Der Konflikt im Westjordanland und Israel spitzt sich weiter zu. Am Donnerstag wurden neun Palästinenser getötet und dutzende Menschen verletzt.
Palästinenser stossen mit der israelischen Armee zusammen. Bei einer israelischen Militäroperation in Dschenin im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mehrere Menschen getötet worden. Foto: Ayman Nobani/dpa
Palästinenser stossen mit der israelischen Armee zusammen. Bei einer israelischen Militäroperation in Dschenin im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mehrere Menschen getötet worden. Foto: Ayman Nobani/dpa - sda - Keystone/dpa/Ayman Nobani
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Westjordanland sind neun Palästinenser bei einem israelischen Einsatz getötet worden.
  • In der Nacht auf Freitag feuerten militante Gruppen Raketen auf Israel ab.
  • Die Gewalt schürt Befürchtungen vor weiteren Eskalationen im Gebiet.

Nach dem tödlichsten Militäreinsatz seit Jahren im Westjordanland hat sich die Gewalt in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten erneut hochgeschaukelt. Bei einer israelischen Razzia im Westjordanland waren am Donnerstag neun Palästinenser getötet und Dutzende verletzt worden.

In der Nacht auf Freitag feuerten daraufhin verbündete militante Gruppen aus dem Gazastreifen mindestens fünf Raketen auf Israel ab. Israelische Kampfflugzeuge zerstörten danach in der Küstenenklave unter anderem eine unterirdische Raketen-Produktionsstätte.

Angst vor einer weiteren Eskalation

Die Gewaltspirale schürt Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation der ohnehin schon angespannten Sicherheitslage. «Wir bewegen uns auf einem ganz schmalen Grat». Das sagte Michael Kobi vom israelischen Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) der Deutschen Presse-Agentur.

Die Dynamik könne nicht mehr vollständig kontrolliert werden und jederzeit kippen. Bedenklich sei vor allem, dass sich immer mehr junge Palästinenser dem Aufstand anschliessen und bereit seien, zu kämpfen. «Sie sind frustriert und bereit, alles zu tun, um ihre aktuelle Situation zu verändern.»

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Israelische Soldaten in der Nähe von Ramallah - AFP

Tagsüber am Freitag blieb es verhältnismässig ruhig. Freitagsgebete auf dem Tempelberg in Jerusalem verliefen unter starker Polizeipräsenz ohne grössere Vorfälle. Das Gelände ist seit langem ein Brennpunkt des israelisch-palästinensischen Konflikts. Auch an den Grenzen zum Gazastreifen ging der normale Betrieb weiter.

Hochburg militanter Palästinenser

Am Tag zuvor kam es an mehreren Orten im Westjordanland zu gewaltsamen Zusammenstössen. Auslöser war eine israelische Razzia bei der sich die Soldaten mit militanten Palästinensern in der Stadt Dschenin ein Feuergefecht lieferten. Neun Palästinenser wurden dabei getötet, darunter mehrere Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Betselem war es der tödlichste Militäransatz in dem Gebiet seit mehr als 20 Jahren.

Schlichtungsversuche

Berichten aus dem Gazastreifen zufolge bemühten sich Ägypten und der Golfstaat Katar unter Hochdruck, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Auch aus den USA kamen bereits Forderungen zur Deeskalation.

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Antony Blinken, Aussenminister der USA, wird nächste Woche in der Region erwartet. - sda - Keystone/AP/Nathan Howard

Kommende Woche wird US-Aussenminister Antony Blinken in der Region erwartet. Dabei stehen auch Gespräche mit den israelischen und palästinensischen Führungen an. Ein Sprecher des US-Aussenministeriums teilte mit, alle Parteien müssten zusammenarbeiten, um weitere Todesfälle zu verhindern.

Chancen auf Friedenslösung sinken weiter

Die Kooperation mit Israel in Sicherheitsfragen kündigte die Palästinensische Autonomiebehörde am Abend bereits auf. Als Grund nannte die Behörde einseitige Schritte und Massnahmen Israels im Westjordanland sowie die Vorfälle in Dschenin. Ähnliche Ankündigungen hatte die Autonomiebehörde schon bei früheren Gelegenheiten gemacht – sie wurden allerdings de facto nicht umgesetzt.

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