In der Schweiz fehlen mehr als 3000 Klassenzimmer

Die Anzahl Schülerinnen und Schüler steigt in der Schweiz noch bis mindestens 2031 an. Doch das hiesige Bildungswesen hat jetzt schon ein riesiges Platzproblem.

Schülerinnen und Schüler gehen die Treppen hoch zum Schulhaus in Neuenhof, am Montag, 9. August 2021. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz nimmt die Anzahl schulpflichtiger Kinder noch bis mindestens 2031 zu.
  • Doch schon jetzt suchen Behörden im ganzen Land händeringend nach Schulraum.
  • Der Ukraine-Krieg hat die Situation noch einmal weiter verschlimmert.

Die Schweizer Klassenzimmer platzen aus allen Nähten: In den letzten zehn Jahren stieg die Anzahl Schüler in der Schweiz um 6,9 Prozent auf rund 976'000. Gemäss dem Bundesamt für Statistik (Bfs) hört die Zunahme an schulpflichtigen Kindern frühestens 2031 auf.

Doch in diese Statistik sind die Ereignisse in der Ukraine noch gar nicht eingeflossen. In der «NZZ am Sonntag» errechnete eine Planungsfirma darum: Die Schweiz bräuchte in den nächsten zehn Jahren Räume für ungefähr 3000 Klassen mehr.

Unterricht auf Sportplätzen, in Polizeiposten und in Stadiontürmen

Das Problem ist nicht neu, wie der Autor dieses Artikels in seiner Schulzeit selbst erlebte: Bereits in den Jahren 2007 bis 2010 gab es am Gymnasium Liestal BL zu wenige Turnhallen, darum war auch am Samstagmorgen Unterricht. Lektionen wurden zudem in «temporären» Barracken auf dem Basketball-Platz und dem Schulhof gehalten. Ein Teil davon ist auch noch 12 Jahre später in Gebrauch.

So ist es heute immer noch weit verbreitet, dass Schüler einen Teil ihrer Schulzeit in Provisorien verbringen. In Wil SG ziehen zwei Schulklassen dieses Jahr ebenfalls aus Platzgründen in einen ehemaligen Polizeiposten.

Für das neue «Schulhaus» wurden nur ein paar Wände herausgerissen, so das «St.Galler Tagblatt». In Zürich mietet die Stadt Büro- und Gewerberäume an. Darunter Platz für sechs Primar- und zwölf Sekundarschulklassen in einem der Stadiontürme auf dem Hardturmareal.

Die Regierung verdreifachte 2019 die jährlichen Investitionskosten auf 150 Millionen Franken.

Neubauten wegen Krieg massiv teurer

Die meisten Gemeinden versuchen jedoch, durch neue Anlagen mehr Platz zu schaffen. Doch auch dort gibt es Hindernisse: Der Ukraine-Krieg hat Bauprojekte wegen gestiegener Rohstoffpreise massiv verteuert.

So zum Beispiel in Menzingen ZG. Der Baustart für die Sanierung eines Schulgebäudes musste um acht Monate verschoben werden, um den Baukredit nicht stark zu überziehen.

Auch in Kerns OW wurde die Baustelle für das neue Schulhaus Willa von den Behörden stillgelegt. «Der Grund waren Kommunikationsprobleme mit dem Architekten. Sowie unterschiedliche Vorstellungen zum Projektaufbau und Projektmanagement», sagt Gemeinderätin Daniela Zumstein der «NZZ».

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Einige Kantone wollen angesichts der Prognosen von Pflästerli-Lösungen wegkommen. In Basel-Stadt fordern Bildungs- und Baukommission von der Regierung innert zwei Jahren etwa eine detaillierte Planung für mehr Schulraum. Provisorien sollen so langfristig vermieden werden können.