Hat der Verbrennungsmotor wirklich ausgedient?

Erneut ist der CO2-Ausstoss von Neuwagen gestiegen. Die Politik setzt auf E-Mobilität. Den Verbrennungsmotor sollte man aber nicht abschreiben. Eine Analyse.

Im Verbrennungsmotor sehen viele Politiker ein Auslaufmodell. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Politik sieht die Auto-Zukunft in der Elektromobilität.
  • Mit Biogas oder synthetischen Treibstoffen ist aber auch der Verbrenner umweltfreundlich.

Die Politik will die Umwelt schützen. Darum stellt sie der Autobranche CO2-Ziele auf. Das Problem: Die Importeure verfehlen diese Jahr für Jahr.

Nicht nur das: Seit Jahren steigt der CO2-Ausstoss der Neuwagenflotte. Importeure müssen darum Bussen zahlen, für 2019 fallen insgesamt 78 Millionen Franken an.

Zu Jahresbeginn wurden die Ziele noch verschärft. Dass die Branche diese erreicht, hält kaum jemand für realistisch. Trotzdem sind weitere Verschärfungen bereits geplant.

Besonders in China ist die Nachfrage nach Autosvon Tesla, Inc. massiv gestiegen. - Getty Images

Die Politik will Händler und Kunden Richtung E-Mobilität bewegen. Das Elektroauto wird stark gefördert, aber auch in Wasserstoff verspricht man sich ein grosses Potenzial.

CO2-neutral mit Biogas

Vom Verbrennungsmotor spricht niemand, wenn es um die Zukunft der Automobilität geht. Ein Fehler.

Denn entscheidend ist, was verbrannt wird. Es muss nicht Benzin oder Diesel sein. Wer heute mit einem Gas-Auto unterwegs ist, das Biogas getankt hat, ist praktisch CO2-neutral unterwegs.

Grosses Potenzial sieht die Wissenschaft primär in synthetischen Treibstoffen. Die Idee: Aus überschüssigem Ökostrom wird Gas oder ein flüssiger Treibstoff hergestellt. Dann ist es auch wenig problematisch, dass ein Verbrennungsmotor einen schlechteren Wirkungsgrad hat.

So bewirbt Audi seine Gas-Autos.

Technisch sind synthetische Treibstoffe marktreif. Das Problem: Noch fehlen entsprechende Regulierungen und Gesetze. Das sollte sich mit der Revision des CO2-Gesetzes ändern.

Preis ist hoch

Wie gut die Technik funktioniert, hat der deutsche Autobauer Audi bereits bewiesen. Wer einen Gas-Audi kauft, fährt über eine gewisse Zeit CO2-neutral: Der Autobauer produziert mit einer eigenen Anlage so viel Gas, wie die Kunden verbrauchen und speist es ins Netz ein.

Das Problem ist der Preis. Synthetische Kraftstoffe sind – egal in welcher Form – in der Herstellung teuer. Die Kosten dürften aufgrund von Skalierungseffekten sinken, allerdings bleiben Benzin und Diesel günstiger. Die Produktion dürfte langfristig rund doppelt so teuer bleiben. Durch politische Massnahmen könnte dieser Effekt abgefedert werden.

Eine Power-to-Gas-Anlage in Rapperswil mit Gastankstelle. Hier wird erforscht, wie man Strom noch effizienter in Methan umwandeln kann. - zvg

Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa geht davon aus, dass die Technologie dort zum Einsatz kommen wird, wo Batterie- oder Wasserstoff-Antriebe wenig Sinn machen. Etwa im Luft- oder Wasserverkehr.

Aber auch für Autos, Nutzfahrzeuge oder Lastwagen. Empa-Forscher Christian Bach sagt: «Synthetische Treibstoffe in verbrennungsmotorischen Fahrzeugen sind aus unserer Sicht vor allem in Langstrecken- und Lastanwendungen die kostengünstigere Möglichkeit, als batterie-elektrische beziehungsweise brennstoffzellen-elektrische Fahrzeuge.»