Die Beschneidung von Mädchen ist eine blutige und lebensgefährliche Praxis. Dennoch gibt es auch in der Schweiz Fälle von Genitalverstümmelung.
weibliche genitalverstümmelung
Das ehemalige Model Waris Dirie wurde als Mädchen selber beschnitten. Nun setzt sie sich vehement gegen Genitalverstümmelung ein. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • In Neuenburg wurde eine Somalierin verurteilt, weil sie ihre Töchter beschneiden liess.
  • In der Schweiz sind schätzungsweise 15'000 Frauen und Mädchen betroffen.
  • Bei der Genitalverstümmelung unterscheidet die WHO zwischen vier Stufen.

In Neuenburg wurde die Mutter zweier Mädchen verurteilt. Sie hatte ihre Töchter in ihrer Heimat Somalia beschneiden lassen. Ihre Verteidigung hatte einen Freispruch gefordert. Doch die Richterin lehnte im Namen der Menschenrechte ab.

Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ist heute weltweit als eine Verletzung der Menschenrechte und als eine Form von Kindesmissbrauch anerkannt. Dennoch schätzt das Bundesamt für Gesundheit auch in der Schweiz die Zahl der betroffenen und stark gefährdeten Frauen und Mädchen auf 15'000.

Altägyptische Tradition

Die Genitalverstümmelung ist eine Praxis, deren Wurzeln wahrscheinlich bis ins Alte Ägypten zurück reicht. Viele Frauen können sich der Genitalverstümmelung nicht entziehen, ohne ihren sozialen Status innerhalb der Gemeinschaft zu verlieren. Doch was passiert, wenn ein Mädchen «beschnitten» wird?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet in verschiedenen Stammesgebieten vier verschiedene Arten der Beschneidung.

Klitoridektomie
Die Klitoris wird teilweise oder ganz entfernt. Damit soll verhindert werden, dass die Frauen beim Geschlechtsverkehr Lust empfinden.

Mädchen Verstümmelung
Auch in der Schweiz sind Mädchen von Verstümmelung betroffen. - Keystone

Exzision
Neben der Entfernung der Klitoris, werden hier auch die kleinen Schamlippen abgeschnitten. Manchmal werden auch die grossen Schamlippen entfernt.

Infibulation
Die äusseren Genitalien werden entfernt und bis auf ein kleines Loch – zum Wasser lassen – vernäht. Damit wird sichergestellt, dass das Mädchen als Jungfrau in die Ehe geht.

Eine vierte Gruppe fasst verschiedene, namenlose Praktiken zusammen, bei denen die Klitoris durch einstechen oder einschneiden zerstört wird.

Keine Narkose

Narkosen oder auch nur minimale Hygiene-Vorkehrungen fehlen bei den Beschneidungen meist. Oft werden sie mit Rasierklingen und ähnlichen Messern durchgeführt. Die Mädchen sind dabei zwischen 0 und 15 Jahren alt. Dass Beschneidungen an erwachsenen Frauen durchgeführt werden, ist selten.

Die Geschichte des Models Waris Dirie, die als Mädchen beschnitten worden ist, wurde verfilmt.

«Genitalverstümmelung stellt einen Eingriff dar, der nicht wieder rückgängig zu machen ist», sagt die Hilfsorganisation Terre des Femmes. Dabei könne es zu zahlreichen «kurz- und langfristige Komplikationen für die körperliche und psychische Gesundheit der Mädchen und Frauen» kommen.

Schmerzen und Blutungen lassen sich nie vermeiden. Oft komme es aber auch zu Infektionen, starker Narbenbildungen, Zysten, Inkontinenz oder Unfruchtbarkeit. Zudem führt besonders die Praxis des Vernähens zu Problemen bei der Sexualität und Komplikationen bei einer Geburt. Zudem besteht während, direkt nach und auch langfristig das Risiko, an einer Genitalverstümmelung zu sterben.

Auch das international bekannte Model Waris Dirie wurde als kleines Mädchen beschnitten. Heute kämpft sie für Menschenrechte und gegen die Genitalverstümmelung. Ihre Geschichte wurde verfilmt und brachte das Thema Mädchenbeschneidung auf das internationale Parkett.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

MenschenrechteFreispruchMutterWasser