Vor zehn Jahren starb Peter Alexander

Es war ein Leben für die Musik, den Film und die Unterhaltung: Kaum jemand prägte die Showbranche der Nachkriegszeit wie Peter Alexander. Jahrzehnte war er höchst erfolgreich. Am Ende kamen dunkle Stunden.

Der Schauspieler, Entertainer und Sänger Peter Alexander bei einer Fernseh-Gala 1975. Foto: picture alliance / dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Er erzielte mit seinen Shows Einschaltquoten wie sonst nur Endspiele der Fussball-Weltmeisterschaft.

Bis zu 38 Millionen Zuseher allein in Deutschland amüsierte Peter Alexander.

Er tanzte, sang und blödelte mit den berühmtesten heimischen wie internationalen Stars auf grosser Bühne. Ohne Allüren, skandalfrei und stets bescheiden trat der Österreicher auf. Hinter den Kulissen regelte seine Frau Hilde mit strenger Hand über ein halbes Jahrhundert lang jeden persönlichen wie beruflichen Aspekt seines Lebens. Doch statt seinen Ruhestand in vollen Zügen geniessen zu können, war Alexander am Ende seines Lebens in Trauer. Er starb vor zehn Jahren in Wien (12.2.2011).

«Er war sehr lustig, wie in seinen Filmen. So war er wirklich», erinnert sich Eva Kresic. 14 Jahre lang, bis zu seinem Tod, war sie Köchin und Haushälterin des Stars. Bis heute schwärmt sie von der Freundlichkeit und Bodenständigkeit der ganzen Familie. «Ich habe mir gedacht, es gibt Glitzer, Glamour, Hollywood. Aber Peter Alexander war ganz normal und hat sich über meine Hausmannskost gefreut», sagt die 72-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Anekdoten der gemeinsamen Zeit und seine liebsten Rezepte, Schweinsbraten und Tafelspitz, veröffentlichte Kresic im 2019 überarbeiteten Buch «Ein Stückchen vom Himmel».

Geboren wurde der Entertainer als Peter Alexander Neumayer am 30. Juni 1926 in Wien in eine gutbürgerliche Familie. Schon früh zeigte sich seine musikalische wie komödiantische Seite. In der Schule fiel er nicht mit guten Noten, dafür mit Parodien seiner Lehrer auf. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er kurzzeitig eingezogen.

Wieder zurück in Wien kam er dem Wunsch der Eltern, Arzt zu werden, nicht nach. Er absolvierte das renommierte Max Reinhardt Seminar und nahm jede Gelegenheit wahr aufzutreten. Seinen ursprünglichen Plan, als seriöser Schauspieler am Burgtheater zu spielen, verwarf er schnell. Spätestens nach dem Besuch eines Konzerts von Frank Sinatra 1950 in London wollte er singender Entertainer werden.

Bereits sein erstes Lied «Das machen nur die Beine von Dolores» wurde 1951 ein Erfolg. Es folgten zahlreiche Top-10-Hits mit viel Schmelz in der Stimme, wie etwa «Die kleine Kneipe». Zeitgleich trat er in über 50 bis heute teils legendären Spielfilmen auf («Im weissen Rössl», «Die Abenteuer des Grafen Bobby», «Charleys Tante» oder «Schwejks Flegeljahre»). 1969 gelang ihm dann der Sprung zur eigenen Hauptabendshow.

In der «Peter Alexander Show», die im ZDF und im ORF zu sehen war, traten in den kommenden Jahrzehnten alle grossen Stars an seiner Seite auf. Alexander arbeitete monatelang akribisch auf die Aufzeichnungen hin und hielt zuvor strenge Diät. Bis Ende 1995 die letzte Show produziert wurde, waren unter anderem Roy Black, Falco, Udo Jürgens, Heintje, Hape Kerkeling, Montserrat Caballé, Tom Jones, Liza Minelli oder Johnny Cash zu Gast. Legendär waren die Sketche mit seinem Weggefährten Gunther Philipp. Alexander nahm sich selbst gern auf die Schippe und verkleidete sich in seinen Parodien, etwa als Mitglied der englischen Königsfamilie. In Sonderausgaben spielte er mit den Puppen der «Muppet Show» und der «Sesamstrasse». Ansonsten war er stets adrett gekleidet, im Smoking oder im Dreiteiler mit Fliege und Stecktuch. Skandale oder Brüche gab es nie. Nach seiner letzten Show zog sich Alexander, der privat oft melancholisch war, konsequent aus der Öffentlichkeit zurück. «Er hat das Rentnerleben genossen», sagt Kresic, die von ihm «Frau Eva» genannt wurde. Er drehte seine Runden im Garten, angelte, war täglich schwimmen oder in der Sauna, liebte es, Fussballspiele im Fernsehen zu sehen und mit seiner Modelleisenbahn zu spielen.

Trotz seines enormen Erfolgs kämpfte Alexander bis zuletzt mit grossem Lampenfieber. Auch politisch äusserte er sich nicht. Lediglich im Stillen spendete er grosse Teile seines Vermögens, vor allem für Kinder. Kritik, er würde nur eine Idylle vorspielen, konterte er so: «Was haben Sie gegen die «Heile Welt»? Ich glaube, es ist die einzige Welt, in der es sich echt zu leben lohnt.»

Sein persönliches Glück fand er bei seiner Familie. Seine Frau Hilde verehrte er, gleichzeitig managte sie sein gesamtes Leben und hielt sich auch mit Kritik nicht zurück. Alle Details jedes Konzerts segnete sie ab, am Set beobachtete sie jede einzelne Szene ihres Mannes und funkte dem Regisseur schon mal dazwischen, wenn sie unzufrieden war. Alexander, von ihr «Daddy» genannt, konnte so freundlich und unverbindlich bleiben, während Hilde, seine «Schnurrdiburr», hart verhandelte. Hilde brachte eine Tochter in die Ehe mit, gemeinsam bekamen sie noch zwei Kinder.

«Ich bin ein Wiener, ein gemütlicher Typ», beschrieb sich Alexander selbst. Weite Reisen mochte er nicht gerne, Bestrebungen in den USA Karriere zu machen, lehnte er auch wegen seiner Flugangst ab.

2002 feierte er mit seiner Frau noch Goldene Hochzeit, ehe Hilde im Jahr darauf starb. Eine Welt brach für Alexander zusammen. Jeden Tag zündete er eine Kerze für sie an und zog ihre Armbanduhr auf. Sieben Jahre später verunglückte dann seine Tochter bei einem Autounfall in Thailand tödlich. Kresic musste ihm die Nachricht überbringen: «Er hat mich nur angeschaut und den Kopf geschüttelt.» Danach verliess er sein Haus immer seltener. «Trotzdem verlor er nie den Lebensmut, seinen Humor und sein freundliches, zuvorkommendes Wesen», so Kresic, die bis zuletzt an seiner Seite war. Den Tod seines Sohnes im Jahr 2019 in der Türkei musste er nicht mehr erleben.