Dirigent Sir Roger Norrington im Alter von 91 Jahren gestorben
Sir Roger Norrington, ein Pionier der historischen Aufführungspraxis, ist im Alter von 91 Jahren in Oxford verstorben. Er dirigierte mehr als 400 Aufführungen.

Der britische Dirigent Sir Roger Norrington ist tot. Er verstarb am Freitag im Alter von 91 Jahren, wie mehrere britische und deutschsprachige Medien berichteten. Norrington galt als einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis.
Norrington, geboren am 16. März 1934 in Oxford, studierte Gesang, Violine und Dirigieren sowie Englische Literatur. 1962 gründete er mit dem Schütz Chor sein erstes eigenes Ensemble. Von 1960 bis 1984 leitete er die Kent Opera und dirigierte dort über 400 Aufführungen von mehr als 40 Opern.
1978 gründete er die «London Classical Players», die als eines der ersten Orchester auf Originalinstrumenten spielten. Im Frühjahr debütierte er mit der «Zauberflöte» an der Wiener Staatsoper.
Eine beeindruckende Karriere
1996 war er als Gastdirigent erstmals am Pult der Wiener Philharmoniker tätig. Die Camerata Salzburg leitete Norrington von 1997 bis 2006. Zudem war er von 1998 bis 2011 als Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart tätig sowie von 2010 bis 2016 als Principal Conductor des Zürcher Kammerorchesters.
Der Dirigent, dessen Interpretation der Beethoven-Symphonien etwa als bahnbrechende Aufnahmen gefeiert wurden, war im Rahmen seines rund 50-jährigen beruflichen Schaffens bei vielen grossen Orchestern weltweit zu Gast, darunter die Berliner Philharmoniker und verschiedene Symphonieorchester in den USA.
Ein Abschied von der Bühne
Im Jahr 2021 beschloss er seinen Rückzug vom Dirigentenpult: Am 18. November des Jahres trat Norrington ein letztes Mal auf und gab ein Haydn-Konzert mit dem britischen Kammerorchester Royal Northern Sinfonia.
Norrington war ein seriöser Musikforscher und launiger Entertainer. Nicht nur auf dem Podium sass ihm der Schalk im Nacken – sein britischer Humor wappnete ihn gegen Dogmatismus.
Für seine Verdienste um das Musikleben Grossbritanniens wurde er im Juni 1997 von Königin Elisabeth II. in den Ritterstand erhoben. Als jemand, der mit seiner Arbeit beigetragen habe, das Musikland Österreich als innovativen und aktiven Partner im europäischen Kontext zu positionieren, erhielt der Musiker 1999 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.