Ueli Maurer hat auf Bundesratsreise nichts zu lachen

Eigentlich sollte die zweitägige «Schulreise» des Bundesrats Grund zur Freude sein. Warum nur macht Bundesrat Maurer fortwährend ein mürrisches Gesicht?

«Freude herrscht» geht anders: Bundesrat Ueli Maurer gähnt beim Blick aus dem Fenster während der Bundesratsreise am 1. Juli 2021, auf der Domaine de la Chartreuse de La Lance in Concise VD. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat pflegt das lockere Beisammensein auf seiner zweitägigen «Schulreise».
  • Auffallend dabei: Finanzminister Ueli Maurer scheint daran keine Freude zu haben.
  • Im Gegensatz zu seinen Kollegen steht er meist mürrisch herum.

Es waren strenge Monate für den Bundesrat, sagt dessen Präsident Guy Parmelin. Er freut sich auf zwei Tage «Schulreise» mit seinen Gschpänli. Mal wieder ungezwungen scherzen unter Kollegen, entspannt die Sonne geniessen und Waadtländer Delikatessen degustieren.

Von links nach rechts: Die Waadtländer Regierungsrätinnen Nuria Gorrite und Christelle Luisier, Bundesrat Ignazio Cassis und Bundespräsident Guy Parmelin stossen mit Weisswein an während dem Apéro mit der Bevölkerung von Le Chenit im Vallée du Joux, am 1. Juli 2021. - Keystone

Doch streng ist vor allem eins: Die Miene von SVP-Kollege Ueli Maurer – auch während dem Bundesratsausflug.

Mürrischer Maurer

Was ist bloss los mit dem sowohl dienst- wie auch generell ältesten Mitglied der Landesregierung? Zwölf Jahre ist er im Amt, als 70-Jähriger muss er nicht, er darf. Spass scheint im die Auszeit vom Tagesgeschäft nicht zu machen.

Sorgenvoll blickt er in die Runde, erscheint müde, trotzig, unlustig. Seine Körpersprache mit verschränkten Armen oder Cowboy-mässig am Gürtel eingehängten Daumen mag nicht so recht zum Plausch mit Kollegen passen.

Es scheinen Welten dazwischen zu liegen, und doch ist es nur eine 180°-Drehung des Fotografen während der Bundesratsreise auf dem Genfersee. Eine Bootsfahrt, die ist lustig, für Alain Berset, Bundeskanzler Walter Thurnherr, Simonetta Sommaruga und Ignazio Cassis. Ueli Maurer dreht allen den Rücken zu. - Twitter/@BR_Sprecher

Dass Maurer flapsige Antworten auf Journalistenfragen gibt oder auch mal «kä Luscht» hat, kennt man seit Jahren. So auch gestern bei der Frage der «SRF Tageschau» nach den corona-bedingten Veränderungen im Bundesrat: «Er ist älter geworden.» Doch Maurer kommt auf Schnappschüssen der Bundesratsreise durchgehend schlecht weg, dreht den Mitreisenden gar demonstrativ den Rücken zu.

Ueli Maurer kann auch anders

Einerseits ist nicht jeder ein (unfreiwilliger) Spassvogel wie Guy Parmelin. Andererseits wird auch Karin Keller-Sutter den Ruf der «eisernen Lady» nicht los, die überkorrekt kaum einen Mundwinkel verzieht.

Doch von Ueli Maurer weiss man: Er kann auch anders, auch auf Bundesratsausflügen. Insbesondere dann, wen er selbst als amtierender Bundespräsident Tätschmeister und Programmgestalter sein darf.

Aber zum Beispiel auch 2014, als er ohne Murren gesamtbundesrätliche Winke-Spiele inklusive Welle mitmachte. Gleichentags strahlte er fröhlich auf dem ersten Bundesrats-Selfie der Weltgeschichte.

Schmollende Bundesräte treten zurück

Beim Medien-Treff zum Auftakt der Bundesratsreise vermittelte Maurer den Eindruck, er halte den gruppendynamischen Ausflug für unnötige Zeitverschwendung. Oder aber dass ihn die Anwesenheit der Journalisten einfach nervt. Die Laune scheint sich aber auch 24 Stunden später nicht gebessert zu haben, Waadtländer Weisswein hin oder her.

Sind es familiäre Sorgen oder im EFD hängige Dossiers, die Ueli Maurer plagen? Das ist zu diesem Zeitpunkt reine Spekulation. Mürrische Bundesräte auf dem Bundesratsausflug sind aber auch nichts Neues.

Legendär ist diesbezüglich die Bundesratsreise von 2010, als die Landesregierung gemeinsam ein Gemälde erschuf. Bei der anschliessenden Medienrunde soll Ueli Maurer einer der zugänglichsten gewesen sein. Mit finsterer Miene, halb versteckt hinter Kollege Hans-Rudolf Merz, schmollte aber Moritz Leuenberger und irritierte damit Anwesende und Öffentlichkeit. Eine Woche später reichte er seinen Rücktritt aus dem Bundesrat ein.

Bundesratsreise 2010: Während alle ob des gemeinsam erschaffenen Gemäldes schmunzeln, scheint dem sonst so kunst-affinen Moritz Leuenberger etwas über die Leber gekrochen zu sein. - Keystone