Ukraine Krieg: Asylbewerber wollen Geflüchteten helfen

Asylbewerber aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea zeigen Anteilnahme am Schicksal der Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg. Viele wollen helfen, können aber nicht.

Flüchtlinge in der Schweiz. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Menschen aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea verstehen die Ukraine-Flüchtlinge gut.
  • Laut dem Roten Kreuz zeigen sie viel Anteilnahme und äussern oft den Wunsch, zu helfen.
  • Jedoch fehlen den Asylbewerbenden dazu meist die nötigen Ressourcen.

Wegen des Ukraine-Kriegs sind bereits tausende Menschen in die Schweiz geflüchtet. Hier erhalten sie den besonderen Schutzstatus S, der ihnen sogar erlaubt zu arbeiten. Ein Status, den indes Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea nicht bekommen.

Diese zeigen aber ein grosses Verständnis für die Lage der Neuankömmlinge. «Es kommt sicher vor, dass sie sich Fragen stellen», so Christian Rupp, Geschäftsleiter des Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) St. Gallen. «Etwa, ob es stimmt, dass nun alle gleich in Wohnungen und Familien unterkommen und warum das bei ihnen anders war.»

Bei anderen Flüchtlingen überwiegt Mitgefühl für Ukrainer

Wütend seien nicht-ukrainische Flüchtlinge seiner Erfahrung nach deswegen aber nicht, meint Rupp: «Es überwiegt vor allem das Mitgefühl für die Menschen, die nun ebenfalls Schlimmes erleben müssen und flüchten müssen

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«Es herrscht eine grosse Betroffenheit», bestätigt auch Robert Feldmann, Leitender Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie beim SRK-Fachzentrum Gravita. «Manche haben den Wunsch, den Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen.»

Die Aussage «Ich verstehe, wie es ihnen jetzt geht» hört der Psychiater im Gespräch öfter. Und das Bedürfnis zu helfen ist in seinen Augen oft ernst gemeint, erklärt er gegenüber Nau.ch.

Jedoch ist es für Asylbewerbende in der Schweiz schwierig, etwas für die Ukrainerinnen und Ukrainer zu tun. «Die meisten haben selbst kein Geld, um zu spenden, kein Auto, um irgendwo hinzufahren für Freiwilligenarbeit», so Feldmann.

Die grosse Anteilnahme komme natürlich auch daher, dass Menschen aus Syrien oder Afghanistan selbst Krieg in ihrer Heimat erlebt haben. Das löse einerseits Empathie aus, könne aber auch belastende Erinnerungen wieder aufleben lassen.

Spezialisierte Zentren erwarten Welle von Anfragen wegen Ukraine-Kriegs

In der Schweiz gibt es verschiedene Zentren, die Flüchtlingen bei der psychischen Gesundheit helfen können. Bei diesen erwartet man derzeit wegen des Ukraine-Kriegs eine Welle an Anfragen.

Die Gravita SRK bereite daher zurzeit Unterstützungsangebote für ukrainische Flüchtlinge vor. «Wir gehen davon aus, dass ein Grossteil von ihnen mit seelischen Problemen zu kämpfen hat. Sie benötigen Unterstützung, Sicherheit, Zuspruch und Geduld», so Feldmann.

Pflegepersonal in der Schweiz. (Symbolbild) - keystone

Jedoch bereitet ein möglicher Ansturm auch Sorgen, erklärt Rupp: «Wir erwarten, dass dies das Gesundheitssystem vor grosse Herausforderungen stellt. Der Fachkräftemangel ist bereits im Normalbetrieb stark spürbar.»