Bronzemedaille für Jeannine Gmelin an der EM in Varese

Jeannine Gmelin erfüllte die Erwartungen und gewann an der Ruder-EM in Varese die Bronzemedaille.

ruder - nau

Roman Röösli und Barnabé Delarze verpassten im Doppelzweier Bronze um 12 Hundertstelsekunden und wurden Vierte.

Der Leichtgewichtsdoppelzweier mit Andri Struzina und Jan Schäuble egalisierte als Fünfter das EM-Resultat aus dem Vorjahr. SWISS ROWING kehrt mit einer Medaille und sechs Booten unter den besten Neun von der EM in Varese (I) zurück.

Nicht als Schnellstarterin bekannt, überliess Jeannine Gmelin diese Rolle auch im heutigen EM-Final anderen Ruderinnen. Die Britin Victoria Thornley liess sich nicht zwei Mal bitten. Bald schon aber setzte sich die Russin Hanna Prakhatsen mit hoher Schlagzahl an die Spitze und schaffte sich noch vor der 1000-Meter-Marke ein ansehnliches Polster, welches sie bis ins Ziel nicht mehr abgeben sollte.

«Mit diesen beiden Ruderinnen im Rücken war es nicht einfach, mich im Rennen zurechtzufinden.» Jeannine Gmelin lag nach der Streckenmitte auf dem vierten Zwischenrang, wusste aber, dass ihre Chance noch kommen würde. Die ebenfalls schnell gestartete Niederländerin Sophie Souwer liess Jeannine Gmelin alsbald hinter sich und befand sich 500 Meter vor dem Ziel auf Medaillenkurs. Im Kampf um die Silbermedaille wurde sie aber von Wellen überrascht.

«Ich musste gegensteuern und verlor dabei etwas Speed. In Nachhinein ärgert mich das natürlich.» Jeannine sicherte sich Bronze, Gold und Silber gingen an Hanna Prakhatsen (RUS) und Victoria Thornley (GBR).

Röösli / Delarze verfehlten das Podium um 12 Hundertstelsekunden

Der Photofinish war an dieser EM in Varese nicht auf der Seite der Schweizer Boote. Um 12 Hundertstelsekunden verpassten Roman Röösli und Barnabé Delarze im Doppelzweier EM-Bronze und belegten den vierten Rang. «Das Resultat fuchst natürlich, motiviert aber gleichzeitig für die kommenden Rennen», sagte Roman Röösli. «Abgesehen vom Resultat ruderten wir ein ziemlich gutes Rennen.»

Das Feld startete wie erwartet explosiv, wobei Russland den schnellsten Start hinlegte. Das Schweizer Boot ruderte auf der seeseitigen Aussenbahn und pendelte im gleichauf liegenden Feld zwischen den Rängen 3, 4 und 5. Nach der Streckenhälfte fielen die Russen leicht zurück.

Die Schweizer passierten die 1500-Meter-Marke auf dem 5. Zwischenrang, um danach in einen langen Endspurt überzugehen. Dabei überholten sie das polnische Boot, die Europameister 2019, und machten sich daran, sich auf den letzten Rennmetern mit wuchtigen Schlägen an den Briten vorbeizuschieben.

Nur: Das Zielfoto ergab, dass die Briten um eine Bugballlänge respektive 12 Hundertstelsekunden die Nase vorne behalten konnten. Das Schweizer Boot wurde damit auf den 4. EM-Rang verwiesen. Der Sieg ging verdient an Frankreich mit Matthieu Androdias und Hugo Boucheron, die das ganze Wochenende eine bestechende Form gezeigt hatten.

Dass zwischen dem zweitplatzierten Boot aus den Niederlanden und dem viertplatzierten aus der Schweiz insgesamt nur 23 Hundertstelsekunden lagen, zeigt, wie hoch das Niveau in dieser Bootsklasse im Olympiajahr 2021 ist.

Struzina / Schäuble: Als Fünftplatzierte das EM-Resultat egalisiert

Mit ihrem 5. EM-Rang in Varese egalisierten Andri Struzina und Jan Schäuble ihr Resultat der EM in Polen vom vergangenen Oktober im Doppelzweier der Leichtgewichte, bewiesen sich als A-Finalboot und zeigten Konstanz auf hohem Niveau. «Grundsätzlich sind wir mit der EM sehr zufrieden», bilanzierte Andri Struzina. Das Rennen glich auf der ersten Streckenhälfte dem Final vom letzten Herbst. Vorneweg kämpften Deutschland und Italien um die Spitze. Die Iren, Weltmeister 2019 und in Polen 2020 nicht anwesend gewesen, räumten indessen das Feld von hinten auf und zogen in der zweiten Streckenhälfte an allen vorbei.

