Ferrari: Boss John Elkann hält Team für «nicht konkurrenzfähig»

Ferrari fährt der Spitze in der Formel 1 nur hinterher. Marken-Chef John Elkann weiss: Vor 2022 ist nicht mit Besserung zu rechnen, Rennsiege sind kein Thema.

John Elkann, Vorstandsvorsitzender von Ferrari, hält an der Bocconi Universität eine Rede. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ferrari-Chef John Elkann erwartet zwei erfolglose Jahre für die Scuderia.
  • Erst 2022 könne man wieder mit Rennsiegen der Roten rechnen, so Elkann.
  • Teamchef Mattia Binotto drückt der Ferrari-Boss aber sein volles Vertrauen aus.

Für Ferrari läuft es in der aktuellen Saison ganz und gar nicht nach Wunsch. Die Scuderia hat auf die Spitze der Formel 1 über den Winter an Boden verloren. Davon, Mercedes den Titel streitig zu machen, ist man weiter entfernt denn je in der Turbo-Hybrid-Ära. Nach den ersten drei Rennen 2020 ist Ferrari gar nur fünfte Kraft im Feld.

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Marken-Boss John Elkann weiss, dass die Lage in Maranello derzeit alles andere als rosig ist. Und der 44-Jährige macht den Tifosi wenig Hoffnung auf baldige Besserung. Im Gegenteil: Der Ferrari-Chef rechnet nicht damit, dass sein Team vor 2022 um Rennsiege mitfahren kann.

Sebastian Vettel (Ferrari) beim Grossen Preis von Ungarn. - dpa

«Wir gehen durch eine schwierige Zeit, deren Ursprünge weit zurückliegen», so Elkann zur «Gazzetta dello Sport». «Wir haben seit 2008 keine Team-WM gewonnen und seit 2007 keine Fahrer-WM.» Seither hätten erst Red Bull dank Aerodynamik-Vorteil und anschliessend Mercedes dank Motoren-Power dominiert.

«Unser Auto ist nicht konkurrenzfähig»

«Dieses Jahr sind wir wegen Projekt-Fehlern einfach nicht konkurrenzfähig», gibt Elkann zu. «Wir haben eine Reihe struktureller Schwächen bei der Aerodynamik und der Fahrzeugdynamik. Diese Schwächen existieren schon seit einiger Zeit. Und jetzt haben wir auch noch an Motorleistung verloren.»

Grund für Letzteres ist die dubiose Einigung zwischen Ferrari und der FIA im Motorenstreit. Der Weltverband hatte Ende 2019 die Triebwerke der Scuderia auf ihre Legalität hin untersucht. Anfang 2020 einigte man sich mit den Italienern auf Stillschweigen, seither hinkt Ferrari in Sachen Power hinterher.

Charles Leclerc (Ferrari) im Duell mit Sergio Perez (Racing Point). Dahinter lauern Daniel Ricciardo (Renault) und Carlos Sainz (McLaren). - keystone

«Die Realität ist, dass unser Auto nicht konkurrenzfähig ist», sagt Elkann. «Das hat man auf der Strecke gesehen, und man wird es wieder sehen. Deshalb legen wir jetzt den Grundstein, um mit dem Regel-Wechsel 2022 wieder siegfähig zu sein. Davon bin ich überzeugt.»

Ferrari hofft auf 2022 und setzt auf Binotto

Elkann gesteht damit aber auch, dass Ferrari weder 2020 noch 2021 ein Siegkandidat sein wird. Denn aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist die Fahrzeugentwicklung weitgehend eingefroren.

Umfassende Änderungen sind erst wieder für das neue Auto ab 2022 erlaubt. Das Änderungs-Budget, die sogenannten «Tokens», setzt Ferrari 2020 ein, um das Getriebe zu verbessern.

«Wir müssen realistisch sein und die strukturellen Schwächen, die wir haben, anerkennen. Mit diesen Schwächen leben wir seit einem Jahrzehnt, und der Wechsel zu Hybrid-Motoren hat sie hervorgehoben.» Mit dem neuen Reglement ab 2022 könne Ferrari diese Schwächen aber ausmerzen, ist Elkann überzeugt.

Teamchef Mattia Binotto spricht der Ferrari-Vorstandschef indes sein volles Vertrauen aus. «Er hat alle Fähigkeiten und Charakteristika, um einen neuen Zyklus des Siegens zu starten. Er war schon in der Ära von Jean Todt und Michael Schumacher bei Ferrari. Er weiss, wie man gewinnt, und wird ab kommendem Jahr mit zwei jungen, ambitionierten Fahrern arbeiten.»