Die Regierungsmehrheit will die Rechte und Freiheiten von Abgeordneten einschränken. Für störendes Verhalten während Sitzungen gibts künftig Bussen.
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Ungarns Parlament an der Donau in Budapest. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Regierungsmehrheit schränkt die Rechte und Freiheiten von Abgeordneten ein.
  • Freie Fraktionsbildung und störendes Verhalten im Parlament ist nicht mehr zulässig.
  • Der politische Spielraum der Opposition soll dadurch eingeschränkt werden.

Die Regierungsmehrheit im ungarischen Parlament hat neue Bestimmungen gebilligt, die die Rechte und Freiheiten der Oppositionsabgeordneten einschränken. Die Beschlüsse vom Dienstag heben praktisch das Recht auf freie Fraktionsbildung auf. Zudem stellen sie für störendes Verhalten in den Parlamentssitzungen drakonische Strafen in Aussicht.

Keine neuen Fraktionen

Die neuen Fraktionsregeln machen es künftig unmöglich, dass sich zwei oder mehr Fraktionen zu einer neuen Fraktion zusammenschliessen. Auch dürfen sich Abgeordnete, die als Parteilose ins Parlament gewählt wurden, keiner Fraktion anschliessen. Parteilose dürfen, selbst wenn sie die dafür nötige Mitgliederzahl hätten, künftig keine eigene Fraktion bilden.

Die Fidesz-Partei des rechts-nationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban begründete die Einschränkungen damit, dass diese den Wählerwillen besser reflektieren würden. Beobachter verweisen darauf, dass die neue Regelung den politischen Spielraum der Opposition einschränkt. Diese verteilt sich über mehrere Parteien und populäre parteilose Persönlichkeiten. Orbans Fidesz-Partei agiert als hierarchisch gelenkter, monolithischer Block.

Hohe Strafen bei Unruhen

Abgeordnete, die Parlamentssitzungen stören oder mit Transparenten auf Missstände aufmerksam machen, müssen künftig mit verschärften Strafen rechnen. Parlamentspräsident Laszlo Köver kann sie mit Sperren von bis zu 60 Tagen bestrafen. Auch ein Entzug der Diäten von bis zu sechs Monaten wäre möglich.

Die Fidesz-Partei hat im Parlament eine Zweidrittelmehrheit, mit der sie auch Verfassungsänderungen im Alleingang durchziehen kann. Den Oppositionellen bleiben oft nur spektakuläre Aktionen, um auf fragwürdige Abstimmungen aufmerksam zu machen.

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