Bundesrat darf auf Schulreisli Apéros mit Volk geniessen

Auch Bundespräsident Parmelin darf ein «Schulreisli» für seine Kollegen organisieren. Er musste allerdings zuerst die nötige Erlaubnis abwarten: des Bundesrats.

Die Bundesräte, v.l.n.r., Simonetta Sommaruga, Karin Keller-Sutter, Alain Berset, Bundespräsident Guy Parmelin, Ueli Maurer, Viola Amherd und Ignazio Cassis, sowie Bundeskanzler Walter Thurnherr, dritter von links, auf dem Weingut der Kartause La Lance in Concise VD. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat geht auf seine traditionelle Schulreise vor der Sommerpause.
  • Lange war unsicher, ob und in welcher Form sie stattfinden kann.
  • Mit den vom Bundesrat beschlossenen Lockerungen sind Apéros mit der Bevölkerung erlaubt.

Traditionellerweise findet jedes Jahr nach der letzten Bundesratssitzung vor der Sommerpause ein Ausflug der Landesregierung statt. Dass das «Schulreisli» der Bundesräte heuer auf den 1. und 2. Juli fällt, konnte man sich ausrechnen. Doch erst jetzt wurde der Bundesratsausflug auch offiziell bestätigt.

Bundesrat Guy Parmelin fährt auf einem E-Bike während der Bundesratsreise am Freitag, 8. Juli 2016 in Abländschen im Simmental. - Keystone

Bundespräsident Guy Parmelin zieht es wenig überraschend ins heimische Waadtland. Er konnte dies aber noch nicht herumposaunen, weil die Bewilligung von höchster Stelle dafür fehlte. Nämlich vom Bundesrat: Parmelin und seine sechs «Mitschüler» hatten öffentliche Apéros, Ansprachen und Medienkonferenzen verboten. Bis zum letzten Mittwoch, als der Bundesrat gerade noch rechtzeitig sich selbst die Erlaubnis zum gruppendynamischen Ausflug mit Bevölkerungskontakt gab.

In der Heimat des Bundespräsidenten

In aller Regel reisen die Bundesräte in den Heimatkanton des Bundespräsidenten, wobei «Heimat» ein dehnbarer Begriff ist. Guy Parmelin hat sich für Abstecher an den Neuenburgersee und ins Vallée du Joux entschieden. Die zweitägige Reise symbolisiert auch eine Rückkehr zur Normalität. Im vergangenen Jahr musste Bundesrätin Simonetta Sommaruga «ihre» Reise wegen Corona zusammenstreichen.

Ein wichtiges Element solcher Kader-Ausflüge ist das gemeinsame Seele-baumeln-lassen und Team building. Dass beim Abendessen im kleinen Kreis auch auf gute Zusammenarbeit angestossen wird, ist kein Geheimnis. Wohl um diesbezüglich nichts anbrennen zu lassen, führt Weinbauer Guy Parmelin seine Kollegen schon am Donnerstagmorgen in ein Weingut.

Privilegien und Luxusuhren

Nördlich von Yverdon am Neuenburgersee liegt die Kartause «La Lance», wo unter anderem Chasselas Chauval, Œil-de-Perdrix und Pinot Noir gekeltert werden. In den Räumlichkeiten aus dem 14. Jahrhundert gibt der Bundespräsident den angereisten Medien einen Überblick über die diesjährige Reise. Die Devise der Kartause lautet «un privilège», lässt aber offen, ob sich dies auf Wein, Ort oder Besuch bezieht.

Das Gebäude des Uhrmacher-Museums von Audemars Piguet im Dorf Le Brassus, das zur Gemeinde Le Chenit VD gehört. - Keystone

Anschliessend geht es ins Vallée de Joux im Waadtländer Jura, wo der Wirtschaftsminister wohl oder übel das Thema wechseln muss. Denn Le Chenit, am südlichen Ende des Lac du Joux, ist Heimat von rund 50 Unternehmen im Bereich Mikrotechnik und Uhrmacherei. Darunter so klingende Namen wie Jaeger-LeCoultre, Breguet, Audemars Piguet, Blancpain, Bulgari und Patek Philippe. Über Mittag ist allerdings eine ganze Stunde zur Begegnung mit der Bevölkerung vorgesehen, inklusive Aperitif.

Über den weiteren Verlauf des Bundesratsreisli ist noch wenig bekannt – er möchte schliesslich auch einmal ungestört geniessen. Klar ist einzig, dass am Freitag eine weitere Begegnung mit der Bevölkerung stattfinden wird. Dieses mal am Genfersee, wo die Bevölkerung von Nyon – man ahnt es – zum Apéro geladen ist. Wie in Le Chenit unter strikter Einhaltung der Corona-Massnahmen, «Änderung der Richtlinien des Bundes vorbehalten», heisst es auf der Einladung.