Die deutsche Bundesregierung hat den Taliban in Aussicht gestellt, die Entwicklungshilfe-Zahlungen für Afghanistan gegen gewisse Bedingungen wieder aufzunehmen.
Deutschlands Aussenminister Heiko Maas spricht mit Journalisten. Deutschland hat den militant-islamistischen Taliban in Aussicht gestellt, die derzeit gestoppten Entwicklungshilfe-Zahlungen für Afghanistan wieder aufzunehmen. Voraussetzung sei jedoch eine Regierung, die nicht nur aus Taliban besteht. Foto: Darko Bandic/AP/dpa
Deutschlands Aussenminister Heiko Maas spricht mit Journalisten. Deutschland hat den militant-islamistischen Taliban in Aussicht gestellt, die derzeit gestoppten Entwicklungshilfe-Zahlungen für Afghanistan wieder aufzunehmen. Voraussetzung sei jedoch eine Regierung, die nicht nur aus Taliban besteht. Foto: Darko Bandic/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Darko Bandic
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die deutsche Bundesregierung stellt den Taliban Entwicklungshilfe-Gelder in Aussicht.
  • Dafür müssten jedoch Bedingungen wie die Wahrung der Menschenrechte erfüllt werden.
  • Dies erklärte Aussenminister Maas am aktuell stattfindenden EU-Treffen zu Afghanistan.

Die Bundesregierung hat den militant-islamistischen Taliban in Aussicht gestellt, dass Deutschland die derzeit gestoppten Entwicklungshilfe-Zahlungen für Afghanistan wieder aufnimmt. Voraussetzung sei allerdings eine Regierung, die nicht nur aus Taliban besteht, erklärte Aussenminister Heiko Maas am Donnerstagabend. Dieser ist aktuell in Beratung mit Amtskollegen aus anderen EU-Ländern in Slowenien.

Bedingung, dass Menschenrechte gewahrt werden

Zudem müssten grundlegende Menschen- und Frauenrechte gewahrt werden und Afghanistan dürfe zu keinem «neuen Hort für Terrorismus» werden. «Die meisten Menschen [...] werden aufgrund der geschlossenen Grenzen Afghanistan nicht verlassen können», sagte Maas. «Deshalb muss man den Menschen in Afghanistan jetzt helfen, und dafür muss man auch mit den Taliban sprechen.»

Heiko Maas
Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) sagt, man habe Ungarn und Polen versucht zu überzeugen. (Archivbild) - Keystone

Der deutsche SPD-Politiker forderte die EU-Partner auf, bei dem Thema an einem Strang zu ziehen. «Es gibt in Afghanistan eine neue Realität – ob uns das gefällt oder nicht. Und wir haben jetzt keine Zeit mehr, die Wunden zu lecken», sagte er.

Wenn die Europäische Union eine Rolle spielen wolle, müsse man jetzt schnell handeln. Maas spielte damit darauf an, dass zum Beispiel China Macht und Einfluss in der Region ausbauen könnte.

Borrell will mit Taliban reden

Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell äusserte sich ähnlich. «Wir werden mit ihnen reden [...] müssen, um praktische Probleme zu lösen», räumte er mit Blick auf die neuen Machthaber in Afghanistan ein.

Flüchtlinge Afghanistan
Flüchtlinge in Kabul warten auf Essen - AFP/Archiv

Dabei gehe es unter anderem darum, weitere schutzbedürftige Menschen ausser Land zu bringen. Eine echte politische Anerkennung werde es allerdings nur geben, wenn die Taliban im Einklang mit den Werten der EU handelten. Über die genauen Bedingungen werde man jetzt diskutieren.

Österreichs Aussenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) sagte, er erwarte eine «sehr klare gemeinsame Sprache». Es gebe eindeutig keinen Vertrauensvorschuss, sondern einen «Misstrauensvorschuss» gegenüber den Taliban. Zur Frage der Anerkennung erklärte er: «Es ist ein Unterschied, ob wir [...] Gespräche haben mit ihnen oder sie als legitime Vertretung des Staates Afghanistan anerkennen.»

Schallenberg sprach sich zudem erneut gegen Aufnahmezusagen der EU für fluchtwillige Afghanen aus. «Ich glaube [...], dass wir vorsichtig sein müssen, was für Signale wir in die Region schicken», warnte er.

Asselborn will Flüchtlinge aufnehmen

Der luxemburgische Aussenminister Jean Asselborn kritisierte hingegen: Manche Regierungen in der EU glaubten, Europa könne nur bestehen, wenn es so wenig wie möglich Flüchtlinge habe. «In dieser Situation müssen wir bereit sein, den Menschen in Afghanistan zu helfen, die um ihr Leben kämpfen», sagte er. Europa müsse selbstverständlich Menschen aufnehmen.

Die baltischen Staaten und Polen forderten unterdessen ein stärkeres Engagement gegen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Dieser versuche, sich mit dem Durchschleusen von Migranten aus Ländern wie dem Irak oder Afghanistan für EU-Sanktionen zu rächen. Man brauche jetzt noch deutlich härtere Strafmassnahmen, sagte der lettische Aussenminister Edgars Rinkevics. Sie sollten sich zum Beispiel gegen Tourismus-Organisationen richten.

Migranten Lettland
Neu errichtetes Flüchtlingslager im litauisch-belarussischen Grenzgebiet. Foto: Mindaugas Kulbis/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Die Beratungen der Aussenminister werden an diesem Freitag fortgesetzt. Am Ende des Treffens soll dann auch noch der Umgang mit China Thema sein. Hintergrund dieses Gesprächsblocks sind vor allem Pekings Bemühungen, sich mit massiven Investitionen Macht und Einfluss in anderen Weltregionen zu sichern. Zudem ist die EU weiter besorgt über die militärische Aufrüstung der Volksrepublik und das Vorgehen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong.

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