Burgdorf testet Öffnung eines Villenparks fürs breite Publikum
Die Stadt Burgdorf erweckt mit der Öffnung des Parks der Villa Schnell ein Stück Stadtgeschichte zum Leben.

Die Stadt Burgdorf öffnet am 19. Juni probehalber den Park der Villa Schnell für das Publikum. Die englische Parkanlage im Steinhofquartier gehörte einst zum Anwesen des umtriebigen Bierbrauers Franz Schnell-Drees (1839 – 1888).
Wo bis vor ein paar Jahren der Bahnhof Steinhof stand, ist nun eine Überbauung mit rund 100 Wohnungen, Geschäften und Dienstleistungsnutzungen geplant. In die Planung integriert ist auch die direkt an die Überbauung angrenzende Villa Schnell mit Park, wie die Burgdorfer Stadtbehörden in einer Mitteilung vom Dienstag schreiben.
Die Villa wurde in ihrer wechselvollen Geschichte unter anderem als Parkhotel, als Aussenstation des Frauengefängnisses Hindelbank und zuletzt als Atelier- und Bürogebäude genutzt.
Villa Schnell: Von Brauerei zu Kunstprojekt
Jetzt verhandelt die Stadt Burgdorf mit dem Kanton Bern, dem die Liegenschaft gehört, über eine Umnutzung der Villa. Der Park mit seinen geschlungenen Wegen und unterschiedlichen Bäumen, die meisten davon zur Bauzeit des herrschaftlichen Hauses gepflanzt, soll nun Anwohnenden und Passanten die Möglichkeit geben, zu verweilen.
Am 19. Juni wird der Park im Rahmen einer kleinen Feier der Öffentlichkeit übergeben. Im August wird der Park mit einem Kunstprojekt bespielt.
Die Öffnung des Parks ist als Testphase gedacht, wie die Stadt Burgdorf schreibt. Die weitere Nutzung von Villa und Umgebung seien noch offen.
Ein Blick in die Vergangenheit: Franz Schnell
Vor 125 Jahren wurde im Burgdorfer Steinhofquartier bereits einmal gross gebaut. Franz Schnell, Sohn eines vermögenden Kaufmanns, hatte sich in den Kopf gesetzt auf familieneigenem Land eine für damalige Verhältnisse top moderne, grosse Bierbrauerei mit Dampfmaschinen zu bauen. 1886 gehörte die Brauerei zu den ersten Telefon-Abonnenten, und noch vor Errichtung eines öffentlichen Netzes verfügte sie über elektrischen Strom.
Das Steinhofbier verkaufte sich gut und Schnell wurde zum gemachten Mann. In der Nähe der Brauerei liess er sich sein Herrschaftshaus mit englischem Park bauen und frönte dem Lebensstil eines Mannes von Welt, wie es im Burgdorfer «Stadtmagazin» dazu heisst. Bei Konzerten, Lesungen und anderen Aktivitäten genoss die feine Gesellschaft den wirtschaftlichen Aufschwung jener Jahre.
Doch die Einkünfte aus der Brauerei reichten schon bald nicht mehr für diesen Lebensstil und Schnell häufte Schuldenberge an. Letztlich konnte er die Brauerei nicht mehr halten.
Schnell starb 1888 und über seinen Nachlass wurde der Konkurs verhängt.