In der Gastronomie gilt seit zehn Jahren ein Rauchverbot. Das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen hat der Branche mehr geholfen als geschadet.
Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen
Das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen und damit das Gastronomie-Rauchverbot ist vor zehn Jahren in Kraft getreten. Foto: Helmut Fohringer/APA/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Rauchverbot in der Schweizer Gastronomie wird zehn Jahre alt.
  • Die Gastro-Branche fürchtete riesige Umsatzeinbussen.
  • Dabei passierte genau das Gegenteil.

Am 1. Mai ist es zehn Jahre her, dass das Rauchverbot in Schweizer Gaststätten in Kraft trat. Die Gastronomie befürchtete damals existenzbedrohende Umsatzeinbussen und Rauchgegner bejubelten die verbesserte Volksgesundheit. Beide Szenarien für das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen waren zu hoch gegriffen.

93,1 Prozent der Mitglieder des Verbands GastroSuisse beklagten ein Jahr nach der Einführung des Verbots Umsatzeinbussen. Die meisten um die 10, einige 20 Prozent, Bars, Diskotheken und Clubs sogar mehr.

Die Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) sprachen eine andere Sprache: Wie vor dem Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen 2010 nahm die Zahl der Lokale weiter zu. Und die Umsätze stiegen kontinuierlich bis ins (als letztes ausgewertete) Jahr 2018.

Gastronomie profitierte vom Rauchverbot von vor 10 Jahren

Einige Gastrobetriebe profitierten nämlich auch von der gesetzlich verordneten Entdampfung ihrer Lokale, namentlich «Räucherhöhlen». Die Betreiber der Zürcher «Bodega» beispielsweise berichteten damals, dass nun mehr Kundschaft zum Essen komme. Und man an den Tischen mehr Umsatz generiere als vorher an der Theke.

gastronomie jahre rauchverbot
Seit zehn Jahren und dem Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen gilt nun das Rauchverbot in der Gastronomie. - keystone

Gute Nachrichten kamen auch von medizinischer Seite: In den zwei Jahren vor dem Inkrafttreten des kantonalen Rauchverbotes 2008 wurden in Graubünden 229 respektive 242 Herzinfarkte verzeichnet. Im ersten Jahr nach der Umstellung sank die Zahl der Infarkte um 22 Prozent auf 183. Dies teilte das Kantonsspital damals mit.

Das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen erntete nicht nur Zustimmung. Kritiker warfen ein, dass diese erstaunlich schnelle Besserung der Volksgesundheit nicht eindeutig auf das Rauchverbot in der Gastronomie zurückzuführen sei. Sondern auch auf verschiedene andere Präventionsmassnahmen gegen das Passivrauchen.

Positive Auswirkung von Rauchverbot auf Serviceangestellte

Ganz kratzfest war nur die positive Auswirkung des Rauchverbots auf Serviceangestellte: Für eine Studie wurde Kellnern und Kellnerinnen schon vor dem 1. Mai 2010 ein Badge verpasst, der die Rauchbelastung mass. Sie inhalierten in einer einzigen Schicht im Schnitt so viel Schadstoffe, als hätten sie fünf Zigaretten geraucht.

Nach dem Inkrafttreten des Rauchverbots war die Belastung 16 Mal tiefer. Und die Gesundheit des Servicepersonals wieder auf dem Stand von vor drei Jahren.

1964 zum ersten Mal ein Thema

Bis zum 1964 in den USA veröffentlichten Terry-Report machte sich kaum ein Mensch Gedanken über die gesundheitsschädigende Auswirkung des Rauchens. Doktor Luther L. Terry – seinerzeit US-Surgeon General – bewies als erster den ursächlichen Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs. Die Welt war nachhaltig erschüttert.

Von da an gings systematisch voran mit der Rauchbekämpfung: 1971 verboten die USA gegen den erbitterten Widerstand der Tabakindustrie Zigarettenwerbung in Funk und Fernsehen und verordneten Warnetiketten auf Zigarettenpackungen.

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