Das Schweizer Boot lag von Beginn weg auf dem fünften Zwischenrang und konnte das tschechische Boot im Fernduell der Aussenbahnen nicht überholen. Das Boot aus der Ukraine indessen hielten die Schweizer hinter sich auf Distanz. Dieses Rennen war für Struzina / Schäuble ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur finalen Olympia-Qualifikationsregatta Mitte Mai in Luzern. Andri Struzina: «Wir wissen nun, wo wir stehen und was wir verbessern wollen. Entsprechend freuen wir uns auf das Trainingslager. Der Rest kommt mit der Saisonplanung und der Rennerfahrung.»

Vierer-ohne: Erneut ein Photofinish zu Ungunsten der Schweizer

Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch stach der Vierer ohne Steuermann mit Andrin Gulich, Joel Schürch, Paul Jacquot und Markus Kessler in den B-Final. Das Boot hatte tags zuvor den Final der besten sechs Boote nur um 4 Hundertstelsekunden verpasst. Aber auch heute sorgte ein Wimpernschlag-Finalrennen für ein bitteres Ende. Diesmal musste sich die Schweizer Crew um 7 Hundertstelsekunden geschlagen geben. Das Boot aus Frankreich startete von der Spitze weg ins Finalrennen um die EM-Ränge 7-12. Bei Streckenhälfte lagen die Schweizer auf dem zweiten Zwischenrang und klemmten sich an Frankreichs Fersen.

Im furios geruderten Spurt vermochten sie sich aber um wenige Zentimeter nicht an Frankreich vorbeizuschieben und belegten mit dem 2. Rang im B-Final den 8. EM-Gesamtrang. Das Olympiaboot sieht sich zwar auf Kurs, musste aber auf die harte Tour feststellen, dass im Rudersport die Entscheidung über Sieg und Niederlage mittlerweile im Hundertstelbereich fällt.

Nicht zufrieden dürfte Sofia Meakin mit ihrem 9. EM-Gesamtrang sein. Als Vize-Europameisterin im Leichtgewichtseiner angetreten, waren ihre Ziele höhergesteckt. Auch im heutigen B-Final lief das Rennen nicht für die Genferin. Zwar führte sie das Rennen bei Streckenhälfte noch an. Dann aber drehte Weronika Deresz auf. Die 35-jährige Polin verfügt über langjährige, internationale Erfahrung im Leichtgewichtsdoppelzweier. 500 Meter vor dem Ziel lag Sofia Meakin noch auf dem zweiten Zwischenrang, wurde aber noch von der Deutschen Katrin Thoma abgefangen und schliesslich Dritte.

Der Frauendoppelvierer mit Ella von der Schulenburg, Lisa Lötscher, Pascale Walker und Fabienne Schweizer belegte im B-Final den dritten Rang und somit den 9. EM-Gesamtrang. Das Boot heftete sich zum Rennstart direkt an die Fersen der führenden Boote aus Polen und Frankreich.

Auf der zweiten Streckenhälfte gelang es der jungen Crew zwar nicht, an die Französinnen aufzuschliessen, sie hielt aber das aufkommende, russische Boot in Schach. Den Auftakt zum Finaltag hatte frühmorgens Tim Roth gemacht. Mit seinem Start-Ziel-Sieg im D-Final klassierte sich der 19-Jährige auf dem 19. EM-Gesamtrang. Ein Versprechen für die Zukunft, so der Schweizerischen Ruderverband.

Fazit des Verbandsdirektors Christian Stofer

«Mit einer Medaille und drei Booten in den A-Finals haben wir unser Ziel erreicht. Bei dieser ersten internationalen Regatta, bei der alle starken europäischen Rudernationen vertreten waren, sahen wir starke und sehr enge Rennen auf hohem Niveau.

Unsere bereits für die Olympischen Spiele qualifizierten drei Boote waren konkurrenzfähig. Wermutstropfen war, dass wir im Endspurt das glückliche Ende oftmals nicht für uns beanspruchen konnten. Das aber kann man trainieren, und daran werden wir in den nächsten Wochen und an den kommenden Weltcups arbeiten. Wir sind auf Kurs.

Erfreuliche Konstanz zeigte auch der Doppelzweier der Leichtgewichte mit seinem fünften Rang. Er wird sich bis zur finalen Olympia-Qualifikationsregatta Mitte Mai auf dem Luzerner Rotsee noch weiterentwickeln. Ich ziehe ein positives Fazit von einer hochstehenden Regatta, wie sie in einem Olympiajahr nicht anders zu erwarten war.»