Lehrer fordern klare Corona-Vorgaben bis Ende Woche

Bevor die obligatorischen Schulen am 11. Mai wieder den Präsenzunterricht aufnehmen, fordern die Lehrer praxistaugliche Schutzkonzepte für den Schulalltag.

Eine Notiz mit der Aufschrift, Abstand zu halten, wegen des Coronavirus an der Schule Dürrenroth BE. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Lehrer fordern praxistaugliche Schutzkonzepte vor der Wiederaufnahme des Unterrichts.
  • Die EDK will Eckwerte definieren, um den Kantonen Spielraum zu geben.
  • Wie die Rückkehr zum Unterricht aussehen soll, entscheiden die Kantone selbst.

Die obligatorischen Schulen dürfen ab dem 11. Mai wieder öffnen. So sieht es der Drei-Phasen-Plan des Bundesrats zur schrittweisen Lockerung Massnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus vor.

Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) begrüsst die Aussicht auf eine Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts. Doch bevor dies geschehen könne, müssten die offenen Fragen zwingend geklärt werden. Das schreibt der LCH am Dienstag in einer Medienmitteilung.

Dagmar Rösler, Präsidentin des Schweizer Lehrerverbandes. - Keystone

«Die Umsetzung des Präsenzunterrichts im Zusammenhang mit dem Schutzkonzept wird eine grosse Herausforderung werden. Da ist noch vieles unklar», schreibt LCH-Zentralpräsidentin Dagmar Rösler auf Anfrage.

«Wir hoffen auf Präzisierungen Ende dieser Woche oder spätestens Anfang nächster Woche. Sind uns aber bewusst, dass dies sportlich ist», so Rösler weiter.

Hygienevorschriften

Der Schutz der Gesundheit der Lehrpersonen, der Schüler und deren Eltern müsse weiterhin oberste Priorität haben. Deshalb brauche es ein «praxistaugliches Schutzkonzept » zur Umsetzung der Hygienevorschriften und Abstandsregelungen im Schulalltag. Dieses müsse konkret beschreiben, wie der Unterricht, aber auch andere Tätigkeiten insbesondere die Pausen gestaltet werden sollen.

Kinder rennen in ein Schulhaus am ersten Schultag im Kanton Basel-Stadt. (Symbolbild) - Keystone

Schüler und Lehrpersonen, die zu einer Risikogruppe gehören oder mit einer schutzbedürftigen Person zusammenleben, sollen vom Präsenzunterricht dispensiert werden können.

«Chancengerechtigkeit muss gewahrt bleiben»

Umfragen hätten gezeigt, dass der Fernunterricht die Leistungsunterschiede zwischen bildungsnahen und bildungsfernen Schülern verstärkt hätte. Es brauche nun gezielte Unterstützungsmassnahmen für die Betroffenen. «Die Chancengerechtigkeit muss gewahrt bleiben», so der LCH.

Es seien ausserdem zusätzliche Ressourcen nötig, um insbesondere die jüngsten Schüler wieder an den Schulbetrieb zu gewöhnen.

Für die Vergabe von Zeugnissen und zur Durchführung von Abschlussprüfungen fordert der LCH «koordinierte und landesweite Lösungen». Kantonale Sonderlösungen würden zu einer unfairen Situation führen, die vermieden werden müsse. Zusätzlich soll im Zeugnis die aussergewöhnliche Situation wegen der Pandemie vermerkt werden.

Entscheidung liegt bei den Kantonen

Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) arbeite derzeit an der «Festlegung von Eckwerten für die Wiedereröffnung der obligatorischen Schule». Diese würden von Bund und Kantonen zusammen erarbeitet, schreibt Stefan Kunfermann, Leiter Kommunikation der EDK. «Oberstes Gebot bleibt der Schutz der Gesundheit von Schülerinnen und Schülern, ihren Familien sowie Lehrpersonen.»

«Wichtig sind für die Kantone insbesondere praktikable und umsetzbare Lösungen, die den Kantonen Spielraum bieten», so Kunfermann.

In obligatorischen Schulen in der Schweiz bleiben vermehrt Kinder aus Akademiker-Familien sitzen. - Keystone

«Der Bundesrat definiert den Zeitpunkt der Aufhebung des Verbots. Über die Art und Weise, wie die Kantone die Rückkehr zum Präsenzunterricht gestalten, entscheiden diese eigenständig.» Es besteht somit die Möglichkeit, dass in einzelnen Kantonen der Präsenzunterricht länger als bis zum 11. Mai ausfällt.