Wirbel um «Eskimos»-Skischule in Saas-Fee VS

In Saas-Fee VS sorgt eine Skischule für Wirbel. Ist der Name «Eskimos» noch zeitgemäss? Es gibt Forderungen nach einer Namensänderung. Aber auch Verteidiger.

Im Walliser Ski-Ort Saas-Fee gibt es seit 25 Jahren die Skischule «Eskimos». - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • In Saas-Fee im Wallis sorgt die Ski- und Snowboardschule namens «Eskimos» für Wirbel.
  • Dabei gibt es verschiedene Meinungen, ob die Schule den Namen ändern sollte oder nicht.
  • Alaska-Kenner Guido Keel (ZHAW) rät der Skischule ab, sich in «Inuit» umzubenennen.

«Eskimo» – ein Begriff, welcher in der heutigen Zeit stark umstritten ist: Einige Vertreter der arktischen Völker erachten den Ausdruck als rassistisch. So stellt sich heute oft die Frage, ob die Verwendung des Wortes noch zeitgemäss ist.

Beispiele aus der Vergangenheit sorgten für Schlagzeilen: So wurde in etwa ein Dänen-Glace aufgrund von Kritik umbenannt, weil «Eskimo» beleidigend sein kann. Weiter wurde der Name des kanadischen Football-Teams «Edmonton Eskimos» vor rund vier Jahren geändert. Heute heisst das Team «Edmonton Elks».

Nun ist die Diskussion auch in der Schweiz angekommen. Seit 25 Jahren gibt es in Saas-Fee VS die Skischule «Eskimos». Und Kritiker fordern jetzt eine Namensänderung.

«Wir empfehlen der Ski- und Snowboardschule, sich mit der Namensgebung auseinanderzusetzen und eine Antwort zu finden.» Das sagt Giorgio Andreoli von Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus (gggfon) auf Anfrage von Nau.ch.

Auf den Jacken der Skilehrer ist der Schriftzug «Eskimos» prominent abgedruckt, gleich unterhalb des «Eskimo»-Logos. Das sei nicht mehr zeitgemäss, sagt die Fachperson für Diskriminierungsschutz. «Auch wenn der Begriff positiv konnotiert ist.»

Eskimos eine «rassistische Fremdbezeichung»?

Keine Freude am Begriff hat auch Giulia Reimann von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR): «Gewisse Gruppen, die sich selbst als ‹Inuit› bezeichnen, können darin eine diskriminierende und rassistische Fremdbezeichnung sehen. Das Empfinden eines Teils der Bevölkerung kann verletzt werden.»

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Die EKR empfiehlt somit, den Begriff «Eskimo» «aufgrund des heutigen Wissensstands nicht mehr zu verwenden». «Es gibt sicherlich genug kreative und unproblematische Namen.»

Alaska-Kenner gibt Gegensteuer: «Inuit» wäre absurd!

Wie diese Alternativen aussehen könnten? Gemäss Guido Keel, Journalismus-Dozent an der ZHAW, ist «Inuit» ganz sicher keine davon. «Das fände ich total absurd. Hier ist es ein Fantasiename und nicht eine konkrete Gruppe von Menschen gemeint.»

Das würde sich mit einer «Inuit»-Namensänderung ändern. «Dann würde man damit sagen, dass man wirklich diese Menschen meint, aber jetzt einen scheinbar passenderen Begriff verwendet.»

Keel studierte Ethnologie, lebte selbst monatelang mit «Eskimos» in Alaska zusammen. Der Alaska-Kenner gibt Gegensteuer zur Namens-Debatte.

«Ich finde die Verwendung hier nicht problematisch. Weil der Begriff zunächst nicht so klar beleidigend ist, wie er manchmal dargestellt wird. Wahrscheinlich würden sich meine Eskimo-Freunde fragen, weshalb sich eine Gruppe von Schweizer Skilehrern als Eskimos bezeichnet. Aber ich glaube nicht, dass sie sich beleidigt fühlen würden.»

Keel hält fest, dass es wohl immer Leute geben wird, die sich beleidigt fühlen. «Ich glaube, damit muss man leben.»

Die Skischule «Eskimos» wollte sich gegenüber Nau.ch nicht äussern.

Guido Keel, Journalismus-Dozent an der ZHAW, findet den Begriff «Eskimos» im Bezug auf eine Walliser Skischule unproblematisch. - Keystone