In Zeiten knapper Arbeitskräfte richtet sich der Blick auf Menschen, die zwar arbeiten wollen, es aus unterschiedlichen Gründen aber nicht tun. Mindestens einer Gruppe könne geholfen werden, findet der DGB.
Zur «Stillen Reserve» für den Arbeitsmarkt zählen die Statistiker rund 3,1 Millionen Erwerbslose.
Zur «Stillen Reserve» für den Arbeitsmarkt zählen die Statistiker rund 3,1 Millionen Erwerbslose. - Sina Schuldt/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Rund 3,1 Millionen Erwerbslose in Deutschland wünschen sich eigentlich Arbeit.

Die Menschen im Alter zwischen 15 und 74 Jahren stehen aus unterschiedlichen Gründen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, wie das Statistische Bundesamt am Freitag erläuterte. Sie werden als «stille Reserve» bezeichnet und machen rund 17 Prozent aller Nichterwerbspersonen aus.

Frauen sind mit einem Anteil von knapp 56 Prozent in der stillen Reserve überrepräsentiert, wie die Statistikbehörde weiter mitteilte. Bei den Frauen im Alter zwischen 25 und 59 Jahren berichteten mehr als 37 Prozent, dass sie keine Arbeit aufnehmen könnten, weil sie Angehörige betreuen müssen. Bei den Männern nannte nicht einmal jeder 20. (unter 5 Prozent) diesen Grund.

Job und Familie müssen besser vereinbar sein

Die DGB-Vizevorsitzende Elke Hannack forderte flächendeckende und bedarfsgerechte Betreuungsangebote – «nicht nur für die Kleinsten, sondern auch für Kinder im Grundschulalter und Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf». Auf der Suche nach Fachkräften könnten aber auch die Unternehmen nicht auf Frauen verzichten. Sie müssten endlich anerkennen, dass Menschen Erwerbs- und Sorgearbeiten leisten und dafür ihre Arbeitszeiten entsprechend ihrer Lebenssituation anpassen möchten.

Die Erwerbslosen sind teils nicht kurzfristig zur Arbeit verfügbar, weil sie beispielsweise Angehörige versorgen müssen, oder sie suchen gar nicht aktiv nach Arbeit, weil sie glauben, keinen passenden Job finden zu können. Zu diesen beiden Gruppen zählt das Amt nach Auswertung des Mikrozensus 2021 knapp 1,4 Millionen Personen. Das war im Vergleich zu 2019 eine deutliche Steigerung um 0,5 Millionen, die teils auf Folgen der Corona-Pandemie, aber auch auf einen Methodenbruch bei der Befragung zurückzuführen ist, wie eine Expertin erläuterte.

Dazu kommt eine dritte, besonders arbeitsmarktferne Gruppe von Menschen, die weder einen Job suchen noch verfügbar sind, in der Mikrozensus-Befragung aber einen generellen Arbeitswunsch geäussert haben. Hier geht es um 1,8 Millionen Personen, die zuvor in Deutschland nicht innerhalb der Stillen Reserve erfasst wurden.

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