Formel 1: Das Reglement in der Königsklasse des Motorsports

Hinter dem Sport-Spektakel der Formel 1 steckt ein hochkomplexes Regelwerk. Hier werden die wichtigsten Sonder-Regelungen der Königsklasse erklärt.

Lewis Hamilton lässt bei einem Showrun der Formel 1 die Reifen an seinem McLaren-Mercedes qualmen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein komplexes Regelwerk liegt der Formel-1-Weltmeisterschaft zugrunde.
  • Seit Beginn der WM im Jahr 1950 hat sich dieses umfassend verändert.
  • Heute dominiert vor allem die Komplexität der Motoren-Regeln den Sport.

Schon der Name der Formel 1 leitet sich von ihrem Reglement ab. 1946 legte der Motorsport-Weltverband das Regelwerk für den Grand-Prix-Rennsport fest. Die «Formel 1» beschrieb dabei die höchste Klasse des Einsitzer-Motorsports.

Die Formel bezog sich dabei auf die Bemühungen, ein Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen Motorenkonzepten herzustellen. Parallel dazu gab es noch die Formel 2 und ab 1950 die Formel 3.

Mehr als 70 Jahre später ist das Regelwerk in der Königsklasse des Motorsports ungleich viel komplexer geworden. Jeder Zentimeter an einem Formel-1-Rennwagen ist streng reglementiert – und Verstösse, selbst im Millimeterbereich, werden streng bestraft.

Der Motor – das Herzstück der Formel 1

Seit 2014 kommen in der Formel-1-Weltmeisterschaft Hybrid-Triebwerke zum Einsatz. Die Sechs-Zylinder-Motoren sind mit einem Turbolader ausgestattet und verfügen über nur 1,6 Liter Hubraum. Trotzdem leisten sie mittlerweile mehr als 1000 PS.

Die hochkomplexen V6-Turbo-Hybrid-Motoren, die Mercedes in der Formel 1 einsetzt. - Mercedes AMG F1

Wesentlichen Anteil an diesen Leistungswerten hat das Hybrid-System, das mit der Motorenumstellung 2014 eingeführt wurde. Es besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: Der MGU-K und der MGU-H.

Die MGU-K (Motor Generator Unit – Kinetic) wandelt beim Bremsvorgang kinetische Energie in elektrische Ladung um. Beim Beschleunigen unterstützt die MGU-K den Verbrennungsmotor (ICE – Internal Combustion Engine) dann zusätzlich.

Lance Stroll (Racing Point) erleidet einen kapitalen Motorschaden. - Keystone

Die MGU-H (Motor Generator Unit – Heat) sitzt am Turbolader. Wird dieser von den heissen Motor-Abgasen angetrieben, wandelt die MGU-H einen Teil der Energie in elektrische Ladung um. Beim Beschleunigen unterstützt sie dann den Kompressor für mehr Leistung.

Zudem ist geregelt, wie viele Exemplare von den jeweiligen Baugruppen in einer Saison verwendet werden dürfen. Verbrennungsmotoren, MGU-K, MGU-H und Turbolader gibt es dreimal, Batteriesystem und Kontroll-Elektronik zweimal. Wer mehr braucht, wird bestraft.

Die Reifen – das Schwarze Gold

2021 kommen in der Formel 1 zum letzten Mal «Ballonreifen» zum Einsatz. Die bisherigen 13-Zoll-Felgen haben am Saisonende ausgedient und werden im kommenden Jahr durch 18-Zoll-Felgen ersetzt.

Insgesamt gibt es sieben verschiedene Reifentypen, allesamt bereitgestellt von Einheitsausrüster Pirelli. Zwei davon sind nur für regnerische Bedingungen gedacht. Bei leichtem Regen kommen «Intermediates» zum Einsatz, bei starkem Regen «Full Wets».

Pirelli-Reifen für die Formel 1. - Keystone

Die fünf anderen Reifenmischungen sind für trockene Bedingungen vorgesehen. Diese sind von C1 bis C5 durchnummeriert, wobei das C für «Compound», also Mischung steht. Die Zahl gibt den Härtegrad an – je höher, desto weicher ist der Reifen.

Für jedes Rennwochenende stellt Pirelli drei Reifenmischungen zur Verfügung. 13 Reifensätze erhält jeder Fahrer pro Wochenende zugeteilt. Den härtesten gibt es zweimal, den mittleren dreimal und den weichsten (schnellsten) achtmal.

Ein Pirelli-Techniker untersucht einen Reifen. - Keystone

Im Rennen sind die Fahrer dazu verpflichtet, zumindest einen Boxenstopp zu absolvieren. Zwei unterschiedliche Reifenmischungen müssen innerhalb eines Rennens verwendet werden. Aufgehoben wird diese Regel nur bei regnerischen Verhältnissen.

Die Punkte – darum geht es

Im Lauf ihrer Geschichte hat die Formel 1 eine Vielzahl verschiedener Punktesysteme verwendet. Bis einschliesslich 1990 gab es in der Königsklasse zudem Streichresultate. Erst seit 1991 zählt jedes Rennergebnis zum Punktekonto eines Fahrers.

In den Anfangsjahren, von 1950 bis 1959, gab es nur für die ersten fünf Plätze Zähler. Der Sieger erhielt acht Punkte, der Zweite sechs, der Dritte vier, der Vierte drei und der Fünfte zwei. Zudem gab es einen Extrapunkt für die schnellste Rennrunde.

Juan Manuel Fangio (Ferrari), Stirling Moss (Maserati) und Eugenio Castellotti (Ferrari) beim Start des Monaco-GP 1956. - Keystone

1960 wurde das System erstmals überarbeitet. Der Extrapunkt entfiel, dafür erhielt nun auch der Sechstplatzierte einen WM-Punkt. Ab 1961 erhielt der siegreiche Fahrer neun Zähler, ab 1962 auch das siegreiche Team.

Bei dieser Zählweise blieb die Formel 1 bis Ende 1990, nur die Anzahl der gewerteten Resultate veränderte sich. Zählten anfangs nur fünf oder sechs Rennen zur WM-Wertung, waren es 1990 deren elf.

Alain Prost im Einsatz für Ferrari im Jahr 1990. - Ferrari

1991 wurde das Punktesystem dann ein weiteres Mal runderneuert. Der Rennsieger erhielt nun zehn Punkte, dahinter blieb die Punkteverteilung gleich. Aber: Die Streichresultate fielen weg.

Die nächste Revision folgte 2003: Statt der ersten Sechs wurden nun die ersten Acht mit WM-Punkten belohnt. Der Sieger erhielt weiter zehn Punkte, der Zweite nun acht, der Dritte sechs, der Vierte fünf und so weiter.

Einmalig in der Geschichte der Formel 1: Beim Saisonfinale 2014 in Abu Dhabi werden doppelte Punkte vergeben. - Keystone

2010 wurde dann auf das heutige Modell umgestellt. Die ersten Zehn eines Rennens erhalten WM-Punkte nach dem Muster 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1. Seit 2019 wird für die schnellste Runde wieder ein Punkt vergeben – vorausgesetzt, man ist unter den ersten Zehn.