Das Contact Tracing erlaubt die Zurückverfolgung der Fälle des Coronavirus zum Ursprungsort. Wo haben sich die Neuinfizierten angesteckt?
Coronavirus Contact Tracing Ansteckung
Wo stecken sich zurzeit die meisten Schweizer an? Das Contact Tracing liefert Hinweise. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Contact Tracing ermöglicht einen Blick auf die Ansteckungsorte.
  • Die meisten Ansteckungen gibt es demnach in der Familie, viele Fälle werden importiert.

In der Schweiz infizieren sich wieder deutlich mehr Menschen mit dem Coronavirus als vor einem Monat. Auch wenn die Situation in den Kantonen weitgehend unter Kontrolle ist: Seit der Lockerung entstehen immer neue Hotspots.

Damit erhält das Contact Tracing immer mehr Bedeutung: Die Ausbruchherde werden so weit es geht zurückverfolgt. Damit erhalten die Kantone neue Einblicke in die Ansteckungsorte. Doch die Datenlage bleibt lückenhaft – vorerst.

Meiste Fälle im Familiären Umfeld

Bisher veröffentlichen die wenigsten Kantone die Zahlen zu den Ansteckungsorten. Auf Anfrage stellte der Kanton Bern die Zahlen aus dem Contact Tracing vom 1. bis 15. Juli zur Verfügung.

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Die per Contact Tracing ermittelten Ansteckungsorte im Kanton Bern vom 1.7. bis 15.7. In dem Zeitraum hat sich niemand wissentlich in einem Club angesteckt. - Kanton Bern/Nau.ch

Trotz Contact Tracing bleibt bei der grössten Gruppe der Ansteckungsort unbekannt. Die meisten bekannten Fälle (19) waren auf eine Ansteckung mit dem Coronavirus im familiären Umfeld zurückzuführen. Zwölf Fälle wurden bei Rückkehrern aus dem Balkan festgestellt. Nur eine Person steckte sich wissentlich im ÖV an.

Der Kanton Aargau ist der einzige Kanton, welcher die Zahlen seit Aufnahme des Contact Tracings am 11. Mai auf der Internetseite publiziert.

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Die seit dem 11. Mai ermittelten Ansteckungsorte im Kanton Aargau. - Keystone

Die Aargauer Statistik ist nur bedingt mit den Zahlen aus Bern zu vergleichen: Da einige Fälle vor der Ferienzeit auftraten, ist der Anteil von Ansteckungen im Ausland niedriger. Auch im Aargau steckten sich die meisten im familiären Umfeld mit dem Coronavirus an.

St.Gallen: 30 Prozent der Fälle des Coronavirus importiert

Die meisten Kantone veröffentlichen derzeit noch keine Zahlen zu den Ansteckungsorten. Marcel Odermatt, Mediensprecher der Gesundheitsdirektion Zürich, erklärt: «Als mit dem Contact Tracing begonnen wurde, gab es nur sehr wenige Fälle.»

Das Interesse sei zu Beginn gering gewesen, jetzt arbeite man jedoch an der Aufbereitung der Zahlen. In Kürze werde auch der Kanton Zürich Daten dazu aufbereiten und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

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Ein Grenzübergang im Tessin: Viele Fälle werden aus dem Ausland importiert. - Keystone

Aus St.Gallen gibt es ebenfalls keine konkreten Zahlen aus dem Contact Tracing. Fabienne Frei vom Gesundheitsdepartement bestätigt jedoch die in Bern und dem Aargau erkennbaren Tendenzen: «In vielen Fällen ist es nicht möglich, den Ansteckungsort auszumachen.»

Man habe jedoch vermehrt mit Fällen im Zusammenhang mit Auslandsreisen zu tun, so Frei: «Aktuell handelt es sich dabei um rund 30 Prozent aller neuen positiven Fälle im Kanton.»

Auch die Gesundheitsdirektion des Kantons Waadt wollten keine konkreten Zahlen nennen. Es seien jedoch ebenfalls Ansteckungen im Ausland festgestellt worden.

Wieso so viele unbekannte Ansteckungsorte?

Auffällig bleibt: Sowohl in Bern als auch im Aargau machen unbekannte Ansteckungsorte den grössten Anteil aus. Das sei auch in Zürich nicht anders, bestätigt Marcel Odermatt, und erklärt: «Wir sind im Contact Tracing auf die Informationen angewiesen, die uns die Leute angeben.»

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Medizinpersonal testet einen neuen Rekruten auf das Coronavirus. - Keystone

Bei der Contact-Tracing-Befragung stelle man den Infizierten die Frage, wo sich diese angesteckt haben. Wenn sich die Personen bei einem erkrankten Familienmitglied angesteckt hat, liege der Ansteckungsort meist auf der Hand, so Odermatt. In vielen Fällen kann der Ursprungsort jedoch alleine aufgrund der Befragung nicht festgestellt werden.

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