Streamingtipps für Fussballfans: Bayern, Neymar und die FIFA

Die WM ist vorbei. Wer noch nicht genug vom Fussball hat und sich über Weihnachten langweilt, findet ein grosses Angebot an Dokumentationen mit Ballbezug im Stream.

Erzählt in «Neymar: Das vollkommene Chaos» seine Geschichte: Superstar Neymar. - Marcio Jose Sanchez/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Fussball-Dokumentationen liegen im Trend.

Neben den grossen Streamingdiensten Netflix, Prime Video und Disney+ bietet auch die Sportplattform DAZN mittlerweile viele dokumentarische Serien und Filme über den Fussball und seine Stars an. Eine Auswahl.

«FC Bayern – Behind The Legend» (Prime Video)

Die Macher der sechsteiligen Doku-Serie «FC Bayern – Behind The Legend» wollen dem Publikum ein reales Bild vom Innenleben beim deutschen Fussball-Rekordmeister zeigen. «Es war für uns ein riesengrosser Schritt», sagte Mediendirektor Stefan Mennerich dazu, ein externes Filmteam in die Teamkabine oder die Vorstandsetage zu lassen. Beginnend mit dem Champions-League-Sieg in Lissabon 2020 dreht sich die Miniserie um die Saison 2020/21, in der die Bayern zwar den DFL-Supercup, den UEFA-Supercup und die FIFA-Club-WM holten, sich allerdings im DFB-Pokal blamierten, als sie in der zweiten Runde bei Zweitligist Holstein Kiel ausschieden. Auch die Historie spielt eine Rolle. «Alles gut», so Ex-Torhüter und Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn. «Aber mein Job ist es nach vorne zu schauen.»

«All Or Nothing» (Prime Video)

Die Dokureihe «All Or Nothing» widmet sich in jeder Staffel einer Mannschaft aus dem Profisport. Neben Serien über NFL-Teams wie die Dallas Cowboys oder die Los Angeles Rams, die Toronto Maple Leafs aus der NHL und die als All Blacks bekannte neuseeländische Rugby-Union-Nationalmannschaft, bietet Prime Video mittlerweile fünf Fussball-Dokus an. Ob Brasiliens Nationalmannschaft, Manchester City mit Startrainer Pep Guardiola, Tottenham Hotspur mit dem damaligen Coach José Mourinho, Juventus Turin oder zuletzt der FC Arsenal, «All Or Nothing» ist nah dran. Die Doku begleitet Spieler und Trainer beim Spiel, in der Kabine und beim Training. Gezeigt werden dabei auch unbequeme Dinge, zum Beispiel Fanproteste gegen Arsenal-Inhaber Stan Kroenke.

«Neymar: Das vollkommene Chaos» (Netflix)

Er zählt zu den berühmtesten Fussballern der Welt, sorgt aber nicht nur mit Fussball für Aufsehen, sondern wiederholt auch durch Kapriolen jenseits des Platzes. In «Neymar: Das vollkommene Chaos» spielen die Kontroversen jedoch keine Rolle. Brasiliens Superstar erzählt seine Geschichte. Dabei kommen auch seine Eltern, seine Schwester, Freunde sowie ehemalige und aktuelle Teamkollegen wie Luis Suarez und Lionel Messi zu Wort. Am spannendsten ist die dreiteilige Doku, wenn Neymar und sein Vater offen über Persönliches sprechen. «Früher waren wir Vater und Sohn», sagt Neymar Jr. leicht bedrückt über sein Verhältnis zu Neymar Sr., «heute stehen wir uns nicht mehr so nahe».

«Underground of Berlin» (DAZN)

Die DAZN-Produktion hat bereits drei Staffeln. Sie drehen sich um Berliner Fussballer einer Generation, in die grosse Hoffnung gesetzt wurde, deren Karrieren allerdings sehr unterschiedlich verlaufen sind. Unter den Protagonisten sind Änis Ben-Hatira, Ashkan Dejagah, Patrick Ebert und Kevin-Prince Boateng. «Underground of Berlin» zeichnet ihren Weg vom Jugend- zum Profifussball. Zu Wort kommen Fussballveteranen wie Matthias Sammer, Horst Hrubesch, Hermann Gerland und ehemalige Hertha-Grössen, darunter Michael Preetz und Fredi Bobic. Die Doku hinterlässt das Gefühl einer verpassten Chance – für Hertha, für den DFB und vor allem für einige der Spieler.

