Jetzt setzt die Ukraine vermehrt auf Kampfroboter
Die Ukraine setzt vermehrt auf unbemannte Bodendrohnen, um die unterbesetzten Truppen zu entlasten. Erste Angriffe ohne Fusssoldaten wurden durchgeführt.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Ukraine setzt auch aus Personalmangel auf Bodendrohnen.
- Diese ferngesteuerten Fahrzeuge können feindliche Stellungen lokalisieren und angreifen.
- Bis Ende Jahr sollen 15'000 Bodendrohnen an die Front geliefert werden.
Die Ukraine ist im Krieg den Russen personell unterlegen. Gemäss Kiew rekrutiert Moskau monatlich 40'000 bis 45'000 Soldaten, während man selbst bloss auf die Hälfte davon kommt.
Deswegen müssen sich die Verteidiger einfallsreich zeigen. Die neuste Entwicklung sind Kampfroboter, auch Bodendrohnen oder unmanned ground vehicles (unbemannte Bodenfahrzeuge) genannt.
Diese teils stark bewaffneten Fahrzeuge werden von Soldaten weit hinter der Front ferngesteuert. Sie entlasten damit die unterbesetzten Truppenteile in der Offensive und sind als Transportfahrzeuge auch bei Rettungen von Verwundeten im Einsatz.
Schon seit einiger Zeit kommt die Bodendrohne Liut zum Einsatz, wie der Militärgeheimdienst HUR mitteilte. Das Fahrzeug bewegt sich auf vier Rädern fort und kann auch auf schwierigem Gelände eingesetzt werden.
Es ist mit einem 7,62-Millimeter-Maschinengewehr ausgestattet. Mit dem Einsatz der Bodendrohnen sollen russische Stellungen geortet und sturmreif geschossen werden.
Seit April steht auch die Bodendrohne D-21-12R den Soldaten zur Verfügung. Sie ist ähnlich aufgebaut wie die Liut und ebenfalls mit einem Maschinengewehr ausgestattet.
Erste Angriffe ohne Fusssoldaten
Die Nationalgarde berichtete von einem Angriff mit Dutzenden Boden- und Luftdrohnen bei Charkiw. Die ferngesteuerten Geräte griffen eine russische Stellung an und zerstörten sie stark. In der Folge ergaben sich die überlebenden Russen den Robotern. Ukrainische Fusssoldaten seien bei dem Angriff nicht zum Einsatz gekommen, alles sei aus sicherer Entfernung durchgeführt worden.
Neben den Kampfrobotern setzt die Ukraine auch zwei Transportdrohnen ein. Diese verfügen über Raupen anstatt Räder und können schwere Ausrüstung transportieren oder verwundete Soldaten bergen.
Kiew setzt grosse Hoffnungen in die Drohnen, seien sie in der Luft oder am Boden. Im April wurden 70 Bodendrohnen von 50 Anbietern unter Kampfbedingungen getestet, wie der «Kyiv Independent» berichtet. Bis Ende Jahr sollen die Truppen an der Front 15'000 Bodendrohnen erhalten.
Militäranalyst Jakub Janowsky sagt: Der grösste Effekt von Bodendrohnen dürfte sein, «dass die Ukraine irgendwann weniger Soldaten an der Frontlinie braucht».
Hauptmann Oleksandr Yabchanka aber dämpft die Erwartungen: Bodendrohnen würden helfen, das Risiko für die Soldaten zu verringern. «Personal einsparen können wir bislang aber nicht.»