Die krisengeschüttelte Südkaukasusrepublik Armenien wählt sieben Monate nach dem Krieg mit Aserbaidschan um die umstrittene Region Berg-Karabach ein neues Parlament. Bei der vorgezogenen Wahl an diesem Sonntag sind mehr als 20 Parteien und Blöcke zugelassen - so viele wie nie zuvor.
Armeniens Ministerpräsident Nikol Paschinjan begrüsst seine Unterstützer während einer Kundgebung. Foto: Stepan Poghosyan/PHOTOLURE/AP/dpa
Armeniens Ministerpräsident Nikol Paschinjan begrüsst seine Unterstützer während einer Kundgebung. Foto: Stepan Poghosyan/PHOTOLURE/AP/dpa - sda - Keystone/PHOTOLURE/AP/Stepan Poghosyan

Die krisengeschüttelte Südkaukasusrepublik Armenien wählt sieben Monate nach dem Krieg mit Aserbaidschan um die umstrittene Region Berg-Karabach ein neues Parlament. Bei der vorgezogenen Wahl an diesem Sonntag sind mehr als 20 Parteien und Blöcke zugelassen - so viele wie nie zuvor.

Es wird erwartet, dass die Partei Bürgervertrag von Regierungschef Nikol Paschinjan und der Block Armenien um den früheren Präsidenten und Regierungschef Robert Kotscharjan das Rennen um die stärkste Kraft unter sich ausmachen. Das meldeten Medien in der Hauptstadt Eriwan am Freitag. Aufgerufen zur Wahl sind rund 2,6 Millionen Menschen.

Die Abstimmung entscheidet indirekt auch über die Zukunft eines Anfang November unter Vermittlung Russlands zustande gekommenen Waffenstillstandsabkommens mit Aserbaidschan. Der 46 Jahre alte Paschinjan gilt aus Moskauer Sicht als Garant dafür, dass die Vereinbarung hält. Dazu gehört auch die Stationierung von rund 2000 russischen Friedenssoldaten in Berg-Karabach.

Paschinjans Hauptkonkurrent Kotscharjan hingegen stammt selbst aus Stepanakert, der Hauptstadt Berg-Karabachs. Der 66-Jährige will verhindern, dass Aserbaidschan seine Kontrolle dort ausweitet. Es wird damit gerechnet, dass keiner der beiden Politiker eine absolute Mehrheit erreicht. In Eriwan brachte Paschinjan am Donnerstagabend Tausende Menschen auf dem Platz der Republik zusammen.

Aserbaidschan hatte in dem 44-tägigen Krieg im Herbst weite Teile der seit Jahrzehnten umkämpften Region zurückerobert. Mehr als 6500 Menschen waren in dem Krieg gestorben. Seit der Waffenstillstandsvereinbarung vom 9. November kommt es dort immer wieder zu Zwischenfällen. Die Waffenruhe gilt als brüchig.

Paschinjan hatte unter dem Druck der Opposition eine Neuwahl angesetzt, um einen Ausweg aus der Krise in der Südkaukasusrepublik zu finden. Seine Gegner machen ihn persönlich verantwortlich für eine Niederlage im Krieg mit Aserbaidschan um Berg-Karabach. Einen Rückzug hatte Paschinjan, der 2018 im Zuge der Samtenen Revolution an die Macht gekommen war, stets abgelehnt.

Gewählt werden die mindestens 101 Abgeordneten für die Dauer von fünf Jahren. Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) halten die Wahlen in der Ex-Sowjetrepublik Armenien inzwischen - mit Abstrichen - für weitestgehend fair und frei.

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