Mutige Passagiere hatten 2015 einen Anschlag im Thalys-Zug zwischen Brüssel und Paris vereitelt – der Täter Ayoub El Khazzani muss sich im Berufungsverfahren seit Montag erneut in Paris vor Gericht verantworten.
Gerichtszeichnung vom ersten Prozess 2020
Gerichtszeichnung vom ersten Prozess 2020 - AFP/Archiv

Der 33-Jährige verzichtete am ersten Prozesstag auf eine Aussage und machte einen abwesenden Eindruck, wie AFP-Reporter berichteten.

In einem ersten Verfahren vor zwei Jahren war er zur lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht hatte es als erwiesen angesehen, dass der Marokkaner «blindlings und wahllos» die 200 Passagiere des Zuges töten wollte. Drei Mitangeklagte waren ebenfalls zu Haftstrafen verurteilt worden. El Khazzani und zwei weitere Angeklagte waren in Berufung gegangen, die beiden anderen hatten sich jedoch wieder zurückgezogen.

Im August 2015 war er mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Cutter bewaffnet in Brüssel in den Thalys-Zug nach Paris gestiegen. Er hatte im ersten Prozess ausgesagt, dass er in Syrien mit dem Dschihadisten Abdelhamid Abaaoud zusammengetroffen war. Abaaoud gilt als Planer der Pariser Anschläge vom November 2015, bei dem 130 Menschen getötet wurden.

Wegen des beherzten Eingreifens mehrerer Passagiere und weil seine Waffen mehrfach nicht blockierten, wurden letztlich nur zwei Menschen verletzt. El Khazzani erklärte vor Gericht, dass er sich in letzter Minute entschlossen habe, nicht zu töten – was die Richter jedoch nicht überzeugte.

Unter den Passagieren befanden sich drei US-Soldaten in Zivil, die dabei halfen, den Angreifer zu überwältigen. Sie wurden in Frankreich später mit der Aufnahme in die Ehrenlegion ausgezeichnet. Der US-Regisseur Clint Eastwood verfilmte den Fall unter dem Titel «The 15:17 to Paris», die US-Bürger spielen sich darin selbst.

Im ersten Prozess waren drei mitangeklagte Helfer für schuldig befunden, El Khazzani und Abaaoud bei der Einreise in die EU geholfen zu haben. Sie wurden zu 27, sieben und 25 Jahren Haft verurteilt. El Khazzani ist der einzige, der in Berufung gegangen ist.

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