Gericht

53-Jähriger wegen Mordversuchs an Tochter vor Gericht

Keystone-SDA
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Lenzburg,

Einem 53-jährigen Mann wird vorgeworfen, 2019 seine damals vierjährige Tochter verletzt zu haben. Jetzt muss er sich wegen Mordversuchs verantworten.

Der wegen versuchten Mordes an seiner Tochter angeklagte Mann befindet sich in der JVA Lenzburg AG im vorzeitigen Strafvollzug. Die Anklage fordert für den Iraker eine Freiheitsstrafe von 20 Jahren. (Archivbild)
Der wegen versuchten Mordes an seiner Tochter angeklagte Mann befindet sich in der JVA Lenzburg AG im vorzeitigen Strafvollzug. Die Anklage fordert für den Iraker eine Freiheitsstrafe von 20 Jahren. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/WALTER BIERI

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Mann muss sich vor dem Bezirksgericht Brugg AG verantworten.
  • Der 53-Jährige soll 2019 seine damals vierjährige Tochter verletzt haben.

Vor dem Bezirksgericht Brugg AG hat sich ab heute Dienstag ein 53-jähriger Mann wegen Mordversuchs und anderer Delikte zu verantworten. Im August 2019 soll er seine damals vierjährige Tochter schwer verletzt haben.

Laut Staatsanwaltschaft war der Mann im Brugger Einkaufszentrum Neumarkt mit der Mutter und der Grossmutter des Kindes in Streit geraten.

Er packte das Mädchen an den Hüften und schleuderte es zweimal Kopf voran auf den Boden. Drittpersonen konnten den Mann schliesslich stoppen und das Kind in Sicherheit bringen. Es erlitt ein schweres Schädelhirntrauma.

Anklage fordert 20 Jahre Haft

Die Anklage beantragt wegen versuchten Mordes und anderer Delikte 20 Jahre Freiheitsentzug und eine Geldstrafe von 180 Tagessätzen. Während des Strafvollzugs soll der Mann eine Therapie machen. Der Iraker soll zudem für 15 Jahre des Landes verwiesen werden.

Die Verhandlung ist auf drei Tage angelegt. Aus Platzgründen findet sie in den Räumlichkeiten der Mobilen Polizei in Schafisheim AG statt. Die Urteilseröffnung ist für Freitagnachmittag vorgesehen.

Zum Auftakt der Verhandlung um einen Mordversuch am Bezirksgericht Brugg AG hat der psychiatrische Gutachter seine Ausführungen gemacht. Dabei wurde klar: Der vermindert intelligente Beschuldigte verhielt sich seit Jahren immer wieder gewalttätig, aggressiv und bedrohlich.

In Beziehungen mehrmals gewalttätig

Der heute 53-jährige Beschuldigte stammt aus dem Irak. Wie der Psychiater sagte, hat der Mann weder Schulabschluss noch Ausbildung. Seine Intelligenz sei vermindert. Mit 34-Jahren immigrierte er in die Schweiz, wo er Anpassungsschwierigkeiten hatte und sozial isoliert blieb. 2008 widersetzte er sich erfolgreich einer Ausschaffung.

In verschiedenen Beziehungen wurde er in schwierigen Situationen gegenüber den jeweiligen Partnerinnen gewalttätig, was auch zu polizeilichen Interventionen führte. Gegen seine kleine Tochter habe er vor der Tat nie Drohungen ausgestossen oder Gewalt angewandt. Der Angriff gegen sie sei deshalb völlig unerwartet gekommen.

Prozess
Im Betrugsprozess beantragte die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von mehr als vier Jahren für die Beschuldigte. (Archivbild) - keystone

Mehrmals war der Mann in stationärer psychiatrischer Behandlung, wie der Gutachter sagte. Er sei «emotional instabil» und tendiere in Krisen zu impulsivem Handeln und bedrohlichem Verhalten. Mit Rückweisung könne er schlecht umgehen. Die Schuld für Schwierigkeiten pflege er bei anderen zu suchen.

Durch Geschrei aufmerksam

Das Risiko, dass der Beschuldigte auch in künftigen Beziehungen gewalttätig werde, sei hoch. «Er hat ausgesprochene Schwierigkeiten, in einer Partnerschaften adäquat zu reagieren.» Eine langjährige ambulante Therapie im Strafvollzug könnte diese Gefahr verringern. Das Risiko, dass er Unbekannte angreife, sei dagegen gering.

Ob die Tat vom 17. August 2019 eine Affekttat war, konnte der Psychiater nicht abschliessend beantworten. Der Beschuldigte habe angegeben, von der Mutter und der Grossmutter des Kindes provoziert worden zu sein. Ob, wie und wann genau eine solche Provokation erfolgt sei, konnte der Experte nicht sagen.

Wenige Tage vor jenem Augustsamstag war eine Wegweisungsverfügung abgelaufen. Der Beschuldigte wartete an einer Bushaltestelle, bis seine Noch-Partnerin mit der gemeinsamen Tochter und der Grossmutter heranfuhren, stieg zu und begleitete die drei ins Einkaufszentrum Neumarkt in Brugg. Er sei in Versöhnungabsicht gekommen, sagte der Psychiater. Es kam aber zu einem verbalen Streit mit den Frauen.

Wie ein Augenzeuge schilderte, wurde er durch Geschrei aufmerksam. Er sah, dass ein Mann «etwas» packte, hochhob und zu Boden schmetterte, den vermeintlichen Gegenstand nochmals aufhob und erneut zu Boden schleuderte. Erst da habe er verstanden, dass es sich um ein Kind handelte. «Ich hörte Knochen brechen.»

Der Zeuge und ein weiterer Mann schlugen auf den Beschuldigten ein und drängten ihn weg vom Kind, das der Mann nochmals aufheben wollte. Eine Angestellte aus der benachbarten Apotheke konnte das Mädchen in Sicherheit bringen. Mit schweren Kopfverletzungen wurde es ins Spital geflogen. Es überlebte.

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