«S.O.S. mit David Beckham» (Disney+)

Er spielte für die grossen Fussballclubs von Welt – für Manchester United, Real Madrid, AC Milan und Paris Saint-Germain. Aber seine Herkunft hat David Beckham nicht vergessen. Für die geskriptete Dokuserie kehrte der 47-Jährige zurück in den rauen Londoner Osten, wo er einst das Kicken lernte. Dort unterstützt er die Westward Boys, ein Team von Teenagern, das in der regionalen Jugend-Liga spielt. Nachdem die Jungs diverse Pokale abgeräumt haben und aufgestiegen sind, läuft es überhaupt nicht mehr. Gemeinsam mit dem Trainerteam will Beckham die Westward Boys zurück zum Erfolg führen. Dass vieles bei «S.O.S.» inszeniert ist, stört nicht, denn der Kern der Geschichte bleibt in dieser sympathischen Serie unverfälscht.

«The Phenomenon» (DAZN)

Diego Simeone nennt ihn einen «Mistkerl, weil er einfach alles konnte». Die Rede ist von Brasiliens ehemaligem Stürmerstar Ronaldo. In «The Phenomenon», einer Doku in Spielfilmlänge, erzählt der Fussballweltmeister von 1994 und 2002 aus seinem Fussballerleben. Es geht um drei WM-Endspiele, seine Weltrekord-Transfers, seine schlimme Verletzung und das nicht für möglich gehaltene Comeback. Dazu gibt es reichlich Archivmaterial aus einer Zeit, als bei dem Wort Ronaldo niemand an Cristiano dachte. Der 46-Jährige, der heute Inhaber und Präsident von Real Valladolid ist, unterhält sich mit seinem Freund und ehemaligen Teamkollegen Roberto Carlos. Auch frühere Trainer und Rivalen äussern sich in dem unterhaltsamen Film. Über Ronaldo und Valladolid gibt es bei DAZN die sechsteilige Serie «El Presidente».

«FIFA Uncovered» (Netflix)

Rund um die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar rückte die FIFA wieder verstärkt in den Fokus öffentlicher Kritik. Die Netflix-Dokumentation «FIFA Uncovered» beleuchtet in vier Folgen die Machenschaften beim umstrittenen Fussball-Weltverband. Es beginnt mit den Verhaftungen von zahlreichen FIFA-Verantwortlichen im Jahr 2015 wegen des Verdachts der Korruption. Dann geht der Blick zurück. Wie wurde aus einer Gruppe von Fussballbegeisterten die Organisation von heute? Die britische Zeitung «Guardian» schrieb über den Vierteiler, er sei wie eine «besonders abstossende True-Crime-Show» – so schockierend, dass man sich schäme, ein Fussballfan zu sein. Ein Makel sind dabei die Interviews mit Verantwortlichen wie dem früheren FIFA-Präsidenten Sepp Blatter, in denen nicht hartnäckig genug nachgefragt wird.

«Die Figo-Affäre: Der Transfer, der den Fussball veränderte» (Netflix)

Kaum ein Transfer in der Fussballgeschichte erhitzte die Gemüter so sehr wie Luis Figos Wechsel vom FC Barcelona zum Erzrivalen Real Madrid. Für die damalige Rekordsumme von 62 Millionen Euro kam der Portugiese im Jahr 2000 zu den «Galaktischen». Bei seiner Rückkehr mit Real ins Camp Nou schlug ihm der Hass von über 90 000 wütenden Barça-Anhängern entgegen. Zwei Jahre später wurde Figo bei einem Eckball sogar mit einem Schweinekopf beworfen. Statt seine gesamte Laufbahn Revue passieren zu lassen, nehmen die Macher der Doku «Die Figo-Affäre» den kritischen Karriereschritt unter die Lupe. Eine spannende Geschichte über Wut, Moral, Gier und millionenschwere Deals. Neben Figo selbst kommt unter anderem Pep Guardiola zu Wort.