Die Suche nach der Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder in Polen und Deutschland dauert weiter an. Das Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) untersucht nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums vom Donnerstag weiterhin Wasserproben verschiedener Tage und Messpunkte sowie Fische.
Tote Fische in der Oder
Tote Fische in der Oder - AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ursachenforschung gestalte sich auch deshalb schwierig, weil Informationen - auch von polnischer Seite - zu eventuellen Einleitungen oder konkreten Anlässen für die Umweltkatastrophe weiter fehlten, hatte das Ministerium am Mittwochabend mitgeteilt.

Laufende Untersuchungen hätten bisher keine eindeutigen Belege für eine singuläre Ursache für das Fischsterben in der Oder ergeben, teilte das Ministerium weiter mit. Bislang zeigten Analyseergebnisse keine besonders hohen Werte für Metalle wie etwa Quecksilber. Die Oder entspringt in Tschechien, fliesst durch Polen und bildet einen Teil der Grenze zwischen Polen und Deutschland. Sie mündet durch das Stettiner Haff und um die Inseln Usedom und Wolin herum in die Ostsee.

Ein weiterer Experte sah am Donnerstag die massive Vermehrung bestimmter Algen als entscheidenden Faktor. «Für mich stellt sich das relativ plausibel so dar, dass es zu dieser massiven Vermehrung von Algen gekommen ist - und im Zusammenhang ist die Abgabe von toxischen, von diesen Algen produzierten Substanzen gut dokumentiert», sagte Jörg Oehlmann, Leiter der Abteilung Aquatische Ökotoxikologie an der Goethe-Universität Frankfurt, der Nachrichtenagentur DPA.

«Von diesen Toxinen wissen wir auch, dass sie schon bei recht niedrigen Konzentrationen derartiges Fischsterben verursachen können.» Ob dies letztlich Blaualgen seien oder etwa die zuletzt in der Oder identifizierte giftige Algenart Prymnesium parvum bleibe aber erst noch zu klären, so Oehlmann.

Das Phänomen des massenhaften Algenwachstums ist Oehlmann zufolge entweder auf die hohen Temperaturen und die starke Sonneneinstrahlung oder die menschengemachte Einführung bestimmter Substanzen zurückzuführen. Die Ursachenforschung zu der Katastrophe durch Analyse der Stoffe in der Oder sei nun eine wahre Sisyphusarbeit, da etwa 350 000 Substanzen potenziell in einer Wasserprobe vorhanden sein könnten - und auch eine ausführliche Diagnostik nie alle abdecke. «Es kann Wochen dauern, bis man die dahinter steckende Substanz auch wirklich identifiziert hat und beim Namen nennen kann», sagte Oehlmann.

Die EU-Kommission ist nach eigenen Angaben höchst besorgt und drängte am Donnerstag bei den Untersuchungen zum Fischsterben in der Oder auf Ergebnisse. «Es ist höchst wichtig und dringend, die Ursache zu ermitteln und die geeigneten Massnahmen flussabwärts zu ergreifen», sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde. «Je eher wir die Ursache dieser ökologischen Katastrophe ermitteln können, desto eher können wir damit beginnen, die weiteren Folgen für die Natur, die Fischerei, die Landwirtschaft und die Freizeitgestaltung zu bewältigen und zu begrenzen», sagte der Sprecher.

Die Stadt Frankfurt (Oder) forderte vom Land eine Analyse des Krisenmanagements zur Umweltkatastrophe an der Oder. So seien etwa in den ersten Tagen falsche Hoffnungen auf frühere Laborergebnisse zum Fischsterben geschürt worden, sagte Stadtsprecher Uwe Meier der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Stattdessen sei die Stadt vom Land für ihre Eigeninitiative gerügt worden, die vielen toten Fische abzusammeln.

Die Auswirkungen des massenhaften Fischsterbens in der Oder bekommen zunehmend auch Tourismusbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern zu spüren. «Die Hochsaison ist abrupt abgebrochen», sagte Elke Schmidt vom Campingpark Oderhaff bei Grambin der DPA am Donnerstag. Auch in direkt vom Fischsterben betroffenen Regionen in Brandenburg gibt es nach Angaben des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree weniger Urlauber.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

NaturEU