Streit um Krawatte in Neuseelands Parlament

Keine Krawatte – kein Eintritt! Dass das im neuseeländischen Parlament sehr ernst genommen wird, zeigte sich am Dienstag. Jetzt soll sich das ändern.

Rawiri Waititi - TVNZ/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Rawiri Waititi erschien am Dienstag ohne Krawatte im Parlament.
  • Das fehlende Kleidungsstück sorgte für seinen Rauswurf.
  • Der Eklat sorgt für Gesprächsstoff.

Der Rauswurf eines Abgeordneten der Maori aus dem Parlament wegen Verstosses gegen die Krawatten-Pflicht hat Folgen: Es wurde eine Debatte über die Kleiderordnung in Neuseelands Repräsentantenhaus ausgelöst.

Der Abgeordnete Rawiri Waititi erschien am Mittwoch erneut ohne Krawatte im Parlament. Nach dem Eklat am Dienstag zeigte sich Parlamentspräsident Trevor Mallard versöhnlich. Er kündigte an, eine dauerhafte Änderung der Kleiderordnung in Betracht zu ziehen.

Der Streit um das fehlende Kleidungsstück war am Dienstag entfacht. Waititi, der der Minderheit der Maori angehört, nahm ohne Krawatte an einer Fragestunde im Parlament teil.

Waititi, der die traditionelle Gesichtstätowierung der Maori trägt, kam stattdessen mit einem schwarzen Cowboyhut zur Arbeit. Er trage das traditionelle Pendant zur Geschäftskleidung, sagte der Chef der Maori-Partei. «Hier geht es nicht um Krawatten, es geht um kulturelle Identität.»

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17%

Der Krawatten-Streit zeige, dass sich die Beziehungen zu indigenen Gruppen in Neuseeland noch verbessern müssten, betonte der Abgeordnete. «Dies ist eine Verletzung der Rechte der indigenen Völker», betonte er. Die Maori müssten das Recht haben, ihre kulturelle Identität zu zeigen. Das Abnehmen seiner Krawatte bedeute für ihn, einer «kolonialen Schlinge um meinen Hals» zu entkommen.

Premierministerin Jacinda Ardern sagte, sie habe nichts dagegen, wenn Abgeordnete auf eine Krawatte verzichten. Sie fügte hinzu, dass «es viel wichtigere Themen für uns alle gibt».

Die indigenen Maori machen etwa 15 Prozent der fünf Millionen Einwohner Neuseelands aus. In Statistiken über Armut oder Inhaftierungen sind sie jedoch überrepräsentiert. Aktivisten prangern eine anhaltende Diskriminierung der Maori an, die bis in die Tage der britischen Kolonialherrschaft zurückreiche.