Malta lässt nach internationalen Protesten über 400 Migranten in den Hafen einlaufen. Gleichzeitig kritisiert die Regierung die anderen Staaten.
Migranten in Malta
Migranten gehen in einem Hafen von Bord. Malta erlaubte rund 425 Migranten an Land zu gehen, nachdem sie mehr als einen Monat auf See waren. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Malta liess am Samstag über 400 Migranten in den Hafen einlaufen.
  • Damit gab die Regierung internationalen Forderungen nach.
  • Gleichzeitig wirft sie anderen EU-Staaten mangelnde Solidarität vor.

Nach internationalen Protesten lässt Malta mehr als 400 Migranten in den Hafen einlaufen. Die Menschen sassen meist seit Wochen auf kleinen Quarantäne-Schiffen vor dem Mittelmeerland fest. Zugleich warf die Regierung in Valletta den anderen EU-Staaten mangelnde Solidarität vor.

«Kein europäisches Land will diese Migranten aufnehmen»

«Die Regierung ist nicht gewillt, das Leben sowohl der Migranten als auch der Besatzung zu gefährden, angesichts der Tatsache, dass die Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei der Übernahme keine Solidarität zeigen», hiess es in der Mitteilung vom späten Samstag.

«Kein europäisches Land will diese Migranten aufnehmen, obwohl von Solidarität die Rede war», schrieb die Regierung.

Malta Migrants Stranded At Sea
Migranten trocknen ihre Kleidung rund 20 Kilometer von Malta entfernt. - keystone

Als erstes lief die ursprünglich als Touristenboot genutzte «Europa II» in einen Hafen nahe Valletta ein, wie die Zeitung «Times of Malta» am Sonntag berichtete. Das Schiff sei von zwei Patrouillenbooten begleitet worden.

Migranten waren in Corona-Quarantäne

Nach offiziell nicht bestätigten Berichten soll es zuvor eine Revolte der Migranten gegen die Besatzung gegeben haben. Maltas Regierung sprach von einer «schwierigen Lage» an Bord. Sie hat vier Touristenboote gemietet, um Migranten ausserhalb der eigenen Hoheitsgewässer für eine Corona-Quarantäne festzuhalten.

Migranten in Malta
Die Migranten waren mehr als vier Wochen an Bord der Quarantäne-Schiffe. - dpa

Hilfsorganisationen und die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović, hatten das Vorgehen scharf kritisiert. Sie forderten, die Menschen endlich an Land zu lassen. Die Regierung erklärte, es liefen weiterhin «intensive Verhandlungen mit anderen EU-Mitgliedstaaten über die Übernahme».

Malta hatte sich ähnlich wie Italien in der Corona-Pandemie zu einem nicht sicheren Hafen für Migranten erklärt. Diese starten häufig in Booten von Libyen. Viele geraten in Seenot. Das EU-Land macht seit langem Druck auf Brüssel und andere Europäer, um Ankömmlinge schnell weiterschicken zu dürfen.

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