Schulinseln sollen Lehrer vor Burnouts bewahren

Der Zürcher Lehrerverband will kantonal sogenannte Schulinseln für verhaltensauffällige Schüler einführen. Die Forderung stösst jedoch auch auf Kritik.

Schüler einer Primarklasse im Unterricht. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zürcher Lehrerverband fordert kantonsweit sogenannte Schulinseln.
  • In diesen Räumen sollen sich Störefriede während des Unterrichts zurückziehen können.
  • Das Angebot soll zwar Vorteile bringen, jedoch nur kurzfristig.

Einige Schweizer Schulen haben sie schon: die sogenannten Schulinseln. In diese Räume sollen sich verhaltensauffällige Kinder zurückziehen können, wenn sie den Unterricht stören. Dort können sie etwa betreut lernen oder Hausaufgaben erledigen.

Das Stadtzürcher Schulhaus Luchswiese ist einer der Vorreiter. Weil sich das Angebot bewährt, möchte der Zürcher Lehrerverband (ZLV), das Angebot im Kanton ausweiten. In einem Positionspapier fordert er jetzt, dass alle Schulen über ein niederschwelliges Angebot für Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten verfügen müssten.

Mit Schulinseln gegen Burn-outs

«Der Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern kann in der integrierten Schule ganze Klassen und Lehrpersonen an die Grenze bringen», sage ZLV-Präsident Christian Hugi gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Häufig reichten kurzzeitige Interventionen dazu, die Situation zu beruhigen. Die Schulinsel sei dafür «bestens geeignet».

Auch Lehrverbände anderer Kantone wollen sogenannte «Time-out-Lösungen» an den Schulen einführen. Laut Jean-Michel Héritier, Präsident Freiwillige Schulsynode Basel-Stadt, würden solche Angebote gar die Burnouts in der Lehrerschaft reduzieren.

Keine langfristige Lösung

Dennoch spreche sich Marion Vögler, Leiterin des Zürcher Volksschulamtes, gegen eine flächendeckende Einführung aus. «Das Konzept ist zu unscharf definiert, die Gemeinden und deren Bedürfnisse sind zu heterogen und die gesetzliche Grundlage für eine kantonale Finanzierung des Angebots fehlt.»

Thomas Lustig, Dozent an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik, bestätige: «Es besteht die Gefahr, dass jede Störung an die Schulinsel delegiert und aus dem Unterricht verdrängt wird.» Dies schwäche die Beziehung zur Klassenlehrperson und die schulische Integration langfristig. Laut des ZLV sei eine Schulinsel nur als kurzfristige Massnahme gedacht, um das Kind so rasch wie möglich wieder in die Klasse zu integrieren.