Israel-Gaza-Krieg: Berner Linke veranstalten Rave für Palästina

Für die palästinensischen Opfer im Israel-Gaza-Krieg gibt es in Bern einen Rave. Dass dieser nicht auch israelischen Opfern gilt, stösst einigen sauer auf.

Die Reitschule erhitzt mit einer Veranstaltung zum Israel-Gaza-Krieg die Gemüter. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Berner Reitschule gibt es Mitte April einen Rave zur Solidarität für Palästina.
  • Das Veranstaltungsformat in Form eines Raves sorgt für Kritik.
  • Am 7. Oktober überfielen Hamas-Terroristen an einem Rave junge Israeli.

Der Israel-Gaza-Krieg stellt die Linken vor die Zerreissprobe. Jüngstes Beispiel? Eine geplante Veranstaltung im Dachstock der Berner Reitschule.

Am 12. April soll am «Dachstock Against Genocide Solidarity Rave» (Deutsch: «Anti-Genozid-Solidaritäts-Rave») mit Technomusik die Solidarität für die palästinensische Zivilbevölkerung bekundet werden. Die Einnahmen sollen unter anderem Kindern in Gaza zugutekommen.

Für die Veranstaltung heimst sich das linksautonome Kulturzentrum reichlich Kritik ein. Der Vorwurf: Der Rave sei «pietätlos» gegenüber den Opfern der radikalislamischen Hamas.

Israel-Gaza-Krieg begann mit Massaker an Rave

Zur Erinnerung: Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen Israel und richteten ein Massaker an. Auf dem Gelände des Festivals Supernova Sukkot Gathering unweit des Gazastreifens wurden 364 Menschen getötet, weitere wurden verletzt.

Insgesamt 40 Menschen wurden als Geiseln genommen. Zudem wurden etliche Frauen, die am Rave teilnahmen, durch Hamas-Terroristen vergewaltigt.

Und auch linke Künstler, die in der Vergangenheit selbst in der Reitschule aufgetreten sind, kritisieren die Veranstaltung. Rapper Greis, Teil der Berner Chlyklass-Crew, schreibt: «Rave? Ist das euer Ernst?» Und Beatboxer Knackeboul kommentiert: «Kaputt.»

Gegenüber Nau.ch wollten die Künstler ihre Kritik bislang nicht ausführen.

Rückendeckung gibt es dafür vom Experten. Peter G. Kirschschläger, Ethik-Professor an der Universität Luzern, kann die Kritik am Palästina-Rave nachvollziehen, wie er auf Anfrage erklärt.

«Es ist ethisch problematisch, einen solchen Rave zu organisieren, ohne die Terrorattacke vom 7. Oktober 2023 scharf zu verurteilen und den Opfern des Terroranschlags zu gedenken», sagt er.

Peter G. Kirchschläger, Ethik-Professor an der Universität Luzern. - zvg

Er ergänzt: «Menschenrechtsverletzungen müssen immer kritisiert und gestoppt beziehungsweise verhindert werden. Egal wo, wann und durch wen sie vorgenommen werden.»

Dachstock-Kollektiv beklagt Rassismus

Was sagen die Veranstaltenden selbst zur Kritik? Trotz mehrmaliger Anfrage hat das Dachstock-Kollektiv die Fragen nicht beantwortet. Auch die Gruppierung «Bern for Palestine» liess die Anfrage von Nau.ch ins Leere laufen.

Vier Tage nach der ersten Anfrage durch Nau.ch erklärte sich das Dachstock-Kollektiv jedoch gegenüber der «Berner Zeitung» mit einem allgemeinen Statement: «Der Dachstock bleibt ein offener Treffpunkt für alle Menschen!» Diskriminierung jeglicher Art würde nicht toleriert.

Palästinenser begutachten im Israel-Gaza-Krieg die Trümmer eines Hauses in Rafah. - sda - Keystone/AP/Fatima Shbair

Der Rave soll als politisches Werkzeug marginalisierter und unterdrückter Gruppen verstanden werden.

Auch die Symbolik verteidigt das Kollektiv. Beworben wird der Event nämlich mit einem vermummten Mann. Einige User kritisieren, dass diese martialische Aufmachung an einen Hamas-Terroristen erinnere.

Dazu heisst es aus dem Dachstock: «Träger*innen von Kufiya-Tüchern (auch bekannt als Palästinensertücher, Anmerkung der Redaktion) mit Terroristen gleichzusetzen, werten wir als rassistischen Akt.»

Dachstock-Kollektiv fordert sofortige Waffenruhe in Gaza

Nau.ch weiss: Auch in der Reitschule, die von einem basisdemokratischen Kollektiv getragen wird, laufen die Diskussionen zum Israel-Gaza-Krieg heiss.

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Erst am 25. Januar rang sich der Dachstock zu einem Statement durch. Darin wurde ein «sofortiger Waffenstillstand» in Gaza gefordert. Der «laufende Genozid an der palästinensischen Zivilbevölkerung» müsse gestoppt werden.

Solidaritätsbekundungen für die Opfer der Hamas sowie deren Geiselnahmen? Auch hier Fehlanzeige.