem Fall auch für das Grundwasser als Grenzwert.

Grundwasser Horizontalfilterbrunnen
Aus einem Horizontalfilterbrunnen in Zürich wird Grundwasser aus 30 m Tiefe an die Oberfläche gepumpt. - keystone

Nun hat das Bundesamt für Umwelt (Bafu) eine erste landesweite Einschätzung der Belastung im Grundwasser vorgenommen. Dem Zustand des Grundwassers komme hinsichtlich dieser Stoffe eine grosse Bedeutung zu, schreibt das Bafu.

Denn 80 Prozent des Trinkwassers in der Schweiz würden aus Grundwasser gewonnen. Und diese Stoffe könnten nur mit sehr grossem Aufwand bei der Aufbereitung wieder entfernt werden.

Qualität noch über Jahre beeinträchtigt

Grundwasser erneuert sich relativ langsam und die Metaboliten von Chlorothalonil sind ausgesprochen langlebig. Deshalb sei davon auszugehen, dass diese Verunreinigungen die Grundwasserqualität noch während Jahren in grösserem Ausmass beeinträchtigen werden.

Dünger
Dünger wird auf einem Acker ausgebracht. Der verunreinigt stark Grundwasser. - dpa/AFP

Untersuchungen von 2017 und 2018 erlauben eine erste landesweite Einschätzung der Belastung des Grundwassers. Diesen Ergebnissen zufolge verunreinigen mehrere Chlorothalonil-Metaboliten das Grundwasser in vielen landwirtschaftlich genutzten Gebieten des Mittellandes grossflächig.

Höchstwerte in vielen Kantonen überschritten

Werte von über 0,1 Mikrogramm pro Liter finden sich in: Aargau, Bern, Freiburg, Genf, Luzern, Schaffhausen, Solothurn, Thurgau, Tessin, Waadt, Zug und Zürich. Kantonale Fachstellen und Wasserversorger führen zurzeit umfangreiche eigene Analysen an potenziell betroffenen Wasserfassungen durch.

Für detaillierte Informationen zur Grundwasserqualität vor Ort respektive in einzelnen Gemeinden sind die kantonalen Fachstellen zuständig. Über die Trinkwasserqualität informieren die Wasserversorger die Konsumenten.

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