Jede 63. Person aus Basel-Stadt braucht psychiatrische Behandlung. Ein Grund: Am Rheinknie wohnt jeder Fünfte allein.
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Menschen aus Basel-Stadt sind überdurchschnittlich von psychischen Problemen betroffen (Symbolbild). - Universität Basel
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Das Wichtigste in Kürze

  • Basler und Baslerinnen sind überdurchschnittlich von psychischen Krankheiten betroffen.
  • Nebst dem urbanen Stress ist die soziale Isolation ein ausschlaggebender Faktor.
  • In Basel lebt rund jede fünfte Person allein.

Personen aus Basel-Stadt begeben sich fast doppelt so oft in psychiatrische Behandlung wie der Rest der Schweiz. Im Jahr 2020 wurde jeder 63. Mensch aus dem Kanton in einer Psychiatrie behandelt.

Im Vergleich: Der Schweizer Durchschnitt liegt bei jeder 115. Person, wie ein Bericht der Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) aus dem Jahr 2021 zeigt. Basler und Baslerinnen sind über die ganze Bandbreite von psychischen Krankheiten betroffen.

Liegt es an der Stadt, dass die Menschen krank werden? Nicht direkt. Aber sie spielt eine relevante Rolle dabei.

Stress in der Stadt

«In Städten ist die Häufigkeit von Angsterkrankungen, Depressionen und Psychosen deutlich höher.» Das erklärte Professorin Undine Lang von den Universitären Psychiatrischen Kliniken gegenüber der «BAZ».

Das Stadtleben sei mit viel Stress verbunden. Das urbane Umfeld mit Lärm von Nachbarn oder Baustellen oder der Verkehr zu Stosszeiten trage stark dazu bei, sagt Lang. Genauso das Fehlen der Natur.

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Der Stress schlägt sich auf die Psyche nieder. (Symbolbild) - Pexels

Das «Gefühl der Ohnmacht» gegenüber diesen Störfaktoren verstärke die Belastung. Wenn die Belastung über längere Zeit andauere, werde der sogenannte Stadtstress gesundheitsschädigend. Das erklärt Mazda Adli in seinem Buch «Stress and the City». Er ist Oberarzt an der Charité in Berlin und ein Stressforscher.

Lang fügt einen weiteren Punkt hinzu: Im Gegensatz zu ländlichen Gebieten sei psychiatrische Hilfe in der Stadt schnell zu erreichen. Die Chance, dass sich jemand Hilfe sucht, sei nur halb so gross, wenn der Anfahrtsweg länger als 30 Minuten dauert.

Hauptproblem: soziale Isolation

Ein weiterer Faktor sei, dass Personen, die in die Stadt ziehen, oftmals einem höheren Risiko für psychische Probleme ausgesetzt sind. Sie verlassen ihr bekanntes Umfeld und müssen sich ein neues Netz an Beziehungen aufbauen, so Lang.

Oftmals sind es Personen, die von sozialer Desintegration betroffen sind: Arbeitslose, Ausländer oder auch ältere Menschen.

Das sei wohl das grösste Problem, mit dem Städte – besonders Basel – konfrontiert sind. Einsamkeit führe zu psychischen Problemen. In Basel-Stadt wohnt jeder Fünfte allein. Besonders in Kombination mit sozialer Isolation wird Stadtstress problematisch für die Betroffenen.

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Nirgendwo in der Schweiz leben so viele Menschen auf einem Quadratkilometer wie im Kanton Basel. - Keystone
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